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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bedrückendes Mana zu spüren. Keine Last drückte wie ein Joch auf Hals und Schultern, und als Denser sich selbst und Erienne mit jeweils einer Hand den steifen Hals massierte, war er sehr froh darüber.
    »Wie weit sind wir?«, fragte er in die Runde.
    »Noch nichts Nützliches bis jetzt«, antwortete Erienne. Sie nickte dankbar, als von rechts weitere mit Bändern verschnürte Pergamente auf ihren Schreibtisch geschoben wurden. »Wir haben eine mögliche Verbindung zwischen Septerns begrenztem Dimensionsdurchgang und der Dimensionsverbindung gefunden, die in Understone benutzt wurde, aber bisher lässt sich nicht sagen, ob die beiden Überlieferungen auf eine gemeinsame Grundstruktur zurückgreifen.«
    »Therus kann sich vage an eine Notiz auf dem Rand eines julatsanischen Textes erinnern, die mit dem Mana-Strom und einer Störung der Dimensionen durch die Erzeugung eines Risses zu tun hatte, aber er kann das Werk nicht finden, und du hast eine Methode entdeckt, deinen Pfeifenkopf auf einer Temperatur zu halten, die es dir erlaubt, den Tabak besser zu verbrennen.«
    »Das ist schließlich auch sehr wichtig«, gab Denser mit einem Funkeln in den Augen zurück. Eriennes Mund wurde schmal.
    »Es ist eine widerliche Angewohnheit.«
    »Mein einziges Laster.«
    »Wohl kaum.«
    Therus räusperte sich. »Entschuldigt, dass ich Euch unterbreche, aber ich habe etwas gefunden.«
    »Etwas Gutes?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Na gut, lasst hören.«

     
    Die Träume jagten mit erstaunlicher Klarheit durch Thrauns Kopf. Er würde sie kaum vergessen können, wenn er wieder wach war. Alle Gedanken, Gefühle, Witterungen und Impulse seines Wolfskörpers durchdrangen seinen menschlichen Verstand, und zum ersten Mal überhaupt konnte er sich an alles erinnern.
    Sein Bewusstsein mühte sich, aus dem Morast seiner Erschöpfung und seines Kummers wieder zur Oberfläche zu kommen. Ein Abgrund gähnte in seinem Herzen, und die überanstrengten Muskeln taten weh. Er hatte Prellungen, und die gedehnten und gequetschten Sehnen und Bänder protestierten bei jeder Bewegung.
    Er öffnete die Augen und sah einen Raum, den er vorher schon einmal mit anderen Augen gesehen hatte. An das Weiß konnte er sich erinnern. Die Farbe der Wände, die Laken und die Verbände. Auch an die Leute erinnerte er sich. Einige lagen still, andere gingen zwischen ihnen umher. Hier gab es Trost, doch auch der Tod war ständig nahe.
    Thraun murmelte die erste von tausend Entschuldigungen an den Freund, den er im Stich gelassen hatte, und dessen Augen, die jetzt für immer geschlossen waren, die Welt nicht mehr sehen konnten. Die Laute, die er von sich gab, wechselten von einem Flüstern zu einem Knurren. Gleich darauf spürte er eine Hand auf der Stirn, dann die kühle Berührung eines feuchten Tuchs. Sein Blick klärte sich. Es war eine ältere Frau mit strahlenden, hellblauen Augen und einem runzligen Gesicht. Sie lächelte auf ihn herunter.
    »Hier müsst Ihr keine Vorwürfe für das fürchten, was Ihr seid«, sagte sie leise. »Hier könnt Ihr sicher ruhen.«
    Ihm war noch nicht bewusst geworden, dass die Leute hier seine andere Gestalt kannten, aber ihr Zuspruch tat
ihm gut. Er hatte nicht genug Kraft, um sich zu bedanken, doch die Frau schien es zu verstehen.
    »Verbergt nicht Euren Kummer«, sagte sie. »Es ist menschlich zu weinen. Eure Freunde haben ihm die letzte Ehre erwiesen, und jetzt ruht er. Ruht Ihr auch. Da neben Eurem Bett ist Wasser. Ich bin Salthea. Ruft mich, wenn Ihr mich braucht. Und jetzt ruht Euch aus.«
    Thraun nickte und wandte das Gesicht ab. Er wollte sie seine Tränen nicht sehen lassen.
     
    Während sie auf Ilkar warteten, lasen Denser und Erienne die Eintragung, die Therus gefunden hatte, mehrmals durch. Die Bedeutung war völlig klar. Es gab weitere Schriften, wichtige Schriften, die beschrieben, wie man interdimensionale Risse erzeugte, wie sich die Korridore gegen den Ansturm der Leere behaupten konnten, wenn sie sich bewegten, wie sie den Raum um sich her beeinflussten, welche Folgen es hatte, wenn man zwei Dimensionen miteinander verband, und welche Folgen es hatte, wenn man die Verbindung wieder auflöste. Wenn der Rabe eine rasche Antwort auf das Problem finden wollte, das über Parve den Himmel aufriss, dann waren dies die Schriften, die der Rabe brauchte.
    Die Eintragung in einem Bericht, der vor mehr als dreihundertfünfzig Jahren für den Rat von Julatsa angefertigt worden war, besagte, Septern habe am Triverne-See vor

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