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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Lieber«, flüsterte sie. Das Nervengift aus dem zerbrochenen Zahn wirkte sofort. Alle Muskeln ihres Körpers verkrampften sich auf einen Schlag. Die letzten Geräusche, die sie hörte, als der Mana-Impuls nach Osten flog, waren die Schreie des Schamanen.

26
    Stylianns zorniger Schmerzensschrei war quer über den Triverne-See zu hören. Der Mana-Impuls der sterbenden Selyn traf ihn wie ein Dolch ins Auge. Es brauchte sechs Männer, um ihn zu halten, und zwei Sprüche, um ihn zu beruhigen; selbst im Schlaf rannen noch die Tränen über sein Gesicht, und seine Wangen glühten heiß. Als er erwachte, war das Licht in seinen Augen erloschen, und er schritt eilig zum Zelt.
    Die Stühle waren wieder aufgestellt, doch sie standen nun im Halbkreis vor dem Tisch, der mit Kerzen geschmückt und mit Essen und Wein gedeckt war. Styliann nahm in der Mitte neben Barras seinen Platz ein. Vuldaroq saß links neben Barras, Heryst neben Styliann. Auf der anderen Seite des Tisches war der Rabe versammelt. Auf einer Bank, die man an den Tisch gezogen hatte, saßen Denser, Ilkar und Hirad, während der Unbekannte dicht neben dem Dunklen Magier stand. Hinter ihnen saßen Will, Thraun, Jandyr und Erienne, die als passive Beobachter am Treffen teilnehmen sollten.
    Es gab keine Tagesordnung. Vor einem Tag wäre ein solches
Treffen noch undenkbar gewesen. Doch es war der gefährlichen Situation östlich der Blackthorne-Berge und am Understone-Pass angemessen, dass der Rabe eingewilligt hatte, in einer Diskussion mit Außenstehenden die nächsten Schritte zu besprechen.
    Hirad beugte sich im Sitzen vor, stemmte die Ellenbogen auf den Tisch und stützte das Kinn in die Hände. Denser war etwas entspannter, Ilkar saß steif und aufrecht und voller Ehrfurcht vor den erfahrenen Magiern auf der anderen Seite.
    Styliann, in dessen Augen Finsternis herrschte, rang unablässig die Hände und informierte sie mit monotoner Stimme über seine Entscheidung, ihnen durch den Understone-Pass zu helfen, auch wenn er nicht offenbaren wollte, mit welcher Magie der Pass zurückerobert werden sollte. Denser sah ihn scharf an und versuchte zu erkennen, welche Gefühle den Mann bewegten. Der Herr vom Berg spürte Densers Neugierde und warf einen Blick voller Pein zurück.
    »Sie haben mir Selyn genommen«, sagte er. »Sie werden dafür büßen.«
    »Es tut mir leid, mein Lord.«
    Styliann nickte. »Ja«, sagte er. »Und jetzt erzählt mir von Euren Plänen, wenn ihr die andere Seite des Passes erreicht habt.«
    »Nein«, sagte Hirad.
    »Ich bitte um Verzeihung?« Die Delegierten waren erschrocken aufgefahren.
    »Etwas mehr Taktgefühl, bitte, Hirad.« Ilkars Stimme klang ein wenig gepresst. »Was er sagen wollte, ist …«
    »Wir sagen Euch nichts, weil Ihr es nicht wissen müsst und weil es unserer Sicherheit dient, wenn Ihr nicht zu viel wisst. Außerdem werden wir es selbst erst wissen, wenn wir nahe genug sind und einschätzen können, womit wir es auf
der anderen Seite zu tun haben. Sobald wir durch den Pass sind, werden wir zu den Wrethsires gehen, so viel wisst Ihr schon. Danach werden wir uns in Richtung Torn-Wüste bewegen.« Hirad schenkte sich einen Kelch Wein ein. »Was soll ich sonst sagen? Wir melden uns.«
    Am Tisch herrschte Schweigen. Die Delegierten schwiegen, weil sie nicht glauben mochten, was sie gehört hatten, und die übrigen Rabenkrieger schwiegen vor Furcht. Nur Hirad schien völlig unbeeindruckt.
    »Was ist denn los?« Er spreizte die Finger beider Hände und sah seine Freunde an. »Wo ist das Problem?«
    »Das Problem, Hirad Coldheart«, fauchte Styliann, »besteht darin, dass Ihr offensichtlich nicht wisst, womit Ihr es überhaupt zu tun habt. Ihr redet so ganz nebenbei davon, den mächtigsten Spruch, der je erschaffen wurde, mitten ins Land von Balaias mächtigstem Feind zu bringen, als wäre das Ganze nichts weiter als ein Waldspaziergang. Wir können es uns nicht erlauben, dass dieses Unternehmen scheitert.« Die letzten Worte wurden durch Schläge auf die Tischplatte unterstrichen.
    »Nun, es kommt mir so vor, als hättet Ihr Euer Bestes gegeben, um die Sache zu vermasseln, seit Ihr unsere Dienste in Anspruch genommen habt.« Hirad erhob sich halb von seinem Stuhl und beugte sich zu Styliann vor. »Wir wissen, wie wir es anpacken müssen, und wir werden Erfolg haben, wenn Ihr uns in Ruhe lasst. Es waren vor allem Eure Störungen, die uns in Schwierigkeiten gebracht haben.« Er setzte sich wieder und zielte mit einem Finger auf

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