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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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schlug etwas schneller, als er in der aufziehenden Abenddämmerung die dunklen Mauern seiner geliebten Stadt betrachtete.
    Zu beiden Seiten des großen Turms am Osttor mit seinen verzierten Bogenfenstern, den zahlreichen Pechnasen und den dreistöckig übereinander angelegten Wehrgängen erstreckten sich die braunen Wände mehr als eine Meile weit und verloren sich in der Ferne. Auf der Mauer erhoben sich hier und dort dunkelgraue Steintürme für Magier und Bogenschützen. Anderthalb Meilen weiter beschrieb die Mauer einen Knick, und dort schloss sich, mit Blick auf die Blackthorne-Berge, die große Westmauer an.
    Der Wall hatte tiefe Fundamente und Pfeiler und war nirgends weniger als fünfzig Fuß hoch. Die Mauer war leicht nach außen geneigt, und von oben überblickte man ein weites, offenes Gelände mit sanft gewellter Grasnarbe und Büschen. Ein hundert Schritt breiter Streifen war vollständig geräumt worden, um den Magiern bei der Verteidigung ein gutes Sichtfeld zu bieten.
    In den Türmen von Xetesk flammten nach und nach die ersten Lichter auf. Der Anblick machte Styliann trauriger, als er es sich selbst eingestehen wollte. Die ungewollte Verbannung setzte ihm zu.
    Hundert Augen starrten ihn aus diesen Mauern und Türmen an, während Styliann überlegte, wie er am besten
nach Xetesk hineingelangen konnte. Je nach Standpunkt wurde die Situation ganz unterschiedlich beurteilt. Wenn ein durchschnittlicher xeteskianischer Wächter nach draußen blickte und den Herrn vom Berge mit seiner Protektorenarmee sah, dann konnte er nur mit Verwirrung reagieren. Die etwas Klügeren nahmen vermutlich an, dass es auf dem Berg politischen Zwist gab, aber niemand konnte ahnen, dass eine Usurpation stattgefunden hatte. Nicht einmal Dystran war so dumm, das höchste Amt öffentlich für sich zu beanspruchen, solange er nicht Stylianns Leichnam vorweisen konnte.
    Auf dem Berge überlegten die wenigen Getreuen, die Styliann noch hatte, wie sie ihn sicher ins Kolleg bekommen konnten. Sie wussten, dass er nicht hereinfliegen konnte, ohne seinen Gedankenschirm zu vernachlässigen, was ein tödliches Versäumnis gewesen wäre. Wahrscheinlich verhandelten sie mit Dystran und seinen Helfern und verlangten vielleicht für Styliann eine Audienz unter kontrollierten Bedingungen, vermutlich in einem Kaltraum.
    Dystran war natürlich ein Trottel und besaß ganz sicher nicht die Gerissenheit, um das Kolleg zu regieren. Er baute wohl darauf, dass Styliann mit seinen Protektoren irgendetwas Unüberlegtes tat. Irgendetwas, das es ihm erlaubte, mit dem Segen der Einwohner von Xetesk magische Gewalten zu entfesseln. Doch selbst in diesem Fall müsste er vorsichtig sein. Jede Gewalttat, die gegen Styliann gerichtet war, löste Reaktionen von den Protektoren aus, und sie konnten in Xetesk und im Kolleg beträchtlichen Schaden anrichten, bevor man sie aufhalten konnte. Styliann blieb jedenfalls nichts weiter übrig als zu warten. Seine Geduld sollte nicht lange auf die Probe gestellt werden.
    Etwa eine Stunde nach seiner Ankunft, als das kühle Mondlicht gespenstisch auf Stylianns scheinbar friedliches
Lager fiel, wurde der Turm am Tor mit Bogenschützen und Magiern besetzt. Dann wurde das Tor ein Stück weit geöffnet. Ein einziger Mann kam heraus. Das Tor wurde wieder geschlossen. Die Bogenschützen und Magier blieben auf ihrem Posten. Styliann stand auf und entfernte sich von seinem warmen Feuer. Nur von Cil begleitet, während die anderen Protektoren als stumme Zeugen zuschauten, näherte er sich dem anderen Mann.
    »Nun gut, Dystran, ich fühle mich geehrt.« Die Männer begrüßten sich nicht mit Handschlag, doch Styliann empfand einen gewissen Respekt, da der neue Herr vom Berge ihn persönlich empfing.
    »Was wollt Ihr, Styliann?«, fragte Dystran. Er gab sich desinteressiert, doch das Flackern in seinen Augen verriet seine Nervosität.
    »Oh, nur ein Bett für die Nacht. Ich bin nur ein müder Wanderer«, sagte Styliann sarkastisch. »Was, zum Teufel, glaubt Ihr denn?«
    Dystran zuckte zusammen, als Styliann ihn unvermittelt anfauchte. »Ich kann Euch nicht hereinlassen. Die Entscheidung ist gefallen. Ich bin der Herr vom Berge.«
    Stylianns Lippen wurden schmal. »Aber ich bin zurückgekommen, nicht wahr? Ihr habt gewusst, dass ich kommen würde.«
    »Das war mir klar, sobald ich erfuhr, dass Ihr überlebt und den Osten erreicht habt«, gab Dystran zu.
    »Ja«, meinte Styliann. »So ein Pech aber auch, nicht wahr?«
    Dystran musste

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