Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
reisen.«
Hirad schwieg eine Weile, ehe er antwortete. »Weißt du, ich habe mich schon darauf gefreut, gegen die Wesmen in den Krieg zu ziehen«, sagte er nach einer Weile, als sie vor dem Feuer standen. »Das kam mir so vor, als könnten wir endlich zu den einfachen, überschaubaren Dingen zurückkehren. Aber dies alles hier …«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Ilkar. »Komm, setz dich. Ich sehe nach, ob noch etwas im Topf ist.«
Denser stand inzwischen auf den Beinen und stützte sich auf Erienne. Erwartung und Furcht stritten in seinem bleichen Gesicht um die Vorherrschaft.
»Ich glaube, du solltest besser hierher kommen und zuhören«,
sagte Hirad. »Das gilt auch für Euch, Styliann. Die Dinge stehen nicht sehr gut.«
»Was genau bedeutet ›nicht sehr gut‹?«, fragte Styliann. Er trat ins Sonnenlicht heraus und rückte abwesend seinen Hemdkragen zurecht.
»Wir wollen warten, bis alle versammelt sind«, sagte Ilkar. Er bot Hirad einen halben Becher Kaffee an und ließ sich neben dem Barbaren nieder. Er nickte in Richtung des toten Drachen, von dem Will und Thraun gerade zurückkehrten. Der Unbekannte hatte seine Untersuchung noch nicht beendet.
Niemand hatte es bisher gewagt, den abkühlenden Leichnam des Drachen zu berühren, bis der Unbekannte sich vor den Kopf hockte und ein schweres Augenlid hob. Das Wesen mochte aus einer anderen Dimension gekommen sein, doch der Unbekannte wusste, wann er ein totes Tier vor sich hatte, und dieses Auge war tot.
Er ließ das Augenlid wieder über das milchig weiße Auge gleiten, das sich nach oben gedreht hatte, und hockte sich auf die Hacken, um den auf der Seite liegenden Drachen in Augenschein zu nehmen. Aus der Nähe konnte er sehen, dass die rostrote Farbe durch zwei unterschiedliche Arten von Schuppen entstand. Eine Sorte war dunkelrot, aber weniger stark vertreten als die vorherrschende dunkelbraune Sorte. Sein Blick wanderte über den keilförmigen Kopf, der von den Nüstern aus, die den Unterkiefer überlappten, bis zum Halsansatz etwa drei Fuß maß. Unter Falten von zäher Haut, die als Lippen dienten, war ein Reißzahn zu sehen. Ein anderer war abgebrochen, das fehlende, ungefähr eine Handspanne lange Stück lag ein paar Schritt entfernt. Der Unbekannte hob es auf, drehte es einmal herum und steckte es ein.
Der Schädel erstreckte sich ein Stück weit nach hinten, um einen anscheinend empfindlichen Bereich am Hals zu schützen. Aber nicht gut genug, dachte der Unbekannte, wenn man die vielen punktförmigen Wunden sah, die Sha-Kaan diesem Gegner so mühelos zugefügt hatte.
Er beugte sich wieder vor und öffnete das Maul des Drachen, wobei er die Kiefer mit aller Kraft auseinander stemmen musste. Sie öffneten sich ein wenig, klappten aber sofort wieder zu, als er ins Maul blicken wollte. Er sah sich um und winkte aus der Gruppe der etwa dreißig Männer und Protektoren, die in der Nähe herumstanden, zwei Soldaten zu sich.
»Könnt ihr mir mal helfen?«, fragte er. Die Kavalleristen überstürzten sich fast, um einem Mitglied des Raben, noch dazu dem Unbekannten Krieger, zur Hand zu gehen. Zusammen legten sie den Kopf des Drachen flach auf die Seite, und während Darricks Männer den Oberkiefer hielten, konnte der Unbekannte den Unterkiefer öffnen und ins Maul sehen. Er keuchte, als ihm der üble Gestank entgegenschlug.
Die Zähne waren nicht ungewöhnlich. Vier große Reißzähne, zwei oben und zwei unten, waren das Kennzeichen eines Raubtiers. Ergänzt wurden sie durch Reihen von kürzeren, sich verjüngenden Schneidezähnen, die vorne in den Kiefern saßen. Weiter hinten waren Backenzähne zu erkennen, doch der Unbekannte interessierte sich vor allem für das Zahnfleisch im Unterkiefer und am Gaumen.
Er zählte ein halbes Dutzend abgewinkelter Hautlappen, die jeweils ein Loch bedeckten. Als er an einem Lappen herumzerrte, konnte er spüren, wie ein Schließmuskel nachgab, und dann tropfte eine klare Flüssigkeit auf seine Handfläche, die rasch verdampfte. Mehr brauchte er nicht zu wissen, um zu verstehen, wie die Drachen ihr Feuer produzierten.
Er bedankte sich bei den Kavalleristen und stand auf. Als er losließ, schloss sich der Unterkiefer mit einem schmatzenden Geräusch. Dann blickte er am Körper des Drachen entlang und schritt ihn langsam ab. Der leicht verdrehte Hals maß etwa acht Fuß. Insgesamt war dieser Drache schlanker als Sha-Kaan. Vermutlich war er auch wendiger gewesen, doch angesichts der Leichtigkeit, mit der
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