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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Speere wurden mit behandschuhten Händen abgefangen, und die Besitzer wurden in den Tod gezogen. Tote Krieger sanken zu Boden, die Verletzten kreischten, Blut rann über die Füße
derjenigen, die noch standen. Nach wenigen Augenblicken war der Versuch der Wesmen, die Reihen der Protektoren mit Speeren zu durchbrechen, vereitelt, und die Xeteskianer schlugen eine Bresche in die Verteidigung der Feinde, deren Schlachtordnung sich im Nu auflöste. Sie flohen in alle Richtungen.
    Auf ganzer Breite drehten sich die Wesmen jetzt um und rannten davon. Sie ignorierten die Befehle ihrer Hauptleute, denn ihr Glaube war versiegt und ihr Kampfgeist gebrochen. Die Protektoren machten keine Anstalten, sie zu verfolgen, sondern blieben einfach stehen und sahen ihnen nach.
    Styliann legte Cil eine Hand auf die Schulter. Der Protektor drehte sich sofort zu ihm um.
    »Ihr könnt den Toten die Masken abnehmen. Beeilt euch mit euren Ritualen. Wir müssen morgen vor der Abenddämmerung in Xetesk eintreffen. Wir haben viel zu tun.«
     
    Sie hatten Thraun zusammengerollt am Fußende von Wills Bett gefunden. Die Krankenpfleger hatten es nicht gewagt, den großen blonden Krieger zu vertreiben. Sie hatten einfach eine Decke über seinen nackten Körper geworfen, um seine Blöße zu bedecken, und damit er es warm hatte.
    Mehr konnten sie nicht für ihn tun, denn durch die Türen strömten bald die verletzten und sterbenden julatsanischen Kämpfer herein. Rasch waren alle Betten belegt. Dunkelrot war die vorherrschende Farbe in der hellen Krankenstation, Schmerzensschreie und das Klappern von Eimern waren zu hören, Magier flüsterten, Pfleger riefen drängend, überall tappten eilige Füße.
    Wills Leichnam war mit einem Laken bedeckt worden. Rings um ihn und Thraun hatte inmitten der geschäftigen
Krankenstation eine bedrückte Stille geherrscht. Eine Totenwache hatte stattgefunden, doch an eine Beerdigung war nicht zu denken. Die Opfer der Belagerung sollten vorerst unter dem Mana-Bad aufgebahrt werden. Dort war es kühl, und die Luft war trocken und schwer von Weihrauch.
    Inzwischen war Thraun auf das freie Bett gelegt worden. Er schlief, seine Augen waren tief eingesunken, seine Lippen bewegten sich lautlos und formten bekümmerte, gequälte Worte, Tränen quollen zwischen seinen Augenlidern hervor. Die Rabenkrieger nahmen sich Zeit und setzten sich in einem stillen Raum des Turms zusammen. Draußen versammelten die Wesmen ihre Streitmacht, bauten ihre Türme und Katapulte auf und bereiteten ihren Angriff vor. Vom Himmel schien die Sonne herab, und eine Wärme und Frische, die nicht zur Lage passen wollte, wehte durch Julatsa.
    Hirad ließ den Blick von einem zum andern wandern. Eigentlich müssten sie den Rest des Tages schlafen. Sie hatten seit Sha-Kaans Ankunft keine Ruhe mehr gefunden und beinahe unablässig gekämpft. Ilkar und Erienne waren mit ihren magischen Fähigkeiten offenbar am Ende. Bei Denser war Hirad nicht ganz so sicher. Der Xeteskianer wirkte relativ frisch und wach, wie gewohnt steckte die Pfeife zwischen seinen Zähnen. Seine Augen hatten freilich diesen abwesenden Blick, den Hirad überhaupt nicht mochte. Es war, als dächte Denser über große Dinge nach, die er den Menschen in seiner Umgebung nicht unbedingt anvertrauen wollte. Immerhin war dies aber eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem stumpfen Desinteresse, das er nach ihrem Aufbruch aus Parve an den Tag gelegt hatte.
    »Ich nehme an, Wills Tod hat die Rückverwandlung ausgelöst«, sagte Ilkar. Erienne nickte.

    »So muss es wohl sein«, stimmte der Unbekannte zu. »Aber ich denke, wir sollten unsere beschränkte Zeit nicht mit solchen Spekulationen vergeuden.«
    »Wir müssen versuchen, es zu verstehen, sonst können wir ihm nicht helfen«, wandte Erienne ein.
    »Das ist richtig, aber wir haben, von Thraun abgesehen, noch wichtigere Probleme zu lösen. Ich fürchte, einige hier haben das in der jüngsten Aufregung übersehen.« Der Tonfall des Unbekannten verbot jeden Widerspruch. Hirad hätte beinahe gelächelt, doch er verkniff es sich. Denser und Erienne hatten ihn noch nicht so erlebt. Das war der Unbekannte, den er brauchte. Der kühle Stratege und der praktische Planer, die andere Seite des Furcht erregenden Kriegers.
    »Wir sind hergekommen, um Septerns Texte zu suchen, das dürfen wir nicht vergessen. Wir wissen aber nicht, wie lange sich das Kolleg noch gegen die Wesmen halten kann. Noch schwieriger wird unser Vorhaben durch die Tatsache, dass

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