Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
abzählen können,
und wenn seine Männer endlich einmal einen Gegner verwunden konnten, dann zog er sich einfach zurück und verband seine Wunde, während ein anderer nahtlos seinen Platz einnahm.
Ihre Stärke und Ausdauer waren außergewöhnlich. Ihren Mut konnte Senedai einfach nur bewundern. Doch die Tatsache, dass er sie trotz seiner gewaltigen Zahl nicht einfach überrennen konnte, zehrte an seinem Selbstvertrauen und erschütterte den Glauben seiner Männer. Es hätte ein rascher Sieg werden sollen, doch als der Nachmittag in den Abend überging, musste er unverrichteter Dinge in sein Lager zurückkehren und mit einem weiteren Tag voller Demütigungen rechnen.
Er konnte seine Krieger zwingen, im Feuerschein und im Mondlicht zu kämpfen, doch diese Masken wären im Zwielicht sogar noch erschreckender. Und es war nicht die Art der Wesmen, in der Nacht zu kämpfen, auch wenn er es in Julatsa schon einmal getan hatte. Es missfiel den Geistern. Er knurrte und verfluchte innerlich Tessaya, der immer noch nicht aufgetaucht war, rief frische Reservetruppen herbei und befahl einen weiteren Vorstoß.
Feuer blühte rechts von Darrick auf. Die verletzten Wesmen schrien vor Schmerzen, die brennenden Bäume warfen ein grelles Licht auf die chaotische Schlachtszene. Wie der General gehofft hatte, waren die Wesmen langsamer geworden und hatten sich zwischen den dicht stehenden Bäumen verteilen müssen, und wie vorausgesehen, waren die ersten Scharmützel unentschieden ausgegangen. Da seine Magier jetzt Feuerkugeln, Höllenfeuer und Eiswind einsetzten, geriet der Angriff der Wesmen ins Stocken.
Doch jetzt änderte Tessaya die Taktik. Er hatte den Frontalangriff abgeblasen und eine beachtliche Streitmacht
zum balaianischen Lager geschickt. Mit den übrigen Kämpfern konzentrierte er sich auf einen kleinen, vielleicht siebzig Schritt breiten Abschnitt des Waldes und zwang seinen Feind, die Reihen zu schließen. Bisher hatte Darrick dieser Versuchung widerstanden. Er hatte die Magierabteilungen rasch neu organisiert und an der Flanke eingesetzt, damit die Wesmen keine starke Frontlinie aufbauen konnten. Vier Kompanien blieben in Reserve, um im Notfall Deckung zu geben. Seine Magier-Heckenschützen sollten aus sicherer Entfernung die Flanke der Feinde angreifen.
Heftiges Klirren von Metall auf Metall veranlasste ihn, energisch vorzustoßen. Vor ihm hatten die Wesmen drei Kompanien zurückgedrängt und suchten ihren Vorteil zu nutzen. Darrick rief die Verstärkung zu sich und kam den Bedrängten zu Hilfe, doch eine Truppe von balaianischen Schwertkämpfern und Magiern, die mit dem Rücken vor einer Mauer aus Bäumen standen, konnte er nicht mehr retten. Sie wurden von den triumphierenden Wesmen in Stücke gehackt.
»Ich brauche Feuer hinter der Frontlinie! Erste Kompanie rechte Flanke, greift nach Belieben an!«, rief Darrick, als er sich in die Schlacht stürzte. Mit erfahrenen Schwertkämpfern zu beiden Seiten und drei Magiern hinter sich drang er in die Linie der Wesmen ein, die nach hunderten zählten, und knallte das Schwert auf eine zur Abwehr gehobene Axt. »Zweite Hundertschaft, schützt die Magier!« Die Axt wurde zur Seite gefegt, und Darrick trat dem Mann mit dem Stiefel in den Bauch. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen, und Darrick traf seinen Kopf mit einem Rückhandschlag seines Schwertes.
Links und rechts wurden die Wesmen niedergemacht, bevor die Truppe noch richtig reagieren konnte. Darrick
blockte einen Speerstoß ab, traf das Gesicht des Angreifers mit dem freien Unterarm, dass seine Lippen platzten und die Nase brach. Er trat auf die Speerspitze, ehe der Wesmen-Krieger sie wieder heben konnte, und trieb ihm das Schwert durch den ungeschützten Bauch. Hinter der ersten Linie hörte das blutrünstige Heulen schlagartig auf, und das Klappern von Metall und der unverkennbare Klang von rieselndem Eis verriet ihm, dass ein Eiswind durch die Gegner gefahren war. Weiter hinten brach Höllenfeuer vom Himmel. Tote flogen durch die Luft, die Explosionen der Sprüche dröhnten in den Ohren, ein abgerissener Arm landete direkt neben Darrick.
Der nächste Gegner vor ihm zuckte bei diesem Anblick zusammen und zögerte eine Sekunde zu lange. Darrick brauchte keine weitere Einladung, und der Wesmen-Krieger wurde von der Seite bis zur Wirbelsäule aufgeschlitzt. Der balaianische General spürte, wie sein Schwert auf den Knochen traf. Das Blut des Gegners spritzte in hohem Bogen ins Gras.
Die Wesmen wichen zurück.
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