Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
alte Baron spornte sein Pferd an, trampelte den letzten Mann nieder und ritt auf die Schamanen zu. Als er das Schwert hob und zuschlagen wollte, öffneten sie die Augen, und an ihren Fingerspitzen knisterte das schwarze Feuer.
Der Rabe erreichte die Straßen von Parve und galoppierte zum Hauptplatz. Hinter den Rabenkriegern machte Darrick mit seiner Kavallerie die Wesmen nieder, musste dabei jedoch auch selbst schwere Verluste hinnehmen.
Hirad und der Unbekannte führten die Gruppe an, direkt hinter ihnen ritt Denser. Ganz hinten sicherte Thraun, die anderen hielten sich dazwischen. So stürmten sie durch verlassene Straßen zu den Leuchtfeuern auf der Pyramide und ritten von Norden her auf den Platz. Er war voller Jünger.
Sie ignorierten die Kämpfe ringsum. Hunderte rot gewandeter Jünger schwankten leicht hin und her und summten eine Anrufung, die den Platz im Zentrum von Parve erfüllte. Es mussten gut und gern fünfhundert sein, die ordentlich in Reihen hintereinander saßen. Die erste Reihe war etwa einhundert Schritt vom Tunneleingang entfernt.
»Los, los!«, rief Hirad, als die Rabenkrieger langsamer werden wollten. Er ritt am Rand des Platzes entlang und wandte sich nach links zur Pyramide. Der erste Jünger stieß einen Warnschrei aus, und das Summen hörte auf. Jetzt waren überall zornige Rufe zu hören. Die Rabenkrieger ritten weiter, Hirad sprang am Tunneleingang vom Pferd und
stieß dem ersten Wächter am Eingang das Schwert in den Bauch. Der zweite bekam die Klinge des Unbekannten zu spüren.
Hinter ihnen stiegen die anderen Rabenkrieger ab, und die Pferde galoppierten, angeführt von Densers Pferd, davon. Eine Zeit lang standen die Jünger einfach nur da und starrten die Eindringlinge an, doch als die Rabenkrieger Anstalten machten, im dunklen Eingang des Tunnels zu verschwinden, rafften sie sich auf und rannten los. Wie eine Welle, die ans Ufer brandet, kamen die rot gekleideten Anhänger der Wytchlords brüllend angerannt. Ihre Zahl war viel zu groß, als dass der Rabe eine Chance gegen sie gehabt hätte, und in tausend Augen brannte Mordlust.
»Große Götter im Himmel«, schnaufte Hirad, »was nun?«
»Du gehst mit Denser in die Grabkammer. Wir halten sie hier draußen so lange wie möglich auf und beten, dass Darrick und Styliann rechtzeitig eintreffen, bevor sie uns in Stücke reißen.«
»Nein, Unbekannter«, wollte Hirad widersprechen. »Ich kann doch nicht …«
»Es geht um Balaia, Hirad. Um das Einzige, das noch wichtiger ist als der Rabe. Geh jetzt!« Er drehte sich zu den Jüngern um. Thraun stand an einer Seite neben ihm, Jandyr und Will an der anderen. Erienne und Ilkar machten sich hinter ihnen bereit.
»Komm nur ja zu mir zurück, Denser«, ermahnte Erienne ihn. Mit einem kurzen Händedruck verabschiedeten sie sich, dann rannte der Dawnthief-Magier mit seinem Leibwächter in den Tunnel. Als sie in den von Fackeln erhellten Gang eindrangen, hörten sie hinter sich die Befehle des Unbekannten und seine Schwertspitze, die auf den Steinboden klopfte.
Das schwarze Feuer bohrte sich direkt unter dem Brustpanzer in Gresses Pferd. Das Tier brach mit einem Schrei zusammen und gab ein entsetzliches Gurgeln von sich. Gresse stürzte hart auf den Boden, und sein Kopf schlug auf einen Stein.
Blackthorne, dessen Wunde am hellrot verfärbten Tuch leicht zu erkennen war, sah den Freund stürzen. Er rief die Männer zu sich und warf sich mit allen, die um ihn waren, wieder nach vorne in den Kampf, während das schwarze Feuer die Körper durchbohrte und Fleisch und Rüstungen zerfetzte. Jetzt herrschte allgemeine Verwirrung auf dem Schlachtfeld, und die herrenlosen Pferde waren für alle eine Gefahr. Die Reihen der Wesmen waren nach der Begegnung mit Felsblöcken und Schwertern in Auflösung begriffen, doch Blackthornes Männer besaßen keine eigene Magie, und die Schamanen konnten dafür sorgen, dass sich das Blatt wieder wendete. Der Baron drängte weiter vor und gelobte innerlich, wenigstens zu vollenden, was der ältere Mann begonnen hatte, auch wenn er Gresse nicht mehr retten konnte. Die Schamanen mussten sterben.
Hirad und Denser rannten durch den Tunnel. Der Gang wurde von Fackeln an den Wänden erhellt und war auf ganzer Länge mit Fresken geschmückt. Hinter sich hörte der Barbar den Lärm des Kampfes, in den der Rabe inzwischen verwickelt war. Er betete, er möge alle lebendig und wohlauf wiedersehen. Der Gang war etwa zweihundert Schritt lang, am Ende befand
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