Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
es«, sagte er schließlich. »So sei es.« Er streckte sich auf dem warmen, feuchten Boden von Wingspread ganz aus und öffnete seinen Geist, um seinen neuen Drachenmann zu suchen.
Es war eine Stunde nach Mittag. Der stetige kalte Südwestwind türmte Wolken auf, während die Rabenkrieger am geschützten Lagerplatz schliefen und die Wärme des Ofens genossen. Der Unbekannte hatte ohne Unterbrechung Wache gehalten, während Thraun sich ausruhte und dem besorgten Will seine Flanke als Kopfkissen zur Verfügung stellte.
Kurz nach der Mittagszeit hatte Erienne eine Kommunion gehalten und sich mit der Magierin ausgetauscht, die in die Hügel nördlich von Julatsa geflohen war. Der Kontakt war relativ kurz gewesen, und als Erienne die Augen wieder öffnete, konnte Ilkar sehen, dass sie nicht wusste, ob sie lächeln oder die Stirn runzeln sollte. Es dauerte eine Weile, bis sie Ilkars Blick erwidern konnte.
»Hast du dich wieder stabilisiert?«, fragte Ilkar. Die Kommunion – oder vielmehr der Abbruch der Verbindung – ließ das gebündelte Mana ohne Ziel, aber immer noch aktiv im Geist zurück. Bis sich das konzentrierte Mana wieder aufgelöst und verteilt hatte, waren der Magier und die Person, mit der er Kontakt aufgenommen hatte, manchmal verwirrt.
Erienne nickte und schenkte Denser ein leichtes Lächeln. Er strich ihr eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht gefallen war, hinter das Ohr. Ihr Lächeln wurde nach dem kleinen Liebesbeweis breiter.
»Das Kolleg steht noch, das Herz ist unversehrt«, sagte sie und hielt inne. »Ich bin nicht sicher, in welcher Reihenfolge ich berichten soll.«
»Weiß die Magierin, mit der du Kontakt hattest, wie viele Wesmen in und um Julatsa lagern?«, fragte der Unbekannte.
»Ja«, sagte Erienne, die den Anstoß dankbar aufnahm. »Sie, ihr Name ist Pheone, sagt, etwa zehntausend Wesmen hätten Julatsa besetzt und errichteten einen Palisadenzaun, um die Stadt zu befestigen. Nach ihrem ersten Sieg haben sie Verstärkung bekommen und im Westen weitere Zelte errichtet, in denen noch einmal fünftausend Krieger sind. Sie sind noch nicht weiter nach Süden in Richtung Dordover gezogen.«
»Was ist mit denen, die in die Hügel geflohen sind?« Der Unbekannte schenkte sich einen Becher Kaffee ein.
»Pheone glaubt, sie wurden bisher ignoriert, weil das Kolleg noch Widerstand leistet.«
Ilkar war zugleich stolz und niedergeschlagen. Seine Heimatstadt war von Invasoren besetzt. Doch sein Kolleg hatte irgendwie dem Ansturm widerstanden.
»Das ist noch nicht alles«, fuhr Erienne fort. »Rings um die Stadt gibt es Gruppen von Julatsanern, die sich in den Hügeln und im Wald verstecken. Sie weiß nicht, wie viele es sind, aber eine Gruppe im Südosten traf auf die dordovanische Streitmacht, die Darrick erwähnt hat, mehr als dreitausend Fußsoldaten und Reiter, und hielt deren Späher davon ab, in die Linien der Wesmen hineinzulaufen.«
»Dann ist also ein militärischer Anführer dort draußen«,
sagte der Unbekannte. »Hat Pheone irgendetwas gesagt, dass ein organisierter Angriff geplant wird?«
»Ich wundere mich, dass nicht schon längst ein Angriff stattgefunden hat«, warf Hirad ein. »Sie können sich doch mit den Magiern im Kolleg verständigen und einen Angriffsplan entwickeln.«
»Nein, das ist nicht möglich, niemand kann mit dem Kolleg Kontakt aufnehmen«, erwiderte Erienne. »Außerdem ist es schwierig, die Gruppen, die rings um die Stadt verstreut sind, zu koordinieren. So einfach ist die Kommunion leider nicht.«
»Aber warum kann man nicht mit jemandem in Julatsa Kommunion halten?« Ilkars Herz raste. »Können wir wirklich davon ausgehen, dass die Wesmen das Kolleg nicht eingenommen haben?«
»Ja, Pheone ist sicher, weil es dort einen magischen Schutz gibt, der die Kommunion verhindert.« Sie holte tief Luft. »Ilkar, sie haben den Dämonenschirm errichtet.«
»Was haben sie?«, fragte Hirad.
»Bei den Göttern im Himmel, haben sie das wirklich getan?« Ilkar riss überrascht die Augen auf. Und jetzt, nachdem er es erfahren hatte, war es ganz offensichtlich. Es war der einzige Weg, eine fünfzehntausend Mann starke Armee draußen zu halten, die ihre Furcht vor der Magie früher oder später überwunden hätte. Doch während die Wesmen nicht hoffen konnten, das Kolleg zu stürmen, solange der Schirm stand, gab es andererseits keine Möglichkeit, mit dem Kolleg in Verbindung zu treten. Ilkar erklärte den anderen rasch die Wirkungsweise des Dämonenschirms,
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