Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
erstreckte, und er hatte auch nie die über allem schwebende Magie gespürt. Etwas war da in der Luft– Lieder, die man nicht richtig hören konnte, eine Liebe, die man nicht richtig begreifen konnte, Glück, das man nicht ganz erlangen konnte. Und doch war es hier draußen einsam, und tödlich.
Er machte sich keine Sorgen, dass sie sich in der Dunkelheit verirren könnten. Sein Magoroth-Schwert mochte keine Hilfe sein, aber er konnte die Sterne deuten, und eine gefrorene Ebene flößte ihm keine Angst ein, nur weil es auf ihr keine Wege gab.
Dennoch schmolz erst Stunden nach ihrem Aufbruch beim Anblick der Zweiten Strebe, die sich blutrot und uralt vor einem purpurn dämmernden Himmel abzeichnete, die Angst, die er die ganze Nacht in seinen Eingeweiden gespürt hatte.
Er warf einen Blick auf Samia. Bei den Himmeln, sie war wunderschön. Anmutig. Mutig. Alles an ihr schien von einer Zukunft zu zeugen. Ich werde einen Weg finden, wie ich sicherstellen kann, dass sie eine hat. Ich muss es tun.
Sie sprachen nicht viel. Er konzentrierte sich darauf, sorgfältig auf ihr Tempo zu achten, damit sie ihre Reittiere nicht ermüdeten. Und er dachte an das, was vor ihnen lag. Er konnte sich nicht sicher sein, dass die Illusionierer die Bestien der Verheerung noch immer in Schach hielten, auch wenn er das Gefühl hatte, er müsste es wissen, wenn die Schlacht verloren war. Wenn Tarran von der Verheerung übernommen wurde, würde das Ungeheuer, zu dem er geworden war, Arrant aufsuchen. Um zu prahlen, um ihm die verzerrten Reste seines immer noch lebenden Bruders zu zeigen, um in seinem eigenen Geist zu hausen und– was zu tun? Ihn mit Illusionen in den Wahnsinn treiben? Ihn direkt töten?
Er würde es wissen, wenn die Illusionierer die Schlacht verloren hatten, dessen war er sich einfach sicher.
Der lange, heiße Tag, den sie auf der Strebe verbrachten, war eine Mischung aus Vergnügen und Verdrossenheit, Unwohlsein und Angst. Vergnügen, weil er mit Samia zusammen war. Verdrossenheit aufgrund der ständigen, schmerzhaft nagenden Zweifel, ob Tarran und Garis und Sarana noch am Leben waren. Unwohlsein, weil er hungrig war und die Hitze– wie Samia es ausdrückte– ausreichte, um eine Henne, deren Federn sich kräuselten, dazu zu bringen, hartgekochte Eier zu legen. Angst, weil es am Morgen einen weiteren Verheerungssturm gegeben hatte, mit einer weiteren Bestie, die ihn gesucht hatte.
Sie musste den Sturm kontrolliert haben, zumindest teilweise, denn die Wolke senkte sich tief herab, als die Kreatur sie sah, und die Bestie fiel herab. Sie hatte vor, direkt vor seine Füße zu fallen, wie er fest glaubte, aber sie schätzte den Schwung ihrer Vorwärtsbewegung falsch ein und fiel stattdessen in den Randbereich des singenden Sands. Die Sandkörner waren erbarmungslos. Sie griffen von allen Seiten an, wie ein Schwarm hungriger Fische, die alle nach dem gleichen Happen schnappten. Sie zuckten und brodelten und rissen die Bestie in Fetzen, und die Raserei verbreitete sich in einer turbulenten Woge über den Sand.
Arrant und Samia standen auf der Strebe und sahen mit grimmiger Faszination zu, bis alles vorbei war.
» So war es nicht, als du mit dem Illusionisten im Sand warst«, sagte Samia. » Es kann nicht so gewesen sein. Ihr wärt beide gestorben.«
» Vielleicht lag es daran, dass Temellin und ich Menschen sind.«
» Oder weil die Bestie keiner war.«
» Vielleicht.« Er berührte seine Kette. Sie war unangenehm heiß. Er spürte, wie die Runen sich über seine Haut bewegten, als hätten sie den Stein verlassen, um ihn zu berühren. Als er sah, dass Samia ihn beobachtete, sagte er: » Ich habe mich mal gefragt, ob diese Kette versucht, mir die Worte mitzuteilen, die im Lied der Zitterödnis vorkommen, so wie sie versucht, mir zu sagen, was meine Reittiere denken. Das Problem ist, sie spricht in einer Sprache, die ich nicht verstehe.«
Sie warf einen Blick zurück auf die Stelle, wo die Bestie gewesen war. Der Sand tanzte weiter, als wäre dort nie etwas gewesen. » Ich bin nicht sicher, ob ich es wissen will.« Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu: » Menschen werden nur dann böse, wenn sie nicht auf das Gute hören, das in ihnen ist. Du hast recht. Die Illusionierer hätten nie versuchen sollen, das eine vom anderen zu trennen. Arrant, es ist unwahrscheinlich, dass ihr Gutsein das Böse der Verheerung eindämmen könnte, wenn sie wieder zusammen sind, oder?«
» Früher hätte das funktionieren können,
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