Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
hatte vermutlich ein schnelleres, besser genährtes Reittier. Vielleicht ritt er noch nicht einmal auf einem Slecz des Wegehauses, wenn er das Lager der Ersten Strebe gefunden hatte, und ganz sicher wäre er nie aufgebrochen, ohne genug Futter für das Tier dabeizuhaben sowie ein Ersatztier, das zusätzliche Verpflegung mit sich führte. Firgan würde schnell genug sein, um sie beide einzuholen.
Aber würde der Mann wirklich versuchen, ihn zu töten? Er würde auch Samia töten müssen… er hatte gedroht, es zu tun, auch wenn er damit Arrant vielleicht nur hatte Angst machen wollen. » Darauf kann ich mich aber nicht verlassen«, dachte er. » Vielleicht lässt er sich überreden, uns zu helfen, als Tausch gegen– was? Mein Versprechen, Kardiastan zu verlassen?«
Nein. Das würde Firgan ihm nie glauben.
Es würde keinen Handel geben. Wenn es wirklich Firgan war, der hinter ihnen herritt, dann nur aus einem einzigen Grund: Er wollte sichergehen, dass Arrant niemals wieder zum Illusionisten-Erben ernannt werden würde.
Arrant verzog das Gesicht und rief nach Tarran. Es kam keine Antwort.
» Er kommt näher«, sagte Samia. » Ich glaube, es ist Firgan.«
» Wenn er es ist, reitest du weiter«, schrie er, in der Hoffnung, dass sein Drängen sie beeindrucken würde. » Egal, was passiert. Es ist unsere einzige Chance.«
Er warf einen Blick über die Schulter und sah die Umrisse hinter sich. Ein Mann auf einem Slecz, ein Packtier an einer Leine dahinter. Arrants Reittier bemühte sich, seinem Reiter zu Gefallen zu sein, aber es wurde trotzdem langsamer, und seine Erschöpfung wurde immer greifbarer.
Samia war ein kleines Stück voraus und rechts von Arrant, als der Verfolger links von Arrant auf gleiche Höhe kam. Arrant sah hinüber. Es war mittlerweile gerade hell genug, um die Gesichtszüge erkennen zu können. Firgan, zweifellos.
Verdammt sollte er sein, zu einer illusionslosen Hölle.
31
Firgan ließ die Leine seines Packtiers los und lächelte. Arrant war froh, dass er die Emotionen nicht spüren konnte, die mit diesem Lächeln einhergingen.
» Reite weiter, Sam«, dachte er, » bitte reite weiter. Schau dich nicht um. Nicht jetzt, niemals.«
Als Firgan sein Magorschwert aus der Scheide zog, riss Arrant an den Zügeln seines Reittiers, um dem seines Gegners auszuweichen. Firgan bewegte sich mit ihm, Steigbügel an Steigbügel. Er stieß mit dem Schwert zu, aber er stieß nicht nach Arrant, sondern nach dessen Slecz. Arrant zog hart an den Zügeln. Empört bockte das Tier augenblicklich. Firgan überholte ihn, und die Klinge schnitt durch die Luft. Arrant wandte sich trotzdem noch weiter ab, grub seinem Reittier die Fersen in die Seiten und ritt in eine andere Richtung davon. Weg von Samia.
Firgan folgte ihm erneut. Arrant zog sein eigenes Schwert, aber ein Wegehausslecz war kein Schlachtross, und es war ohnehin zu müde und zu geschwächt. Firgan holte auf. Diesmal war es Arrants Schwert, das die zustoßende Klinge abwehrte.
Beim dritten Versuch schlug Firgan die Schneide seines Schwertes in den Rumpf von Arrants Reittier. Es stieß einen schrecklichen Schrei aus, der von seinem Schmerz kündete, und stolperte. Während Arrant noch versuchte, es aufrecht zu halten, griff Firgan erneut an und schlitzte dem Slecz den Hals auf, direkt an der Kehle, wo seine Haut am weichsten war.
Blut spritzte, und da sie sich vorwärts bewegten, regnete es auf Arrant herunter. Das Slecz brach unter ihm zusammen. Arrant sah, wie Samias Reittier ein gutes Stück links von ihm bei dem Schrei zögerte, und ihr weißes Gesicht wurde in der Düsternis vor der Morgendämmerung sichtbar, als sie in seine Richtung blinzelte. Er wollte ihr zurufen, dass sie weitergehen sollte, aber er stürzte bereits und konnte nur noch versuchen, seine Füße aus den Steigbügeln zu ziehen.
Er kam auf dem Boden auf, und das Slecz fiel auf ihn. Einen schrecklichen Moment lang dachte er, er wäre gestorben. Er konnte nicht atmen. Seine Brust fühlte sich zermalmt an. Seine Arme waren gelähmt. Rote Schlieren bildeten sich in seinem Geist. Entsetzen, das nicht sein eigenes war, wickelte sich um seine Gedanken und schloss alles andere aus. Er spürte Schmerz, der nicht seiner war. Und die Runen an seinem Hals waren warm auf seiner Haut. Er spürte, wie das Slecz starb.
Es kämpfte sich noch einmal auf die Beine und stand mit hängendem Kopf da, während das Blut aus seinem Hals strömte. Die fremden Emotionen wurden schwächer, und Arrant
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