Der Bund der Drei
Weffi kamen herein. Weffchen hatte seinen Tennisball im Maul, Peter blieb vor dem Bett stehen, roch darunter und sank davor zusammen. Er streckte seine dünne Pfote unters Bett und versuchte Cocki zu streicheln. Und dann, als es ihm gelang, setzte er sich plötzlich auf die Hinterkeulen, reckte den Kopf hoch und stieß ein langgezogenes, unheimliches Wolfsgeheul aus, die Totenklage des Urhundes. Weffi ließ den Ball fallen, machte den Kopf schief, sah mich ernst an und legte sich dann Kopf an Kopf neben Peter vor das Bett.
Uns war’s eiskalt über den Rücken gelaufen. Ich sprang hoch und rannte zum Telefon: »Wir müssen sofort den Arzt anrufen, Cocki ist in höchster Gefahr! Peter hat den sechsten Sinn, er sieht den Tod...«
Wir beschlossen, sofort selbst hinzufahren, und zogen uns in Windeseile an.
»Weißt du was«, sagte Frauchen, »wir werden die zwei anderen auch gleich mitnehmen, es könnte ja etwas Ansteckendes sein .«
Im Wagen legte sich der kleine Patient nicht, wie sonst, auf seinen Platz in der Mitte des Hintersitzes, sondern kroch ins Dunkel auf den Boden zwischen den beiden Sitzbänken. Peterchen ließ ihn nicht aus den Augen, häng-te seinen Kopf zu ihm hinunter und leckte ihm die Stirn. Er weinte leise vor sich hin.
Der Tierarzt wohnte in einem kleinen einstöckigen Haus mit einem winzigen Garten und einer Zwergtanne davor. Nach zwei Stunden kamen wir an die Reihe. Drinnen im Sprechzimmer liefen Weffi und Peter aufgeregt schnüffelnd umher. Cocki wurde auf den Tisch gehoben, abgehorcht. Als man ihn maß, schrie er vor Schmerz. Es zog sich in mir zusammen, denn ich wußte, wie groß der Schmerz sein mußte, wenn dieses harte Tier einen Laut von sich gab. Der Arzt betrachtete das Thermometer, hob die Fellflappe hoch, sah sich das Zahnfleisch an und seufzte:
»Stuttgarter Seuche. Ein wunderschönes Tier übrigens. Hoffentlich kriegen wir ihn noch durch. Gott sei Dank fängt die Lähmung erst an. Ich gebe ihm jetzt gleich eine Serumspritze und werde auch eine Blutprobe nehmen .«
Dann kamen die beiden anderen dran. Peter schlotterte am ganzen Leibe und schrie gottserbärmlich, noch bevor irgend jemand ihn auch nur angerührt hatte. Drei Leute mußten ihn festhalten, als er gemessen wurde. Dann kam Weffi. Er betrachtete alle Manipulationen als einen Riesenjux, reichte jedem die Pfote und sah sich neugierig um, als sich das Thermometer in seinen kleinen Fellpopo schob. Der Arzt lachte und streichelte seinen Kopf: »Ein urkomischer, bildhübscher Kerl! Es ist der schönste Foxl, den ich bisher sah! Gott sei Dank sind wir kerngesund, der kleine Schwarze auch. Aber sicherheitshalber werden wir jedem von ihnen auch eine Serumspritze geben .«
Das geschah sofort, und wir packten alle Drei wieder ein und fuhren nach Hause. Ich fuhr ganz langsam, damit die Stöße der Straße Cocki keine Schmerzen verursachten.
»Da haben wir uns den Kopf zerbrochen, was wir mit unseren drei Raufbolden machen sollten — jetzt nimmt uns das Schicksal vielleicht Cocki und löst damit das Problem...«
»Nein«, sagte Frauchen wild, »nein, er soll nicht gehen, er darf nicht! Wir wollen sie behalten, alle Drei, das gelobe ich !«
Zu Hause ließen wir Cocki ruhig unter Frauchens Bett in seine Höhle kriechen. Er sollte möglichst ruhig und dunkel liegen, hatte der Arzt gesagt. Der Teppich wurde weggeräumt, eine Schale mit schwarzem Tee zum Trinken hingestellt.
Dann verschlang uns Gott sei Dank die Tagesarbeit, so daß wir uns nur ab und zu um ihn kümmern konnten. Einmal, auf dem Gang, sah ich, wie er mühsam aus dem Zimmer kam und die Treppe hinunterschlich. Aber schon unterwegs passierte ihm ein kleines Malheur, es rann einfach weg... Er zeigte keine Angst oder Scham vor der Pfütze, sondern drehte sich nur schweigend um und warf mir einen großen Blick zu, der mir durch und durch ging: »Du siehst, wie es mit mir steht...«
Dann kroch er wieder unters Bett und stöhnte.
Peterchen hatte wieder den ganzen Tag vor seinem kranken Brüderchen Schildwache gehalten, und nur für die nötigsten Verrichtungen rannte er ‘raus und kam gleich zurück.
Weffi derweilen hatte unter einem Schrank das alte Vollgummibällchen gefunden und war damit selig. Es wurde in die Luft geworfen, man schlug mit den Pfoten danach, man rannte hinaus, ließ es ins tiefe Gras fallen und suchte es so lange, bis man es wiederfand, sich glücklich damit auf den Rücken warf und mit den steifen Vorderbeinen über sich in die Luft hielt...
Dann
Weitere Kostenlose Bücher