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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Volk in Balaia bauen mochte. Viele hatten Öffnungen, bei denen es sich vermutlich um Türen handelte,
doch sie waren oval und schlossen nicht ebenerdig mit dem Boden ab. Die Gebäude, die teilweise noch überdacht waren, hatten im höchsten Punkt der kuppelförmigen Dächer ähnliche ovale Öffnungen.
    In gewisser Weise fühlte Hirad sich an Brennöfen erinnert, auch wenn diese Gebäude hier aus Holz und Stein bestanden und nicht ausschließlich aus behauenem Stein wie die Bauten der Wesmen. Sie waren einst sicher recht hoch gewesen, zwanzig oder mehr Fuß. Für einstöckige Gebäude schien das eine enorme Höhe zu sein, auch wenn das Fehlen von Fenstern bedeutete, dass er sich irren konnte. Drinnen gab es womöglich noch weitere Etagen.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Hirad. Er schauderte.
    »Das hast du schon einmal gesagt, und ich muss dir zustimmen«, sagte Ilkar. »Ich fühle mich, als könnte ich jeden Augenblick stürzen.«
    »Je weniger Zeit ich hier verbringe, desto besser.« Hirad schüttelte sich, um die Spannung aus den Schultern zu vertreiben. »Was, zum Teufel, mag Septern hier nur gesucht haben?«
    Unter der Plattform durchbrach ein Lichtbalken die Nacht und tauchte alles, was er erfasste, vorübergehend in einen malvenfarbenen Glanz. Die Schatten wurden noch tiefer, und das Nachbild brannte sich ein paar Sekunden lang förmlich in Hirads Augen ein. In diesem Augenblick sah er auch die Bewegung. Der Rabe reagierte, als wäre er ein einziges Wesen, und schlagartig waren alle Schwerter gezückt.
    Aus den Gebäuden und um die Ecken der Gebäude kamen die Bewohner des Dorfs, stolpernd und halb rennend. In wenigen Sekunden hatten sie den Raum vor den Gebäuden ausgefüllt und näherten sich schwerfällig dem Raben. Hirad versuchte, sie zu zählen, doch als er bei fünfzig war,
kam er durcheinander, weil sie ständig in Bewegung waren. Gewiss lag ihre Zahl erheblich höher.
    Aus der Entfernung wirkten sie schmal und bleich, und ihre Gliedmaßen verwirrten das Auge, doch nach wenigen Schritten wurde offenkundig, was sie waren.
    »Bei den Göttern der Erde, ich kann das nicht glauben«, flüsterte Hirad. Erneut mit einer Bewegung, als wäre er ein einziges Wesen, blieb der Rabe stehen.
    »Und wenn der Tod den Atem aus ihren Leibern treibt und das Fleisch aus den Gesichtern reißt«, zitierte Denser murmelnd.
    Auch die Art und Weise, wie sie das Gleichgewicht hielten, oder vielmehr, wie sie es nicht hielten, war höchst eigenartig. Nicht, dass es für ein totes Geschöpf irgendeine angemessene Art und Weise gegeben hätte, das Gleichgewicht zu halten, dachte Hirad. Er schauderte und konnte es nicht genau begreifen, doch während die Dorfbewohner sich weiter schwerfällig und langsam näherten, glaubte er sehen zu können, wie bei jedem Schritt ihr Rücken zuckte.
    Einer der Anführer stolperte über einen Stein und entfaltete unwillkürlich die Schwingen, um sich wieder zu fangen. Doch die Flügel waren kaum mehr als nackte Knochen, an denen nur noch einige Hautfetzen klebten, und so stürzte er. Die anderen bewegten sich weiter, inzwischen höchstens noch siebzig Schritt entfernt.
    Es war unmöglich, bei diesem Anblick gelassen zu bleiben. Eine Streitmacht von toten flugfähigen Wesen, verrottete Haut auf den Knochen, ovale Köpfe mit riesigen leeren Augenschlitzen, und alle bewegten sich im gleichen, schleppenden Schritt. Sie verteilten sich und füllten den ganzen Raum bis zum Rand der Hochfläche aus. Und sie kamen erbarmungslos näher.
    »Hat jemand einen Vorschlag?«, fragte der Barbar. Panik
griff mit kalter Hand nach seinem Herzen. In wenigen Sekunden würde der Tod über sie kommen.
    »Sie haben keine Waffen. Was wollen sie tun?«, fragte Talan.
    »Einfach weitergehen, würde ich meinen«, erwiderte Denser. »Schließlich haben wir keinen anderen Ausweg, als zurück durch den Riss zu springen. Wir können nicht hoffen, uns gegen eine so große Zahl wehren zu können. Sie müssen einfach nur weitergehen, und irgendwann habt ihr keinen Platz mehr, um die Schwerter zu benutzen. Und wenn ihr nicht vorsichtig seid, dann drücken sie euch einfach über die Kante.«
    »Aber wie können sie sich bewegen?«, wollte Hirad wissen. »Sie bestehen doch nur aus Knochen, sie sind tot.«
    »Ist es eine Art Zauberspruch?«, fragte Richmond.
    »Vielleicht gibt es irgendetwas, das sie im Leben und im Tod an das Versprechen bindet, das sie Septern gegeben haben«, meinte Ilkar.
    »Darüber können wir uns später noch

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