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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wurde. Er war froh, dass er ihn wegen der Fesseln nicht bewegen konnte. Der Arm hatte eine böse Prellung abbekommen, wenn er nicht sogar gebrochen war.
    »Isman, eine neue Flasche, bitte«, befahl Travers müde. Er setzte sich wieder, hüllte sich aber in Schweigen, bis der Schwertkämpfer zurückgekehrt und sein Glas wieder gefüllt war.
    »Ihr könnt mich nicht ewig anlügen«, sagte er.
    Nicht ewig, aber lange genug, dachte Ilkar.
    »Niemand ist da, der Euch retten könnte. Niemand weiß, dass Ihr hier seid.«
    »Sie wissen es, und sie werden kommen.«
    »Wer denn? Der Rabe etwa?«, warf Isman höhnisch ein.
    Ilkar wandte sich an ihn. »Wisst Ihr, Isman, es ist eine Schande. Hirad dachte, Ihr könntet der richtige Mann für den Raben sein. Nur weil wir Euch bisher nicht haben kämpfen sehen, wurdet Ihr noch nicht eingeladen.«
    »Ich hätte abgelehnt.«
    »Niemand hat bisher abgelehnt.«
    »Wenigstens lebe ich noch«, sagte Isman.
    »Oh, richtig, was ich ganz zu erwähnen vergaß«, erklärte
Travers. »Isman musste Eure Freunde töten. Schließlich konnten wir doch nicht riskieren, dass sie uns folgen, nicht wahr?«
    Doch Ilkar hörte nicht mehr zu; denn als Travers sich beim Sprechen nach rechts gelehnt und vorgebeugt hatte, war in seinem halbgeöffneten Hemd das Abzeichen des Kommandanten vom Understone-Pass zum Vorschein gekommen. Der Mann hatte ein Drittel des Schlüssels zu einer unglaublichen Macht um den Hals hängen, und er wusste es nicht einmal. Ilkar lächelte.
    »Was ist denn so komisch?«
    »In allem ist etwas Komisches, Travers«, sagte Ilkar. »Ihr sagt mir etwas, das ich nicht glaube, damit ich Euch Informationen gebe, die ich nicht habe. Und wenn ich es Euch nicht sage, dann versucht Ihr es mit Gewalt.«
    Auch Travers lächelte. Er schenkte sich erneut ein.
    »Da hätten wir also unsere Meinungsverschiedenheit klar umrissen«, sagte er. »Ich sage Euch, dass Eure Freunde tot sind, und dass ihr in Wahrheit die Antwort auf meine sehr einfache Frage wisst. Ich will sie noch einmal stellen. Kennt Ihr die Identität der Katalysatoren für den Dawnthief?«
    »Nein.«
    Travers stand auf. »Ich denke, es ist an der Zeit, Euch an Eure heikle Lage zu erinnern. Isman, kette ihn wieder an die Wand. Lass seinen Kopf in Ruhe. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.« Der Hauptmann verließ die Halle. Sein Schritt war fest und offenbar nicht behindert durch die Menge Alkohol, die er getrunken hatte.
    »Oh, Scheiße«, murmelte Ilkar.
    »Allerdings.« Isman lächelte. »Bitte wehrt Euch nicht. Das macht es nur schwieriger. Schwieriger für Euch, meine ich.«
    Ilkar wurde wieder an die Wand gekettet. Sein rechter Arm pochte mit einer Heftigkeit, dass ihm übel wurde. Er
bereitete sich innerlich auf die Schmerzen vor und bemühte sich, daran zu denken, dass Denser keinen Mana-Schrei ausgestoßen hatte. Dies bedeutete, dass der Hausgeist noch lebte. Und solange dies zutraf, war Hilfe unterwegs.
    Doch als ihn der erste Schlag mit der Schaufel direkt unterhalb der Rippen traf, so dass mit einem Keuchen die ganze Luft aus seinen Lungen entwich, musste er auch daran denken, dass die Katze ohne ihren Meister nicht lange überleben konnte. Wenn bis Sonnenaufgang keine Hilfe da war, dann würde keine mehr kommen.
     
    »Und wie lange hält Travers sie nun schon gefangen?« Hirad hatte Zweifel. Die Geschichte, die er gerade gehört hatte, leuchtete ihm nicht recht ein. Er nahm seinen Becher mit dampfendem Kaffee in beide Hände und freute sich über die Wärme. So hatte das Treffen doch wenigstens etwas Gutes gebracht.
    »Erst seit ein paar Tagen«, sagte Alun, der den größten Teil der Erklärungen abgegeben hatte. Er sei, hatte er gesagt, der Gatte der dordovanischen Magierin Erienne, die Travers in seine Gewalt gebracht hatte. Alun war ein ruhiger Mann, und obwohl er ein Langschwert trug, hatte Hirad ernstliche Zweifel, ob er es auch zu führen wusste. Er hatte nicht das Gesicht eines Schwertkämpfers.
    »Warum?«
    »Warum braucht er wohl eine Magierin? Um sie zu befragen«, sagte Alun niedergeschlagen und verzweifelt.
    »Warum unternehmen die Kollegien nicht etwas gegen ihn?«, fragte Talan.
    »Weil genügend Seniormagier, wenngleich widerwillig, zu der Ansicht gelangt sind, dass seine Arbeit nützlich sein könnte, um die dunkle Magie zu bekämpfen«, erklärte Thraun, der große Mann.

    »Aber wir reden hier über eine Entführung«, wandte Hirad ein. »Da müssten sie doch …«
    »Ganz so einfach ist es nicht«,

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