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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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marsch!«

    Die Kompanien lösten sich aus der Marschformation, entfernten sich nacheinander vom Hauptweg und ließen im Zentrum eine starke Linie zur Verteidigung zurück. Da sie nicht viel Zeit zum Exerzieren gehabt hatten, lief der Stellungswechsel etwas unordentlich ab. Darrick nannte es einen Halbkreis, und so hatte es auf seinen Zeichnungen ausgesehen, doch in der Praxis erinnerte die Aufstellung nun eher an eine Treppe. Andererseits konnte er hoch zufrieden sein, dass sie seine Befehle überhaupt verstanden und ausführten.
    Darrick nickte erfreut und bog mit seiner Doppelkompanie schräg nach rechts vom Weg ab. Er übernahm die Rolle des Köders. Er musste ständig in Bewegung bleiben und hoffte, Tessayas Armee in den Wald zu locken, ehe die Gegner bemerkten, wie schwach die Verteidigung auf dem Weg war, der zu seinem eigenen Lager führte. Ihm war klar, dass sie rasch umzingelt werden konnten, er baute jedoch auf die Kampflust der Wesmen. Tessaya verstand zwar etwas von Taktik, aber Darrick war sicher, dass er ihren Abzug in den Wald als Versuch auffassen würde, ihn zu umgehen und doch noch Septerns Haus zu erreichen.
    Hinter ihm rannte die Armee in den Wald und erreichte bald die ersten Bäume. Befehle ertönten, Kompanien wechselten die Richtung, und aus dem Morast kamen Meldungen, als jeder seinen Standort in genügendem Abstand zur nächsten Kompanie gefunden hatte. Eine anscheinend noch nicht vollständig eingerichtete Verteidigungsstellung, das war eine große Verlockung, an der die Wesmen einfach nicht vorbeilaufen konnten.
    Darrick sollte nicht enttäuscht werden.
    Vor ihm erklommen die ersten Wesmen einen Hügel und stießen wilde Schreie aus, als sie die zersplitterte Armee unter sich sahen. Einen Moment lang sammelten sie sich wie
ein dunkler Fleck, der sich am Horizont ausbreitete, dann wurden hundert Hornsignale gegeben, und sie stürmten zu den Balaianern hinunter. Ihre Kampfschreie und Gesänge erfüllten die Luft. Im Zentrum war Tessaya deutlich zu sehen.
    Darrick spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, ihn anzugreifen, doch obwohl der Wesmen-Lord sich in vorderster Linie befand, war er sicherlich gut geschützt, und Darrick hatte etwas Besseres zu tun, als Selbstmord zu begehen. Er nahm seine Doppelkompanie und rannte in den Wald von Grethern. Die ersten Pfeile der Wesmen waren zu kurz gezielt.
    »Bereithalten!«, rief er den Männern zu, die im Wald bereits aufgestellt waren. »Drei Schritt zurückfallen lassen. Sie sollen erst langsamer werden. Magier, schließt die Lücken.«
    Die Befehle wurden durch den Wald weitergegeben, während die Wesmen herangestürmt kamen. Sie waren keine halbe Minute hinter den Verfolgten. Pfeile flogen und prallten gegen Bäume und Äste, Schmähungen und wildes Heulen tönten durch den Wald. Darrick drehte sich um und zog vor sich im Laub eine Linie. Seine Männer stellten sich neben und hinter ihm auf.
    Der düstere graue Himmel entließ jetzt seinen Regen, unter der Wolkendecke kam ein Wind auf, der durch die Bäume pfiff. Irgendwo im Süden marschierten Izack und seine Männer, um den Protektoren zu Hilfe zu eilen. Darrick beobachtete die in den Wald eindringenden Wesmen. Bis jetzt sah es aus, als hätten sie den Köder geschluckt. Doch die Balaianer waren in der Unterzahl und mussten sich sehr anstrengen, um nicht einfach aufgerieben zu werden. Es sollte ein langer Nachmittag werden.

34
    Senedai brütete über den Berichten seiner Armee. Seine Männer hatten diese erbärmlich kleine Truppe von maskierten Kriegern, die Septerns Haus und das Tor ins Land der Drachen verteidigten, umstellt. Während seine Krieger ermüdeten, schienen die Feinde sogar noch an Stärke zu gewinnen. Ihre Bewegungen waren sparsam, sie kämpften gut organisiert. So etwas hatte er noch nie gesehen. Er wusste, dass Magie im Spiel war, doch von wo sie ausging, das konnte er nicht erkennen. Er war ganz sicher, dass dort drüben kein Magier stand.
    Aber das spielte keine große Rolle. Wichtig war nur das, was er vor Augen hatte. Die Leichen seiner Männer bedeckten den Boden – stellenweise schon so hoch, dass die Toten und Verletzten durch die Beine der Kämpfer weggezerrt werden mussten, damit die vordersten Linien überhaupt noch sicher stehen konnten. Der Nachmittag zog sich dahin, der Regen fiel mit jeder Stunde stärker, und Senedais Verzweiflung nahm zu. Der Feind bot ihm keine schwachen Stellen, die Zahl seiner Toten hätte ein einzelner Mann an Fingern und Zehen

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