Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
zurückzulassen. Wäre
Mara nicht dabei, würde er Seite an Seite neben dem Gärtner kämpfen und die Nerakaner und Hobgoblins besiegen
oder ihnen bis zum Ende trotzen. Aber sie war hilflos und
zerbrechlich und…
»Schau auf den Weg, Solamnier!« befahl das hilflose, zerbrechliche, kleine Ding, das ihn am Ohr riß, damit er wieder achtgab. »Jack Derry riskiert doch nicht seinen dummen Kopf, damit du uns den Hals brichst!«Eine Stunde
lang ritten sie schweigend, jeder in seine eigenen Gedanken
versunken. Obwohl Sturm den Gärtner kaum kannte, trauerte er sehr um ihn. Er versteckte sein Gesicht dabei in den
dunklen Falten seiner Kapuze. Dennoch war seine Verwirrung ebenso groß wie die Trauer.
»Jack«, sagte er schließlich zu Mara. »Warum hat er mich
Jack genannt?«
Das Elfenmädchen zog die Pelze, die es bedeckten, enger
zusammen. Mondlicht floß über die silberne Flöte in ihrer
Hand. »Damit sie ihn angreifen und nicht dich, du Einfaltspinsel«, antwortete sie und hob die Flöte an die Lippen.
»Das verstehe ich nicht, Mara«, sagte Sturm, der die ersten Töne der Musik unterbrach.
»Erinnerst du dich an die Fallen und Hinterhalte, von
denen Jack dir erzählt hat? Die dieser Bonito – «
»Bonifaz«, unterbrach Sturm. »Fürst Bonifaz von Nebelhafen.«
»Bonifaz, Bonito…«, meinte Mara wegwerfend. »Wer
auch immer versucht hat, dich aus dem Weg zu räumen.
Meiner Meinung nach hat Jack gedacht, die Räuber wären
eine dieser Fallen.«
»Und daß er mich Jack nannte…«, fing Sturm an, dem es
allmählich dämmerte.
»Hieß, daß der andere junge Mann der Mensch war, den
sie suchten«, sagte Mara. »Der, der dumm und solamnisch
genug sein würde, sie alle aufzuhalten, damit wir entkommen können.«
»Also hat Jack sich… sich für mich ausgegeben!« rief
Sturm aus, der vergeblich versuchte, Eichel wieder auf den
Weg zu lenken.
»Sind alle Feuerklinges so begriffsstutzig?« fragte Mara
ironisch. »Paß auf dein Pferd auf, Meister Sturm, bevor es
uns noch bis ganz nach Neraka schleppt!«Die Dunkelheit
kam rasch und plötzlich, wie so oft gegen Ende des Winters. Sie waren durch hohes Gras und über die Äcker gestreift, immer vergeblich auf der Suche nach dem Weg nach
Dun Ringberg. Westlemisch war offenbar so konturlos wie
das Gesicht eines Mondes, und genauso gastfreundlich.
So weit Sturm sehen konnte, nicht eine Laterne oder
Lampe, kein Holzrauch in der Luft, kein Geräusch von
Herden oder Wachhunden. Es war ein menschenleeres
Land ohne jeden Orientierungspunkt.
Sturm stieg vom Pferd. Vor ihm erstreckte sich das hügelige Land, doch die Wolken verdeckten die Sterne so
gründlich, daß er nicht einmal Norden von Westen unterscheiden, geschweige denn sich vom Himmel leiten lassen
konnte.
»Soviel zu Lemisch«, sagte er niedergeschlagen. »Alles
eine einzige Weide.«
Mara blieb im Sattel und suchte blinzelnd mit ihren
scharfen Elfenaugen die Umgebung ab.
»Dun Ringberg ist irgendwo in der Nähe«, sagte sie. »Da
bin ich ganz sicher.«
Hinter ihnen bewegte sich das Gras, und Cyren krabbelte
ins Freie. Er zog einen einzelnen, weißen Faden hinter sich
her.
»Ich dachte mir schon, daß du schon mal in dieser Gegend gewesen bist«, sagte Sturm, der das Mädchen ansah.
»Allerdings«, meinte Mara ruhig. »Ich bin Jack Derry
schon einmal begegnet – nicht weit von hier.«
»Was? Wie hast du ihn kennengelernt? Und wer ist Jack
Derry wirklich?« fragte Sturm, der vor lauter Neugier alle
solamnische Höflichkeit vergaß. Denn schließlich konnte
die Elfe ihm vielleicht etwas sagen, was sie in das Dorf und
zu Wieland, dem Schmied, und vielleicht in Sicherheit
bringen würde.
»Ich wette, er wartet in Dun Ringberg schon auf uns. Um
das Dorf zu finden, müssen wir zuallererst Osten und Westen unterscheiden können. Das wird uns der Sonnenaufgang früh genug verraten.«
Zwischen den Pelzen sahen ihn ihre dunklen Augen
durchdringend und fragend an.
»Du weißt genau, daß es nicht so ist«, murrte Sturm. »Jedenfalls nicht früh genug. Das Land wimmelt von Banditen, und wir sollten lieber nicht mittendrin lagern.«
»Dann richten wir uns nach den Sternen«, erklärte Mara
und hob wieder die Flöte an die Lippen.
»Nach den Sternen?« fragte Sturm skeptisch. »Schaut
Euch mal die Wolken an, Madame…«
Aber die Elfe hatte die Augen geschlossen, und eine unheimliche Musik erklang aus ihrem Instrument. Es war ein
Choral aus Qualinesti, der Gilean dem Buch gewidmet war.
Knappe Staccatotöne

Weitere Kostenlose Bücher