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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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lieb, weißt du, denn zwischen euch und mir ist alles klar. Man muß sich nicht verstellen, man kann sich ganz so geben, wie man ist, und es wird einem nichts geschehen, niemals muß man auf der Hut sein... Ach, was muß ich dir das alles so genau sagen, du weißt schon, was ich meine, nicht wahr ?«
    Seine klugen Augen ließen mich nicht los, es war, als habe er jedes meiner Worte verstanden. Sein Atem ging stärker, er stand auf, reckte sich und hob mit der Schnauze meinen Arm hoch.
    »Natürlich, du hast recht, gehen wir jetzt !«
    Immer weiter stiegen wir bergauf, bis der Weg dort endete, wo der Gießbach aus einer kleinen Grotte dem Felsen entquillt. Es war eine komplette Freischütz-Szenerie. Lawinengewalt hatte ringsherum den Wald zerbrochen und seine Trümmer zwischen die Riesenblöcke des Bachbettes gefegt. Dort lagen ihre Skelette, abenteuerlich verkrümmt. Manche ruhten feuchtschwarz faulend im Wasser, andere ragten — weißverdorrte Schlangenarme — in den Himmel. Nur das Pfeifen des Windes war um uns und das leise Geräusch des Wassers, das unablässig aus dem Boden sickerte...
    Heimwärts nahmen wir einen anderen Weg. Die Steine waren glatt, ich rutschte aus, verknackste mir den Knöchel, landete auf den Händen und stieß unwillkürlich einen Schmerzenslaut aus. Sofort war Rolf wieder bei mir, und während ich, anfangs hinkend, weiter talwärts stieg, wich er nicht mehr von meiner Seite und drängte sich ganz an mich heran, und immer wieder sah er mich forschend an: kann ich dir helfen? Hab keine Angst, ich bleibe bei dir!
    Erst unten auf der Wiese wurde er wieder lebendig. Offenbar hatte er das Gefühl, daß er etwas zu meiner Erheiterung beitragen müsse. Er stürzte sich auf einen riesigen Bullen, der abseits von den Kühen weidete, und umsprang ihn kläffend. Der Bulle nahm das ausgesprochen übel, senkte die Hörner und ging zum Angriff über. Das steigerte Rolfs Freude zum Delirium. Er machte sich einen Sport daraus, zehn Zentimeter vor der heranbrausenden, muskelgepanzerten Lokomotive zur Seite zu entwischen, sie dann zu umkreisen und nach ihrem Schwanz zu schnappen.
    Zwischendurch kam er immer wieder zu mir gelaufen, sah mich mit leuchtenden Augen an: »Na, gefällt dir das? Habe ich das großartig gemacht ?« Schließlich pfiff ich. Er gehorchte sofort. Wir gingen wieder.
    Als ich mich nachher in meinem Zimmer für eine Stunde hinlegte, ruhte er vor meinem Bett. Zuerst leckte er sich eine Weile das Fell trocken, dann streckte er sich lang aus und begann seinen Traumschlaf mit zuckenden Pfoten und albernen, dünnen Bell-Lauten. Anscheinend kämpfte er im Schlaf mit dem Bullen weiter...
    Und so ging es all die Ferientage hindurch. In den zwei Nächten, die dem ersten Tag folgten, vernachlässigte Rolf sogar seine Wächterpflichten und schlief in meinem Zimmer. Als ich schließlich abfahren mußte, wagte ich nicht, mich von ihm zu verabschieden. Schnell trug ich den Koffer in den Wagen, als er für einen Augenblick nicht sichtbar war, gab Gas und fuhr los. Das letzte, was ich von Rolf sah, war, wie er mit gesenkter Nase einer Spur auf dem Hofe folgte, stehenblieb und zu meinem Fenster emporsah...

    Muckelchen schnurrte ruhig seine Bahn. Da blinkte schon der See! Das Gebirge hatte eine schwere Felstatze mitten in seinen Spiegel gehauen. Von oben in Serpentinen herunterdrehend, sahen wir die Straße sich wie eine weiße Schnur um diese graue Steintatze herumwinden. Ganz hinten, beinahe an ihrem Ende, stieß schon der spitze Kirchturm hoch: Waldhausen!
    Da lag schon das Hotel mit seinen bunten Fensterläden, ein gewaltiges, überhängendes Dach auf sich, geschnitzte Balkone um den behäbigen Bauch gegürtet. Durch die Einfahrt rollten wir in den Hof. Der Wagen hielt. Da stand Georg, der Hausdiener. Ich schüttelte ihm die Hand. Und dann kam auch schon Frau Oesterheld, die mollige Hoteliersfrau.
    »Ich habe meinen Foxl hier«, sagte ich, als ich ihre Hand nahm, »aber ich habe ihn im Wagen eingesperrt, damit Rolf ihn nicht >auffrißt<, denn man weiß ja nie bei ihm, wie er reagiert...«
    Die Augen der Frau füllten sich mit Tränen: »Sie können Ihr Hündchen ruhig ‘rauslassen, es ist nur noch Purzel, mein kleiner Rauhhaardackel, da .«
    Etwas in mir erstarrte: »Sie haben Rolf weggegeben? War er doch zu scharf geworden ?«
    »Nein — niemals hätte ich ihn weggegeben, meinen Rolf, niemals! Sie haben ihn erschossen. Der Förster, oben im Walde. Angeblich hat er gewildert, aber das tun ja alle

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