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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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aber jetzt nicht mehr. Komm jetzt, versuchen wir, etwas zu schlafen.«
    Aber einen ganzen Tag damit zu verbringen, zu dösen und auf den Einbruch der Nacht zu warten, kam ihm endlos vor. Ein erholsamer Schlaf war ihm nicht vergönnt.
    Samias abgetrennter Kopf, der ihm von krallenbewehrten Händen präsentiert wurde, an denen getrocknetes Blut klebte … Blut strömte aus ihren Augen, und ihr zahnloser, zungenloser Mund öffnete sich, und Eingeweide quollen aus ihm heraus, während die Verheerung lachte …
    Träume? Dies waren keine Träume. Dies waren Versprechen– und mehr.
    Ihre Brüste … abgetrennt und in kleine Würfel zerschnitten und in seinen Mund gestopft, während sie schrie und flehte und die Bestien der Verheerung kicherten, während sie mit ihrem Körper spielten und ihre Klauen zerfetzten und stocherten und schändeten …
    Während er schlief, war die Qual real; das Blut war nass in seinem Mund, an seinem Kinn, der Geschmack klebte an seiner Zunge. Die Zähne rissen ihm den Bauch auf, und seine Eingeweide quollen heraus. Sie zwangen ihn, wegzulaufen, seine Innereien auf dem gefrorenen Boden hinter sich herzuziehen, so dass er eine blutige Furche hinter sich zurückließ, während Samia sich erbrach und erbrach und in ihrem Erbrochenen unzählige kleine Verheerungsbestien auftauchten, die herumkrochen, um sich zu nähren.
    Als er erwachte, konnte er die bösartige Schadenfreude der Verheerung noch riechen, während Samia ihn in den Armen wiegte und ihm mit ihrer kühlen Hand über den Kopf strich. Mit ihrer Berührung sickerte ihre Heilungsempathie in ihn hinein, um das Entsetzen zu verbannen.
    Und doch war die Ruhepause wie immer nur vorübergehend. Schlimmer noch, ihre Empathiefähigkeit als Heilerin und ihr Cabochon machten seine Folter zu ihrer eigenen; er konnte die Tränen auf ihren Wangen fühlen, konnte das Entsetzen in ihrem mitfühlenden Blick sehen. Sie klammerten sich aneinander, um sich gegenseitig wortlos zu trösten.
    Nach der zweiten Nacht wurde sie mutloser, und die Sleczs wurden gereizter. In der dritten Nacht war es noch schlimmer. Das gleichmäßige Tempo und die ruhige Gangart, die notwendig waren, wenn sie vor dem Morgengrauen und dem Tauen der gefrorenen Oberfläche sicher auf der anderen Seite ankommen wollten, verwandelte sich in einen schlurfenden Laufschritt, der hin und wieder so schleppend und langsam wurde, dass sie durch die Oberfläche brachen und eine Linie aus tanzendem Sand hinter sich zurückließen. Wann immer Arrant einen Blick zurückwarf, konnte er sie sehen; sie kennzeichnete ihren Pfad wie eine Staubwolke hinter einem galoppierenden Pferd, ehe sich der Sand wieder der Kälte ergab und auf die Oberfläche zurücksank.
    Sie schafften es kaum bis zur Sicherheit der Vierten Strebe. Die Sonne lauerte schon am Horizont, missgestaltet vom aufsteigenden Nebel, so dass sie einer riesigen, wassergefüllten Blase glich. Die umherhüpfenden Sandkörner, die jetzt von der Morgendämmerung beleuchtet wurden, funkelten unter den Füßen ihrer Reittiere in feurigem Karmesin- und Scharlachrot.
    » Cabochon sei Dank«, sagte Samia, als sie aus dem Sattel glitt. » Noch eine Nacht. Werden wir es schaffen?«
    » Ja, natürlich.« Er kniete sich hin und zerbrach das Eis auf einem Teich, damit die Sleczs trinken konnten. » Wir haben keine andere Wahl. Die Entfernung zwischen der Vierten und der Fünften Strebe ist geringer als die zwischen den anderen. Zumindest hat man mir das gesagt. Wir haben immer noch eine Handvoll Korn übrig. Und wir können den Sleczs den Rest unseres Essens geben, wenn du denkst, dass du einen Tag ganz ohne Essen auskommst. Wenn wir erst auf der Fünften Strebe sind, kann Tarran uns sagen, wo wir das Strebenlager finden.« Aber die nüchterne Stimme der Vernunft sagte ihm, dass die Tiere erschöpft und hungrig waren und dass sie niemals die Stärke von Tieren besessen hatten, die zum Pavillon gehörten.
    Sie versuchte zu lächeln. » Die Wahl, entweder einen oder zwei Tage gar nichts zu essen oder blutig gescheuert und gehäutet zu werden und dann an einer Mundvoll Sand zu ersticken? Kaum eine schwere Entscheidung, Arrant. Ich hungere. Eine ganze Woche, wenn du willst.«
    » Wir werden es schaffen«, sagte er, um sie aufzumuntern, aber er wusste, dass in seinen Worten mehr Entschlossenheit als Gewissheit mitschwang.
    An diesem Tag lag er lange wach. Furcht huschte durch seinen Geist. Die Angst zu schlafen. Die Angst vor der Zitterödnis. Erinnerungen.

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