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Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 11 Tina Daniell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber des Dunkels
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Venora erst vor zwei Tagen von Osthafen nach Abanasinia
in See gestochen war, war Caramon bereits mit jedem an
Bord per du, einschließlich des Kapitäns, den er Jhani Murloch nennen durfte. Jetzt, unter dem Himmel des frühen
Abends, genoß die schmuddelige Gruppe an Deck das Gefühl zünftiger Kameradschaft und einen Krug Met, der die
Runde machte. Die Dämmerung nahte, aber noch erfüllte
die untergehende Sonne den Himmel mit hellem, orangerotem Licht. Keine Wolke verdarb den Anblick. Ein leichter
Wind hielt die Schaluppe beständig in Bewegung. Keiner
der versammelten Matrosen war für die Nachtwache eingeteilt. Sie schienen sich um Caramon zu scharen, weil seine
gute Laune und seine Lebensfreude sie anzogen. So lockten
sie den muskulösen, jungen Mann weiter aus der Reserve,
als der mit seinen zahllosen weiblichen Eroberungen prahlte.
    »Kargod hat die besten Frauen von allen Häfen auf
Krynn«, versicherte gerade ein vierschrötiger Seemann mit
Schnurrbart.
    »Sie sind sehr stattlich, das stimmt«, gab einer seiner Gefährten zurück, der blinzelnd die Augen zusammenkniff.
Er stieß ein verächtliches Lachen aus. »Ich hab’ sie lieber
schlank und lebhaft, und dann ist man in Treibgut besser
bedient.«
    »Ravinia werd’ ich nie vergessen«, sann Caramon, der
vom Trinken bereits eine sehnsüchtige Stimme bekam. Die
Seefahrer schienen bei seinen Worten aufzumerken. »Kennt
ihr das Schankmädchen Ravinia aus Osthafen?« Einer der
Männer grunzte bestätigend. »Mit ihren Küssen hat sie gegeizt«, beklagte sich Caramon, um dann eine e ff ektvolle
Pause einzulegen. »Aber mit meinen war ich großzügig!«
    Brüllendes Gelächter erhob sich auf diese Bemerkung
hin. Caramon warf den Kopf zurück und stimmte mit ein.
Er lachte so sehr, daß ihm die Tränen aus den Augenwinkeln liefen. Man reichte ihm den Metkrug, und er nahm
einen tiefen Schluck, bevor er ihn weiterreichte. Der Krug
machte unter den übrigen sechs überraschend schnell die
Runde und landete wieder in Caramons Händen.
    Er fr eut über den Eindruck, den er schinden konnte,
strich sich Caramon die goldbraunen Haare aus den Augen
und nahm einen weiteren, tie fe n Schluck. Ihm war gar
nicht au fg e fa llen, daß er schon eine Weile der einzige war,
der aus dem Krug trank.
    Sturm Feuerklinge, der oben auf dem Vordeck stand, beachtete das dröhnende Gelächter kaum. Mit gefalteten
Händen lehnte der junge Mann, der unbedingt Ritter von
Solamnia werden wollte, gedankenverloren über der seitlichen Reling des Schiffes und starrte ins dunkler werdende
Wasser. In Sturms klaren, braunen Augen spiegelte sich
kein Licht.
    Lange Minuten verharrte er fast regungslos. Man hätte
ihn mit einer Statue verwechseln können. Als ungeselligster der drei Kameraden an Bord der Venora behielt Sturm
seine Gedanken in einer Weise für sich, die man hätte für
arrogant halten können – was nicht nur einmal auch geschehen war. Doch im abendlichen Zwielicht wirkte das
einsame Pro fi l von Sturm weniger arrogant als abwesend, fr emd nicht nur gegenüber Unbekannten, sondern auch
gegenüber seinen Freunden.
    Seit die Reise begonnen hatte, brütete er nur noch vor
sich hin. Sturms Leben hatte einst auf einem Schiff eine
dramatische Wende erfahren. Als Kinder waren er, seine
Mutter und ihr Gefolge aus dem alten Schloß der Familie in
Solamnia geflohen. Seinen Vater hatten sie zurückgelassen,
denn er sollte mit der wütenden Bevölkerung fe rtigwerden,
die sich gegen die Ritterschaft erhoben hatte.
    Obwohl er damals so jung gewesen war, daß er sich
kaum noch an die Geschichte erinnerte, war diese Erfahrung deutlich in sein Bewußtsein eingeprägt, denn seine
Mutter hatte die Geschichte immer wieder erzählt. Das Bild
seines Vaters, der sie – wenn auch um ihrer eigenen Sicherheit willen – von ihrem Zuhause fortschickte, war seiner
Seele für immer eingebrannt. Schon früh hatte Sturm gelernt, welchen schmerzvollen Preis die Ehre fordern konnte. Heutzutage war der Orden der Solamnier nur bei wenigen hoch angesehen, doch Sturm wollte unbedingt den edlen Idealen seines Vaters entsprechen und Eid und Maßstab
befolgen.
    Wie ein Widerschein seiner düsteren Gedanken türmte
sich am Horizont ein Wolkenberg auf. Scharfer, kalter
Wind kam auf, der Sturm aus seinen Gedanken riß. Er bemerkte die Wolkenmasse augenblicklich, jedoch ohne ihr
besonderes Interesse zu schenken. Unbeteiligt wie ein Kind
stellte er vielmehr fest, daß sie aussah wie ein

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