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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bemerkt, wie leicht sie abstürzen konnten, wenn sie in ihre eigene Dimension zurückkehren wollten.
    Dann wurde Hirad klar, was er vermisste. Geräusche. Abgesehen vom Seufzen des Windes in den Ohren konnte er überhaupt nichts hören. Keine Stimmen, keine Tiere, keine Vögel. Kein Laut von irgendeinem Lebewesen. Selbst die Blitze hinter ihnen zuckten geräuschlos. Es war ihm nicht geheuer. Als stehe er im Reich der Toten.
    Hirad musterte den Bereich zu seiner Linken, bis sein Blick auf Erhebungen fiel, die Gebäude sein konnten. Er schaute direkt nach vorn über offenes Gelände – es war anscheinend fester Grund, denn man sah Erde und Pflanzen, die sich im leichten Wind wiegten – und konnte tatsächlich eine Ansammlung von baufälligen Häusern ausmachen. Gesplitterte Balken, zerkrümelte Steine und gebrochene Dachziegel lagen überall herum. Die Bauten erstreckten sich gut fünfhundert oder sechshundert Schritt weit, dann hörte die Bebauung abrupt auf, vermutlich am gegenüberliegenden Ende des Plateaus.
    Dahinter schwebte ein weiterer Riss im Raum. Als seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, konnte er ringsum
in der Ferne ungleichmäßige Felssäulen sehen, die sich oben erweiterten und ovale und runde Plattformen wie die ihre trugen. Offensichtlich befanden sie sich auf einer ähnlichen Erhebung. Diese Einsicht verunsicherte ihn einen Augenblick lang. Er glaubte, auf den anderen Plattformen weitere Gebäude zu erkennen, von denen einige beeindruckend waren wie Paläste. Doch es gab kein künstliches Licht, und nichts rührte sich in der leichten Brise.
    »Ein netter Ort«, murmelte Talan. Seine Stimme klang unnatürlich laut in der Stille.
    Hirad zuckte zusammen. »Bei den Göttern der Erde, was ist dies hier nur für ein Land?« Der Barbar wünschte inbrünstig, der Unbekannte wäre noch bei ihnen. Dessen Gegenwart hätte ihn gewiss ein wenig beruhigt.
    »Ich verstehe das nicht«, erklärte Denser. »Wie sind sie hier heraufgekommen? Und wie kommen sie von dieser Plattform zu den anderen, und wie konnten sie die Häuser hier oben bauen …« Er ließ den Satz unvollendet und deutete auf das verfallene Dorf auf ihrer Plattform, falls es überhaupt ein Dorf war.
    »Und wer waren sie eigentlich?«
    »Das unterstellt, dass sie alle fort sind«, sagte Talan.
    »Auf diese Idee seid ihr doch auch gekommen oder?«, fragte Hirad. »Ich persönlich würde meinen, dass wir möglichst schnell zurückspringen sollten. Ich bekomme hier eine Gänsehaut.« Sein Herz schlug wieder schneller.
    »Aber ist es nicht faszinierend?«, wandte Denser ein. »Dies ist eine andere Dimension. Stellt euch nur vor, was das bedeutet.«
    »Oh, ja«, sagte Hirad. »Sie ist völlig anders als unsere, ich fühle mich hier nicht gut, und ich bekomme den Eindruck, dass wir nicht hier sein sollten.«
    »Es ist anders, aber in vieler Hinsicht ist es doch ganz
ähnlich wie bei uns«, sagte Ilkar. Er bückte sich und hob eine Handvoll Erde auf. »Seht nur. Erde, Gras, Gebäude … Luft.«
    »Aber keine Geräusche. Glaubt ihr, sie sind alle tot, wer auch immer sie waren?« Denser bewegte sich in Richtung der Siedlung, und Hirad folgte widerstrebend mit den anderen Mitgliedern des Raben. Er nagte an der Unterlippe. Nicht einmal das Schwert, das er kampfbereit in der Hand hielt, konnte ihn beruhigen. Die düstere Atmosphäre war beinahe als körperlicher Druck zu spüren, obwohl die Luft so dünn war, und das Fehlen von Geräuschen veranlasste ihn mehrmals, mit dem Zeigefinger der linken Hand in den Ohren zu bohren und nach dem Grund zu forschen, aus dem er, abgesehen vom Tappen ihrer Füße und ihrem Atem, nichts hören konnte.
    »Wonach suchen wir hier eigentlich, Denser?«, wollte Richmond vom Dunklen Magier wissen, als sie über die trockene Erde liefen, die unter den Füßen knirschte und zerkrümelte.
    »Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Wir brauchen Informationen, nicht ein Stückchen hiervon und ein Stückchen davon, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Etwas wie ein Pergament vielleicht?«, hakte Richmond nach.
    Denser zuckte mit den Achseln. »Kann sein. Oder ein weiteres Amulett. Vielleicht eine Art geschnitztes Schmuckstück. Was es auch ist, es sollte in diesem Müll hier ziemlich auffallen. Und ich bin sicher, dass es als Objekt aus Balaia zu erkennen ist.« Er deutete auf die Gebäude. Obwohl weitgehend zusammengebrochen, konnte man deutlich sehen, dass ihre Bauart nicht viel mit dem gemein hatte, was irgendein

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