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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Stapel der Dokumente, die er bereits bearbeitet hatte. Er hatte vorher gewusst, dass es schwierig würde. Es gab nur wenige vollständige Texte von Septern, und den betreffenden Stapel, fünf dicke Bücher, die Barras gleich als erste ins Herz gebracht hatte, als die Gefahr durch die Wesmen zunahm, hatte er schon durchgearbeitet. Die drei Rabenmagier wussten, dass Septern seine Weisheiten größtenteils auf Pergamentstücke gekritzelt oder in Form von Anmerkungen unter andere Texte oder auf die Rückseiten von Schriftrollen geschrieben hatte. Daher waren viele Gedankengänge verloren, unauffindbar oder nur noch in Abschriften verfügbar. Sie hatten nur indirekte Erwähnungen, Querverweise und das unvollständige Wissen der Archivare. Wieder einmal ging Ilkar einem vagen Hinweis nach, den er auf einem Pergament gefunden hatte. Er runzelte die Stirn, seufzte und las weiter.
     
    In der Bibliothek von Julatsa vergingen die Stunden, obwohl es für die Arbeiten eine Frist gab, die niemand vergessen konnte. Trotz Barras’ Versicherung, man werde
bereitwillige Unterstützung finden, stießen Erienne und Denser bei den Archivaren auf äußerstes Misstrauen. Drei alte Männer und ein junger Student starrten sie über lange Nasen hinweg an und sträubten sich bei jeder Anforderung.
    »Es braucht schon eine gewisse Art Leute, um eine Bibliothek zu führen, findest du nicht?«, hatte Denser kurz nach ihrer Ankunft erklärt.
    »Sie könnten die Brüder der Bibliothekare in Dordover sein«, hatte Erienne ihm beigepflichtet.
    »Ein Magier, eine Magie«, hatte Denser gesagt und seine Hand auf ihre gelegt. Erienne hatte gelächelt und ihre andere Hand auf den Bauch gelegt. Sie stellte sich vor, wie sich das Kind in ihr bewegte, auch wenn sie eigentlich nichts fühlen konnte.
    »Das will ich doch hoffen«, hatte sie geantwortet.
    In den folgenden Stunden, als klar wurde, dass die Rabenmagier nicht die Absicht hatten, die julatsanischen Geheimnisse zu stehlen, tauten die Bibliothekare etwas auf. Wo es vorher knappe Antworten, auf den Tisch geknallte Bücher und herablassend hingeworfene Schriftrollen gegeben hatte, war nach einer Weile ab und zu ein kleines Lächeln zu sehen, gelegentlich gab es einen hilfreichen Hinweis oder ein ermunterndes Wort, und schließlich kam sogar das Angebot, bei den Forschungen aktiv zu helfen.
    Der Student saß bei ihnen am Tisch und brütete über einem Text, der voller Hinweise auf die julatsanische Überlieferung war. Ab und zu hob er nervös den Kopf, als die Kampfgeräusche seine jungen Ohren erreichten.
    »Wir sind in keiner unmittelbaren Gefahr«, sagte Denser.
    »Woher wisst Ihr das?«, gab der Student zurück. Sein Name war Therus, und sein sommersprossiges Gesicht
verriet, welche Ehrfurcht er vor dem Magier hatte, der Dawnthief gewirkt hatte.
    »Weil Hirad Coldheart nicht gekommen ist, um uns auf die Mauern zu schicken«, erwiderte Denser. »Nur ruhig. Eure Soldaten sind tapfere Kämpfer, sie werden nicht versagen.«
    Etwas beruhigt machte Therus sich wieder ans Lesen. Erienne lächelte, und Denser lehnte sich an und streckte seinen schmerzenden Nacken. Er warf einen Blick auf die riesigen Regale mit magischen Texten, Protokollen theoretischer Forschungen, Analysen von Sprüchen und Überlieferungen. Letztere waren für ihn unverständlich und mussten Ilkar überlassen bleiben, falls es so aussah, als ließe sich dort etwas finden.
    Sie saßen nahe der Eingangstür der Bibliothek an einem Tisch. Vor ihnen begann ein Gang, der von Regalen mit jeweils fünf Etagen begrenzt wurde. Auch in diesem etwa zweihundert Fuß langen Gang waren Schreibtische aufgestellt. Sechs solcher Gänge füllten die untere Etage, an den Wänden ringsum waren ebenfalls hohe Regale angebracht. Die Texte in den oberen Fächern waren nur mit Leitern zu erreichen. Hinzu kamen noch zwei Galerien, in denen die Weisheit Julatsas und seiner Verbündeten aufbewahrt wurde. Auf den geschmückten und polierten Geländern spiegelte sich das sanfte Licht der statischen Lichtkugeln. Ein Stockwerk tiefer, wo nur selten ein Licht schien, wurden ältere und empfindliche Texte in einer sorgfältig kontrollierten Atmosphäre aufbewahrt.
    Die Bibliothek von Julatsa war wie die von Xetesk ehrwürdig und alt und konnte auf eine lange Geschichte zurückblicken. Der Papierstaub und der Schimmel waren für jeden Bücherwurm eine wahre Freude. Doch eigenartigerweise war in der Bibliothek, obwohl sie so viel Wissen
und Macht enthielt, kein

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