Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Berge vier gestreifte, orangefarbene Feuerkugeln, jede so groß wie ein menschlicher Schädel, über die Kämpfenden hinweg in die Reihen der wehrlosen Bogenschützen. Wer nicht sofort vom Feuersturm eingehüllt wurde, brachte sich eilig in Sicherheit. Dicker Rauch stieg von den brennenden Opfern auf, und ihre Schmerzensschreie waren lauter als die Befehle der Kommandanten, die sich verzweifelt bemühten, die Ordnung wieder herzustellen.
Doch von geordnetem Kampf konnte nicht die Rede sein. Die Wesmen waren in hellem Aufruhr und versuchten, ihr nacktes Leben zu retten, während sie sich formierten. Und sie hatten Angst. Styliann konnte es an den Gesichtern und der Körperhaltung erkennen. Er wusste, was sie vor sich sahen. Masken und polierten Stahl sahen sie. Einen Tod, dem sie nicht einmal ins Antlitz schauen durften. Einen stummen, unausweichlichen Tod.
Die Protektoren gaben keinen Laut von sich. Kein angestrengtes Grunzen war zu hören, wenn sie zuschlugen, keine Schreie von den Verletzen und von den Wenigen, die fielen. Nur eine Mauer von Klingen, dahinter die neutralen, anonymen Masken, das dunkle, fleckige Leder, die Kettenhemden und die Rüstungen. In Stylianns Ohren tönte das Klirren ihrer Schwerter beinahe wie Musik, und
er beobachtete ihre unermüdlichen Fortschritte. Es kam ihm vor wie ein makabrer Tanz.
Der Stahl blitzte im Sonnenlicht und fuhr in die erbitterte Verteidigung der Wesmen. Axt und Schwert kamen erbarmungslos herunter. Die Protektoren rückten stetig weiter vor, und wo sie zuschlugen, fielen die Wesmen. Das Dröhnen der Waffen auf den Schilden, das dumpfe Schmatzen von Klingen, die in Fleisch getrieben wurden, das Klirren, wenn Metall auf Metall prallte, all das umgab Styliann. Und überall floss das Blut der Wesmen in Strömen.
Dreimal feuerte Styliann auf Cils Bitte vernichtende Feuerkugeln auf Bogenschützen ab, die in Gruppen oder einzeln Gegenwehr leisten wollten. Dreimal raste das Feuer durch den Himmel, und dreimal stieg beißender Rauch auf, in den sich Staub und Blut mischten.
Die Wesmen kämpften tapfer und entschlossen, und Styliann musste ihren Kampfgeist bewundern, wenngleich er die Vergeblichkeit ihres Tuns bedauerte. Sie stellten sich ganz gewiss nicht in einer Reihe auf, um wehrlos zu sterben. Weiter hinten brachen mehr als fünfhundert aus, um das Schlachtfeld zu umgehen und die Protektoren von der Seite anzugreifen. Sie wurden von Spähern, die links und rechts verborgen waren, genau beobachtet, und trafen auf eine Abteilung von xeteskianischen Kämpfern, die sich aus dem Kampfgeschehen lösten und die Angreifer stellten, bevor sie Styliann gefährlich werden konnten.
Der Kampf tobte schon mehr als eine Stunde, die Protektoren arbeiteten sich unerbittlich und schweigend weiter vor und stiegen über die Leichen der Wesmen, ohne auch nur einen Blick zum Boden zu werfen, jeder Schritt war sicher und fest. Die Reihen hinter den Kämpfenden steuerten die Bewegungen und gaben den vorderen
die Freiheit, sich auf die Gegner zu konzentrieren, während andere sich bückten und die gefallenen Brüder vom Schlachtfeld schleppten.
Es war eine hoffnungslose Aufgabe für die Wesmen. Selbst wenn ein Protektor fiel, wurde die Kampflinie nicht geschwächt. Noch bevor der Krieger ganz zu Boden gesunken war, nahm ein anderer seinen Platz ein und schloss die Lücke.
Jeder Protektor griff an, ohne auch nur einen Blick zur Seite zu werfen. Während sein Schwert oder seine Axt noch den letzten Gegner traf, blockte die zweite Waffe schon die Schläge des nächsten auf den eigenen und den Körper des Bruders neben ihm ab. Alle wurden durch den Seelenverband angeleitet, dessen Zentrum Xetesk war, und jeder erfuhr, was alle anderen Augen erblickten. Sie übersahen fast nichts, sie boten den Wesmen keinen Angriffspunkt, und jede Hoffnung, die im Gegner keimen mochte, wurde im richtigen Moment von den Klingen zunichte gemacht.
Styliann sah das Ende kommen. Rechts von der Kampflinie versuchten die Wesmen einen verzweifelten Vorstoß. Speerträger stellten sich zwischen die Schwert- und Axtkämpfer und brachten eine neue Qualität ins Gefecht. Sie brüllten ihre Kriegsrufe, beschworen ihren Kampfgeist und warfen sich in die Schlacht.
Sofort und beinahe unmerklich reagierten die Protektoren. Sie schlossen ihre Reihen ein wenig, beschleunigten den Rhythmus ihrer Schläge und reagierten etwas schneller bei der Verteidigung. Äxte und Schwerter der Wesmen fanden nichts als Stahl, vorgestoßene
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