Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
lassen.«
»Tagelang ignorierst du mich, und jetzt so etwas?«
»Irgendwann muss man ja anfangen.« Er streichelte ihre Brust. Sie wollte sich zurückziehen, doch sie war nicht stark genug. Und als sie sich von ihm auf den Rücken legen ließ und seine Küsse die Glut in ihr entfachten und alle ihre Sinne erwachen ließen, glaubte sie, leise Schritte zu hören, die zum Lager zurückkehrten.
Sha-Kaan ruhte eine Weile aus. Er hatte genug vom Flammengras und verschlang eine frisch geschlachtete Ziege, die den ersten Hunger linderte.
Er dachte über seine Unterhaltung mit Hirad Coldheart nach. Er war beeindruckt von der Kraft des Menschen, war allerdings unsicher, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Wenn es nicht funktionierte, dann konnte er sich jemand anderen suchen, aber der Gedanke, dass Hirad Coldheart dabei unweigerlich den Tod finden würde, behagte ihm nicht. Er war ein Risiko eingegangen, und so etwas tat er nicht leichtfertig.
Jetzt musste er handeln. Er zerkaute und schluckte die letzten Knochen und fraß danach noch einen Ballen Flammengras. Dann sandte er einem Kaan, den er sprechen wollte, das Signal, zu ihm zu kommen.
Sha-Kaan verließ Wingspread, materialisierte im Fluss und trank lange vom kühlen Wasser. Über ihm teilte sich der Nebel, und ein großer junger Kaan sank ins Brutland herab. Er breitete die Flügel weit aus, um den Sinkflug zu bremsen, und suchte ein wenig ungeschickt mit den Füßen auf dem flachen, narbigen Fels einen Halt. Seine Krallen zogen tiefe Spuren.
Der Große Kaan hob den Kopf aus dem Fluss und richtete sich auf, sein Hals bildete ein förmliches S. Der Oberkörper war gerade, die dunkleren gelben Schuppen am Bauch entblößt, die Vorderbeine flach angelegt; dabei bewegte
er die Flügel ein wenig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er sah den jungen Kaan an, der die gleiche Haltung einnahm, dabei aber respektvoll den Kopf senkte.
Elu-Kaan war so, wie er selbst in diesem Alter gewesen war – stark und groß, auf seine Fähigkeiten vertrauend und doch nervös in der Gegenwart der Älteren.
»Die Himmel grüßen dich, Elu-Kaan«, sagte er.
»Ich bin geehrt, dass du mich gerufen hast, Großer Kaan«, antwortete Elu.
»Ich habe einen Auftrag für dich. Erinnere ich mich richtig, dass dein Drachenmann ein Magier aus Julatsa auf Balaia ist?«
»Ja, Großer Kaan, doch ich hatte seit mehreren Zyklen kaum noch Kontakt zu ihm. Ich hatte Glück in der Schlacht.« Er nahm den Kopf etwas weiter herunter, auch wenn er innerlich voller Stolz war.
»Glück war das gewiss nicht. Deine Geschicklichkeit war es, die dich rettete.« Sha konnte spüren, wie stolz der junge Drache dieses Kompliment aufnahm. »Aber jetzt sollst du durch den interdimensionalen Raum reisen und mit deinem Drachenmagier Kontakt aufnehmen, wenn du es kannst. Die Magier haben ihr Kolleg mit einer Energie geschützt, die aus der Dimension der Arakhe kommt. Ich fürchte, diese Verbindung stärkt die Arakhe, und ich kann nicht zulassen, dass sie ungehinderten Zutritt zu Balaia bekommen. Finde heraus, ob du über deinen Zugang durchdringen kannst, aber setze nicht dein Leben aufs Spiel. Was ich von dir verlange, ist gefährlich. Ziehe dich sofort zurück, wenn du bedrängt wirst. Sie sind schwierige Gegner.«
»Ich werde sofort beginnen.« Der junge Kaan hob zur Bekräftigung den Kopf.
»Elu«, sagte Sha-Kaan, »ich muss die Antwort haben, wenn der Kreis sich am Himmel verdunkelt.«
»Jawohl, Großer Kaan.«
»Ich werde eine kurze Zeit nicht im Brutland sein. Ich muss mit den Veret sprechen. Wenn ich nicht zurückkehre, musst du die Signatur von Hirad Coldheart vom Raben aufnehmen. Sie ist im Bewusstsein von Wingspread gespeichert, und du allein hast meine Erlaubnis, es zu betreten, falls ich sterben sollte.«
»Es ist mir eine Ehre, Großer Kaan.«
»Du bist noch jung, Elu, aber in deinem Herzen, deinem Bewusstsein und deinen Flügeln ist Größe. Lerne von mir und werde zu gegebener Zeit der Große Kaan.« Sha-Kaan streckte die Flügel. »Möge der Himmel immer klar für dich sein.«
»Und ebenso für dich, Großer Kaan. Sei vorsichtig. Die Brut braucht dich.«
Sha antwortete nicht. Mit einem Ruf verabschiedete er sich von der Brut und flog aus dem Tal heraus nach Norden zum Meer von Shedara.
Der Himmel war ruhig, die Wolken hingen hoch, und die Winde in den oberen Atmosphäreschichten beschleunigten seinen Flug. Nachdem er die Verteidigung am Dimensionstor begrüßt und mit
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