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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wird, je mehr Magier den Spruch wirken. Allerdings ist dies auch mit Gefahren verbunden.« Er hielt inne und überlegte. »Im Übrigen sind die Dimensionen auch nicht immer präzise aufeinander ausgerichtet. So können wir zwar berechnen, wann sie es sein werden, doch wir haben keinerlei Einfluss darauf, zu welchem Zeitpunkt es möglich sein wird, den Spruch zu wirken.«
    Styliann runzelte die Stirn. »Wie groß sind die Fenster, in denen die Ausrichtung stimmt?«
    »Die Größe schwankt zwischen einigen Stunden und
mehreren Tagen. Der genaue Zeitplan steht noch nicht fest.«
    Der Herr vom Berge nickte. »Das wird reichen. Dystran, Ihr müsst Eure Magier möglichst schnell auf einen großen Probelauf unter realen Bedingungen vorbereiten. Wie viele habt Ihr?«
    »Dreißig«, sagte der Magier.
    »Wie ist Eure Meinung, mein alter Freund?«
    »Es ist die ideale Offensivwaffe für den Pass«, erklärte Nyer.
    »Natürlich.« Styliann nickte. Die Tür zum Sieg war wieder geöffnet.
    Später hielt Styliann eine Kommunion mit Laryon, und was er dabei hörte, wischte das Lächeln aus seinem Gesicht. Es war traurig, wenn alte Freunde Machtspiele mit ihm spielten. Es machte ihn zornig.
     
    Das Fleisch zuckte auf seinen Knochen. Blut strömte in die Gesichtshaut. Der Blutstrom hielt an, bis seine Wangen vor Schmerzen brannten, und dann schwoll sein Gesicht noch weiter an. Hirad ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten, und seine rechte Hand machte Anstalten, den Schwertgriff zu zerquetschen. Die Augen waren geöffnet, er konnte sie nicht schließen, doch er sah nichts außer Schwärze, gesprenkelt mit grauen Punkten. Hätte er den Kopf gedreht, dann hätte er die anderen nicht erkennen können. Waren sie überhaupt noch da?
    Er konnte kein Geräusch hören außer dem Rauschen des Bluts in seinen Adern, während sein Gehirn verzweifelt bemüht war, die Eindrücke zu verarbeiten. Lief er? Er glaubte es nicht, doch er war sicher, dass er sich bewegte. Wohin, spielte keine Rolle. Er wollte nur, dass es aufhörte, bevor ihm das ganze Fleisch vom Körper gerissen wurde und sein
Blut ins Leere sprudelte. Selbst dann, so dachte er, würde er sich immer noch bewegen. Er spürte ein Pulsieren, das sich in seinem Bauch ausbreitete. Es begann in der Magengrube und umfasste bald darauf seinen ganzen Körper. Ihm wurde heiß. Sehr heiß. Das Blut fühlte sich an, als koche es in seinen Adern und bringe sein Fleisch zum Schmelzen.
    Licht.
    Das Ende der Ewigkeit.
    Ein Sturz. Harter Boden. Das Licht wurde trüb.
    Hirad saß in einem offenen Bereich, und es fühlte sich an, als befinde er sich in großer Höhe. Einen besonderen Grund gab es nicht dafür, es kam ihm einfach nur so vor. Er sah sich nach links und rechts um und zählte im Kopf die anderen Mitglieder des Raben ab. Sie waren alle da, alle saßen auf dem Boden und schauten einander an. Hinter ihnen schwebte der Riss ein paar Fuß über dem Boden in der Luft. Das Ende des Seils, an das die Kiste gebunden war, hing in einem leichten Bogen herunter. Hirad verfolgte es bis zur Kiste, die neben Ilkar auf der Seite lag. Hinter dem Riss befand sich eine senkrecht abfallende Klippe.
    Er stand mit wackligen Beinen auf, doch er beruhigte sich rasch und versuchte, sich in der neuen Dimension zurechtzufinden. Als das Blut wieder halbwegs normal durch seine Adern strömte und sein Atem sich normalisierte, spürte er, wie sich die Haare auf seinem ganzen Körper sträubten. Er hatte nicht gewusst, was er erwartet hatte, aber es war gewiss nicht dies gewesen. Die Luft schmeckte anders, trocken und dünn, und die ganze Atmosphäre hatte etwas Fremdes und Klebriges und schien die Haut und die Augen zu reizen.
    Der Himmel über ihnen war dunkel, die Wolken brodelten am Himmel, obwohl er nur einen leichten Windhauch im Gesicht spüren konnte. Es war keine Unterbrechung in
der Wolkendecke auszumachen, und doch breitete sich vom Horizont her, wo die schwarzen Wolken auf das schwarze Land trafen, ein Zwielicht aus.
    In der Tat, sie standen in großer Höhe. Was vorher nur eine Ahnung gewesen war, ließ sich leicht bestätigen, wenn man ein paar Schritt weit nach rechts hinten schaute. Der Riss befand sich ganz am Rand des Plateaus, auf dem sie gelandet waren. Zu beiden Seiten fiel der Fels steil ab. Grellrote Blitze zuckten und flackerten über dem Land. Sie beleuchteten nichts, sondern verstärkten nur die undurchdringliche Finsternis. Unwillkürlich wichen alle von der Kante zurück, denn alle hatten

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