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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Augen des Barbaren. »Alles klar?« Hirads Kopf zuckte, und Ilkar beschloss, es als knappes Nicken zu nehmen. »Gut. Und jetzt iss etwas. Wir haben viel zu besprechen, wenn du dich ausgeruht hast.«
     
    Selyn erwachte, als sie ringsum Rufe hörte. Sie erschrak, blieb flach ausgestreckt liegen und lauschte. Die Dämmerung war vor etwa einer Stunde angebrochen. Die Zeit hatte nicht ausgereicht, um ihre Mana-Reserven völlig zu erneuern, aber sie hatte wieder etwas Kraft.
    Eine Suche war im Gange, und sie begriff, dass die Wesmen die Straßen von Parve durchkämmten. Wahrscheinlich hatten sie den toten Schamanen gefunden. Selyn runzelte
die Stirn und nahm die Blende von den Augen, die im unverhofften Licht ein wenig wässrig wurden.
    Sie sagte sich, sie habe wohl etwas Pech gehabt, dass der Tote so bald schon gefunden worden war. Nach der organisierten Art und Weise zu schließen, in der man unten vorging, war der tote Schamane sicher schon vor der Dämmerung entdeckt worden.
    Auf dem Bauch liegend kroch sie bis zur Dachkante vor und spitzte die Ohren, um herauszufinden, wie weit die Suche bereits gediehen war. Sie wusste, dass direkt unter ihr niemand war. Hinter ihr, in Richtung des Platzes, waren laute und regelmäßige Rufe zu hören. Türen knallten, Holz splitterte, Gebäude wurden erkundet. Sie gingen sehr, sehr methodisch vor, wenn man berücksichtigte, dass sie Wesmen waren. Doch sie waren eben nicht nur Wesmen, sondern auch Anhänger der Wytchlords. Sie waren äußerst gründlich.
    Sie formte die Mana-Gestalt für den Tarnzauber, sprach das Befehlswort und sprang auf den Boden, um sich in die Torn-Wüste zurückzuziehen. Sie ging schnell, aber vorsichtig am letzten Gebäude vorbei. Kein Verfolger ließ sich blicken. Hinter einem großen Schutthaufen setzte ihr Herz aus, und sie blieb abrupt stehen. Der Ostrand Parves war von einem Sperrgürtel von Wesmen umgeben, die Schulter an Schulter standen. Sie drehte sich um und rannte in die Stadt zurück.
    Als sie sich wieder zwischen den Gebäuden bewegte, sah sie die Sperrkette auch dort. Wesmen und Schamanen riegelten systematsich alle Straßen ab. Sie rückten vor, schauten, suchten. Im Innern und außerhalb der Gebäude, in allen Kellern und auf den Dächern. Sie saß in einem Netz mit feinen Maschen fest, das gerade zugezogen wurde.
    Sie trabte nach links zur Hauptstraße und behielt die
rechte Seite im Auge, wo die Wesmen vorrückten. Sie waren nur noch zwei Querstraßen entfernt und kamen stetig näher. Auch die Hauptstraße war von Wesmen abgesperrt, in der Mitte ging ein Schamane. Die Verfolger wussten, dass sie hier war, sie wussten, dass Selyn sich unsichtbar gemacht hatte, und sie konnten ihre Mana-Emanationen spüren.
    Furcht beschlich sie, und die Tentakel des Zweifels zerrten an ihrem Selbstverstrauen. Am Abend zuvor war Styliann noch so stolz auf sie gewesen und hatte über ihre triumphale Rückkehr nach Xetesk gesprochen. Von der Rolle, die sie nach dem sicheren Sieg für ihn spielen sollte, von dem Platz, den sie fortan für immer an seiner Seite einnehmen sollte. Ihr Herz raste. Sie drehte sich auf der Stelle um, ohne lange zu warten, und ging rasch zurück. Sie war in einem drei mal zwei Häuserblocks kleinen Bereich eingesperrt, der stetig weiter schrumpfte. Es schien, als hätten die Wesmen alle Fluchtwege versperrt.
    Alle bis auf einen. Sie blickte zum Himmel. Tausend Fuß höher konnte sie in den Wolken verschwinden. Nicht ideal, aber der einzige Ausweg, der ihr noch blieb. Selyn bewegte sich jetzt schneller und suchte die Dächer nach einem guten Startpunkt ab. Auf einem Gebäude nahe am Stadtrand fand sie ihn.
    Sie stieg die Mauer des flachen Gebäudes hoch und rannte zum Schornstein an der dem Zentrum zugewandten Seite. Die Wesmen waren jetzt weniger als hundert Schritt entfernt. Auf der anderen Straßenseite stieg gerade ein Dutzend Wesmen aufs Dach und schwärmte mit ausgebreiteten Armen aus. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie vielleicht durch die schmalen Lücken zwischen ihnen schlüpfen konnte, wenn sie ihr Dach erreichten, doch dann sah sie den Schamanen nach oben kommen. Sie musste jetzt sofort handeln.

    Sie zog sich in den Schatten hinter dem Schornstein zurück, ließ den Tarnzauber fallen und bereitete die Mana-Form für die Schattenschwingen vor. Fast sofort ertönte ein Ruf, und sie öffnete die Augen. Man hatte sie vom Stadtrand aus gesehen, Männer rannten los und deuteten auf sie. Sie konzentrierte sich wieder und

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