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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Minute, die verstrich, schwächer wurde.
    Etwa eine Stunde vor der Burg ließ Talan sie auf einem breiten Weg, der zweifellos in die richtige Richtung führte, abrupt anhalten. Die Wolkendecke hatte sich ein wenig gehoben, und ein heller Fleck verriet, wo der Mond stand.
    »Was ist los?«, fragte Hirad. Er sah sich um und lockerte das Schwert in der Scheide. Der Wind erstarb, nur hin und wieder zerrte noch eine Bö an seiner feuchten Rüstung und den Kleidern. Ihm wurde wieder kalt.
    »Da stimmt etwas nicht. Ihr zwei schwärmt nach links und rechts aus. Hier sind einige seltsame Spuren auf dem Weg.«
    Hirad nickte und winkte Richmond, die rechte Seite zu übernehmen. Er selbst wechselte nach links und betrachtete die schwarzen oder beinahe schwarzen Konturen der Landschaft, um ihre Position zu bestimmen.
    Hinter ihm hockte sich Talan auf den Boden, strich mit der bloßen Hand über die Erde und führte die Finger zur Nase. Stückchen für Stückchen arbeitete er sich weiter und betrachtete jeweils den Boden direkt vor sich und etwa zwei Schritte weiter voraus.
    »Ich glaube, es ist …«, begann er.
    »Was es auch ist, sprich es nicht aus«, sagte eine Stimme von links, dem Klang nach etwa zwanzig Schritt entfernt. Es war eine tiefe, schroffe Männerstimme, die klang, als habe der Besitzer eine ganze Weile nur flüstern dürfen. Der Rabe erstarrte, doch die Katze, die auf einmal wieder sehr lebendig war, sprang auf den Boden und rannte in die Dunkelheit davon.
    »Bitte bewegt euch nicht«, fuhr die Stimme fort. »Mein Freund hier hat eine reizbare Nase, und wenn er sie kratzen muss, dann fliegt sein Pfeil.«

    Hirad konnte es nicht glauben. Er überlegte, was er tun sollte. Angreifen kam nicht infrage. Wenn dort wirklich ein Bogenschütze lauerte, dann konnte er zwei Rabenkrieger erledigen, bevor sie ihn überhaupt gefunden hatten. Ruhig bleiben und reden schien das Beste.
    »Was wollt ihr?«, fragte er.
    »Ihr habt etwas von uns, und das wollen wir zurückhaben.«
    »Das bezweifle ich«, meinte Hirad. »Und wenn ihr es auf Geld abgesehen habt, dann fürchte ich …«
    »Wir wollen dein Geld nicht.« Die Stimme verriet die Abscheu des Sprechers. »Ihr haltet die Frau meines Freundes gefangen, und die wollen wir haben. Auf der Stelle.«
    »Ihr irrt euch«, begann Talan.
    »Wohl kaum«, gab die Stimme zurück. »Dein verfluchter Herr Travers verhört sie in diesem Augenblick. Wahrscheinlich tut er ihr sogar noch Schlimmeres an. Kommt hier herüber, und bewegt euch langsam.«
    Der Rabe blieb, wo er war.
    »Bei den Göttern, Hirad, die glauben, wir sind …«, sagte Richmond.
    »Wir gehören nicht zur Schwarzen Schwinge«, grollte Hirad.
    Der Mann lachte, und ein zweites, helleres Lachen bestätigte, dass dort im Dunklen tatsächlich zwei Männer versteckt waren.
    »Natürlich nicht«, sagte die Stimme. »Schließlich kommen hier um diese Morgenstunde ja auch so viele verschiedene Leute vorbei. Bewegt euch bitte gemeinsam und lasst die Hände von den Schwertern.«
    Die drei taten wie geheißen.
    »Wir sind keine Schwarzen Schwingen«, wiederholte Hirad.

    »Das sagtest du schon …«
    »Wir sind der Rabe.«
    Es gab ein kurzes Schweigen, unterbrochen von hektischem Flüstern, dann kicherte jemand.
    »Ihr seid ja nicht mehr viele, was?«
    »Nein.« Hirad konnte sich kaum noch beherrschen.
    »Tretet vor. Es gibt hier jemanden, der glaubt, er habe dich schon einmal gesehen.«
    Die Rabenkrieger wechselten ratlose Blicke, zogen die Augenbrauen hoch und setzten sich in Bewegung.
    »Halt«, sagte die andere Stimme. Sie klang sanfter, weniger aggressiv. Wieder herrschte Schweigen.
    »Es ist viele Jahre her, aber du bist Hirad Coldheart, da besteht kein Zweifel.«
    »Das ist richtig. Könnten wir jetzt vielleicht …«
    »Wo ist Ilkar?«
    »Du kennst ihn?«, gab Talan zurück.
    »Ich komme aus Julatsa. Wo ist er?«
    »Travers hat ihn geschnappt«, sagte Hirad. »Er ist in der Burg der Schwarzen Schwingen, und deshalb wollen wir dorthin. Du hältst uns auf, und das macht mich wütend.«
    Der erste Mann lachte erleichtert.
    »Kommt her und gesellt euch zu uns. Wir haben einen Ofen, und ihr seht aus, als könntet ihr etwas Heißes zu trinken gebrauchen.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund, warum wir uns darauf einlassen sollten?«
    »Nun, zufällig denke ich, dass wir einander sehr helfen könnten. Seid vernünftig, es kann doch nicht schaden, es herauszufinden.«
     
    Erienne zitterte. Sie wusste ganz genau, dass es sich bei

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