Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
rechnen damit, dass sie auch mit anderen Bruten verbündet sind, denen sie entsprechend drohen können. Wir haben keine andere Wahl, als mit diesen Bruten ebenfalls Krieg zu führen. Brich dein Bündnis. Vertraue mir. Vertraue den Kaan.«
»Sha-Kaan, das kann ich nicht.«
»Dann werden wir deine Brut vernichten, wo immer sie uns bedroht. Und wenn die Bedrohung zunimmt, dann wirst du mich, wenn du mich das nächste Mal hier siehst, an der Spitze einer Kampftruppe sehen. Gehe uns aus dem Weg, wo du es kannst. Ich will nicht, dass die Kaan untergehen.«
»Es tut mir Leid, dass es so gekommen ist.«
»Es liegt in deiner Macht, es zu ändern, Tanis-Veret. Falls du dich besinnst, lass es mich wissen. Ich werde dir zuhören.«
Endlich erwiderte er Sha-Kaans Blick. »Du solltest jetzt aufbrechen. Ich werde deine Botschaft erst weitergeben, wenn du meinen Himmel verlassen hast.«
»Gute Winde und gute Gezeiten mögen mit dir sein«, sagte Sha-Kaan.
»Schlage die Naik.«
»Das werde ich tun«, sagte Sha-Kaan. »Traurig ist nur, dass du nicht glaubst, dass es mir gelingen wird.« Er startete, rief seinen Abschiedsgruß und stieg wieder in die relative Sicherheit der oberen Luftschichten auf, wo ihm der Wind den Zorn aus dem Kopf wehen mochte.
19
Dreihundert Schritt vor dem Lager lief der Weg in einem Bogen um ein Gehölz. Der Knick verbarg die heranstürmende Kavallerie. Ihre Hufschläge waren jedoch weit zu hören, und so gab Darrick schon früh den Befehl, sich aufzuteilen und anzugreifen.
Vor ihm beschleunigten die berittenen Bogenschützen. Ein Dutzend Schwertkämpfer flankierte sie, und fünf Magier folgten ihnen und schützten sie mit harten Schilden. Sie hielten sich an den Rändern des Weges und sollten zunächst die Wachtürme ausschalten, während Darrick mit dem Rest der Kavallerie mitten ins Lager stürmte.
Der General ließ sein Pferd die Hacken spüren, und es reagierte sofort. An der Spitze seiner Kavallerie ritt er um die Biegung, sobald die Bogenschützen beider Seiten die ersten Pfeilsalven abgaben. Die Pfeile der Wesmen prallten an den Schilden ab, während die seiner eigenen Männer ihre Ziele trafen. Er staunte immer wieder über die Geschicklichkeit der berittenen Bogenschützen. Sie hielten sich nur mit den Schenkeln fest, glichen die Bewegungen ihrer galoppierenden Pferde aus und schafften es unter
diesen Bedingungen immer noch, präzise zu schießen. Vier Wesmen fielen schon bei der ersten Pfeilsalve.
Das Lager war in keiner Weise auf einen organisierten Kavallerieangriff vorbereitet. Es war überhaupt nicht auf Angriffe vorbereitet. Es gab keine dicht nebeneinander errichteten Zelte und keinen sich verjüngenden Weg dazwischen, durch den man den Feind hetzen konnte, kein unbebautes Gelände, auf dem die Verteidiger ein freies Schussfeld hatten. Das Lager war einigermaßen gut organisiert, doch es diente nur einem einzigen Zweck – es war ein Stützpunkt für den Nachschub und sollte den Weitertransport der Vorräte über die Bucht von Gyernath regeln. Es war ein Paradies für jeden taktisch versierten General, und bei Ry Darrick hatten sie es mit dem Besten zu tun, den es gab.
Darrick teilte seine Männer auf und deutete mit einer behandschuhten Hand zuerst nach links und dann nach rechts und rief zusätzlich einen Befehl. Er galoppierte an einer Seite der Lagerzelte entlang, eine zweite Abteilung übernahm die andere Seite. Schwerter blitzten in der Nachmittagssonne, die Reiter stürmten durchs Lager und hackten die schwache Verteidigung nieder, schnitten Seile, Leinwand und Balken durch, bis die Zelte über den hilflosen Wesmen zusammenbrachen, und ritten einfach alle über den Haufen, die sich ihnen in den Weg stellten. Darrick stieß mit seiner Kavallerie ohne Halt bis zum Strand durch, machte in der flachen Brandung kehrt und überblickte den Schaden, den er angerichtet hatte.
Auf den Wachtürmen lagen Leichen; seine Bogenschützen warteten auf neue Befehle. Im Lager mischten sich Hilferufe in das Gebrüll wütender Wesmen, die versuchten, sich auf den Wirbelsturm einzustellen, der über sie gekommen war. Wer von den Hufen niedergetrampelt worden
war, rappelte sich auf, sofern er das noch konnte, und allmählich nahm die Verteidigung Gestalt an. Doch es waren zu wenige Männer, und ihre Bemühungen kamen zu spät.
»Magier, Feuer!« Sofort nach diesem Befehl flogen zwei Dutzend Feuerkugeln durch den Himmel und stürzten zwischen die Verteidiger, setzten ihr Lager in Brand und
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