Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Darricks Linien hielten Stand. Sie sahen keinen Anlass, die Gegner zu verfolgen, und da im dichten Wald das Licht der Nachmittagssonne rasch verging, mussten sie auch nicht mehr lange durchhalten.
Wir werden müde. Es ist unvermeidlich. Das Licht wird schwächer. Rechts unten blocken, Axthieb. Sie werden nach Einbruch der Dämmerung nicht weiterkämpfen. Seid stark. Links schlagen, Schritt zurück. Ausruhen. Die Linie halten. Unser Gebieter verlangt es. Wir werden nicht versagen.
Aebs Glieder protestierten, doch er ließ die Müdigkeit nicht die Oberhand gewinnen. Die Wesmen waren nervös
und schlecht organisiert. Ihre Kämpfer waren nicht auf größtmögliche Effizienz abgestimmt. Doch es waren viele tausende, und obwohl sie nicht siegen konnten, griffen sie weiter an. Es blieben noch weniger als zwei Stunden, bis es völlig dunkel wurde. Der Himmel war bedeckt und grau, und das Licht ließ rasch nach.
Das Zwielicht störte Aeb und seine Brüder nicht im mindesten. Sie brauchten kein Licht zum Kämpfen. Aeb schlug nach unten und traf mit der Axt die Schulter eines müden Wesmen-Kriegers. Gleichzeitig hob er das Schwert, um den Schlag abzuwehren, der gleich von oben links kommen musste.
Neben ihm brach ein Angreifer durch Olns Deckung. Der Protektor musste einen üblen Schnitt am rechten Schenkel einstecken, und als der Feind die Axt zurückzog, riss er ein Stück Fleisch aus der Wunde. Oln taumelte und verlor das Gleichgewicht.
Bücken.
Aeb führte einen Rückhandschlag gegen den Krieger, der Oln verletzt hatte. Der Wesmen, der gerade noch den Sieg geschmeckt hatte, bekam jetzt einen schnellen Tod zu kosten.
Zurückziehen. Aeb deckt.
Oln ließ sich nach hinten fallen. Er würde erst wieder kämpfen können, wenn die Brüder ihm Kraft gaben. Aeb zerschmetterte mit dem Knauf seiner Klinge einen Wesmen-Schädel und wandte sich seinem nächsten Gegner zu, während er an die Worte seiner Brüder dachte. Sie hatten an diesem Tag dreißig Mann verloren, und weitere fünfzig konnten nicht mehr kämpfen. Sie würden den Tag überleben, aber einen zweiten wahrscheinlich nicht. Aeb musste annehmen, dass das ausreichte.
Tessaya, der Herr der Paleon-Stämme, trat mit vor Blut triefender Axt aus dem Wald ins Freie, um die Meldungen entgegenzunehmen. Die Männer aus dem Osten kämpften einen Guerillakrieg, den er nicht verstand. Sie waren stark genug, um ihn frontal anzugreifen. Die Wesmen kämpften auf breiter Front zwischen den Bäumen und auch in einem kurzen Abschnitt des Weges gegen sie. Dort waren die Kampfhandlungen inzwischen jedoch eingeschlafen, weil die Männer aus dem Osten nicht aufgerückt waren und den Vorteil, den sie früh gewonnen hatten, offenbar nicht ausnutzen wollten. Es war, als warteten sie auf etwas, doch Tessaya konnte sich nicht vorstellen, was es war. Er war sicher, dass keine Verstärkungen unterwegs waren.
Er schüttelte den Kopf und starrte zum rasch dunkler werdenden Himmel hinauf. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und trommelte, wie schon beinahe den ganzen Tag, auf den Boden. Im Wald brannte es an einem halben Dutzend Stellen, er spürte sogar die Hitze des nächsten Brandherds, doch das Feuer würde bald erlöschen, dafür würde der Regen schon sorgen.
Seine Männer hatten den ganzen Nachmittag über den Kämpfern aus dem Osten tüchtig zugesetzt, ohne jedoch durchbrechen zu können, und niemals wagten die Gegner sich in offenes Gelände vor. Doch der Feind hatte einen starken Widerstand aufgebaut, und die verdammte Magie glich seine geringere Zahl beinahe aus.
»Was mögen sie nur decken?« Arnoan, der nicht von seiner Seite wich, stellte die Frage, die Tessaya sich bisher nicht gestellt hatte.
»Decken?« Er runzelte die Stirn, und dann lief es ihm eiskalt über den Rücken. »Wie lange kämpfen wir schon?«
»Etwa drei Stunden, mein Lord.«
»Ich bin ein Narr«, murmelte er. Dann hob er die Stimme
und brüllte: »Paleon! Kampf einstellen! Revion! Position halten! Taranon! An der östlichen Flanke angreifen!« Er wandte sich an Arnoan und packte den alten Mann am Kragen. »Such mir Adesellere. Er übernimmt hier den Befehl. Er muss verhindern, dass sie uns folgen.«
»Was ist denn, mein Lord?«
»Siehst du es nicht? Bist du blind? Darrick hat Männer nach Süden geschickt. Sie umgehen uns, während er uns beschäftigt. Er deckt eine Armee, die zu Senedai marschiert. Geh jetzt.«
Tessaya rief seine Stämme zu sich und rannte in sein Lager zurück. Sie waren jetzt
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