Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
verzichtete auf sein Pferd und ging an der Spitze seiner ausschließlich aus Fußsoldaten bestehenden Armee auch selbst zu Fuß. Darrick achtete trotzdem darauf, dass sie keinesfalls übersehen werden konnten. Er baute darauf, dass die Späher der Wesmen Tessaya sofort Bericht erstatteten, und sie sollten alle in seine Richtung schauen.
Er hatte seinen Hauptleuten eindringlich erklärt, dass sie jederzeit mit einem Angriff rechnen mussten. In diesem Fall sollten sie sich in Kompanien aufspalten und in den Wald absetzen, um an den zuvor bestimmten Positionen erneut Aufstellung zu nehmen. Sie sollten nicht in offenem Gelände kämpfen, wenn es sich irgend vermeiden ließ. Falls die Wesmen außerhalb des Waldes blieben, wäre Darrick sogar mit einem vorübergehenden Patt völlig zufrieden gewesen. Er hatte seine Leute gewarnt, wie schwierig der Kampf im Wald war, und wie wichtig daher die Kommunikation an der zersplitterten Frontlinie war. Es war ein Glücksspiel, doch er hielt es für die einzige Chance, die sie überhaupt hatten.
Darrick hätte gern zu seiner versammelten Armee gesprochen,
doch dieser Luxus blieb ihm verwehrt, weil die Zeit drängte und dringendere Angelegenheiten zu organisieren waren. So hatte er seinen Befehlshabern nachdrücklich erklärt, wie wichtig ihr Vorhaben war. Auch dieses Mal durften sie um Balaias willen nicht versagen. Auch dieses Mal brauchte der Rabe ihren unverbrüchlichen Mut und ihre Kraft. Es war sinnlos, sich selbst für den nächsten Kampf zu schonen, weil ein Scheitern bei diesem bedeutet hätte, dass es keinen nächsten Kampf mehr geben würde. Weder für sie selbst noch für die Wesmen.
Die Armee setzte sich in enger Formation in Bewegung. Unter Tarnzauber gingen einige Magier jeweils zu zweit voraus, um feindliche Späher auszuschalten. Darrick wusste, dass sie im Grunde wenig oder gar nichts ausrichten konnten, doch andererseits wäre es sinnlos gewesen, sie zurückzuhalten, und so waren sie immerhin in der Lage, die nachrückenden Truppenteile frühzeitig zu warnen.
Seine Regimenter marschierten rasch auf der Hauptstraße und rückten ein gutes Stück zu dem eine Meile entfernten Lager der Wesmen vor. Als sie knapp eine halbe Meile überwunden hatten, erhob sich vor ihnen ein Gebrüll, das wie Donner klang.
Es hallte von den entfernten Felsen wider, verlor sich in den sanften Hängen von Grethern und hing wie eine unsichtbare Wolke über der Anhöhe, der sie sich näherten. Die Wesmen. Und sie griffen an. Darrick hörte rennende Füße, und zwei Paare der magischen Vorhut ließen den Tarnzauber fallen und tauchten neben ihm auf.
»Wesmen siebenhundert Schritt entfernt, und sie rennen, General«, meldete einer, ein spindeldürrer Elf, sehr groß und kahlköpfig und mit einem eng sitzenden Gewand bekleidet.
»Wie breit ist ihre Front?«, fragte Darrick.
»Dreihundert bis dreihundertfünfzig Mann, wenn sie die Anhöhe erreichen, dahinter zwischen den Bäumen, wo es bergab geht, etwas weniger.«
»Danke.« Es war eine breite Front, aber in etwa das, was Darrick erwartet hatte. Er betrachtete das Terrain.
Links von ihm und im Norden lag ein felsiges, unebenes Gebiet, das sich bis zu den hohen Gipfeln und Geröllhalden erstreckte, die etwa eine Meile entfernt waren. Im Süden stand dicht und dunkel der Wald von Grethern. Die ersten Bäume waren höchstens hundert Schritt entfernt, doch Darricks bevorzugtes Schlachtfeld war das dichte Unterholz, das noch einmal zweihundert Schritt dahinter lag. Er konnte sehen, wie dunkel es dort drinnen war; er glaubte die hinderlichen Äste und Zweige schon zu spüren, und er konnte nur zu allen Göttern beten, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Hinter seiner Armee führte Izack die Truppe nach Süden, mit der er an Septerns Haus aushelfen sollte. Dieser Augenblick war der gefährlichste im ganzen Plan. Darrick musste sicher sein, dass kein einziger Scout der Wesmen die Teilung der Armee meldete. Tessaya sollte glauben, dass er gegen die gesamten restlichen regulären Truppen des Ostens außerhalb von Korina kämpfte. Magier-Heckenschützen aus Gyernath durchkämmten den Wald und die Felsen und Anhöhen im Norden. Es war Zeit, sich in Bewegung zu setzen.
Er hob eine Hand, der Befehl wurde weitergegeben, und seine Truppe hielt an. Dann ballte er die erhobene Hand zur Faust, spreizte die Finger und gab den Befehl zum Verteilen.
»Kompanien, verteilt euch, nach laufender Nummer im Halbkreis aufstellen. Laufschritt,
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