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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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spannten und entspannten sich die Muskeln unter den Schuppen, Wellen liefen durch den ganzen Körper, und das Rumpeln und Gurgeln der riesigen Eingeweide lief durch seine Beine und seinen Rücken. Wenn Hirad sich umdrehte, sah er hinter sich Sha-Kaans Leib aufragen, der alles andere verdeckte. Er konnte nicht einmal den Schwanz sehen. Unter seinen Füßen entsprangen, ein Stück nach hinten versetzt, die Flügel. Sie zuckten erregt und klatschten leise gegen den Rumpf. Sha-Kaan war ein fliegender Berg, und er selbst war eine Ameise, die an den Berg gekettet war. Ein Gedanke, den Hirad lieber nicht weiter verfolgen wollte.
    »Wessen Idee war das überhaupt?« Er blickte zum Unbekannten,
der stumm und bleich auf seinen Drachen gebunden wurde. »He, Unbekannter!«, rief er.
    »Nichts, was du sagen kannst, könnte dies hier besser machen«, rief der Krieger zurück.
    »Ich freue mich schon darauf, in Balaia deine Hand zu schütteln«, sagte Hirad.
    »Wie heißt es noch?«, antwortete der Unbekannte. Dann lächelte er einen Moment. »Wir sehen uns auf der anderen Seite.«
    »Hirad Coldheart.«
    »Ja, Großer Kaan.«
    »Ist der Rabe bereit?«
    Hirad holte tief Luft. »Ja, wir sind bereit.«
    »Dann will ich dich mit dem Himmel bekannt machen.« Sha-Kaans ohrenbetäubendes Bellen hallte durch das friedliche Brutland. Überall auf den höheren Felsabsätzen erwiderten Vestare den Ruf, bevor sie sich in die Ebene aufmachten. Auch die anderen Drachen antworteten dem Großen Kaan. Schwärme der riesigen Geschöpfe schwangen sich in die Luft. Als Sha-Kaan aufstand, überschlug sich Hirads Magen förmlich. Der Drache spannte die Flügel mit einem Geräusch, als stürze Wasser über ein Ufer voller Kies. Hirad hielt Ilkars Schulter fest, der Magier tätschelte beruhigend seine Hand, und mit einem einzigen Schlag der Schwingen erhob Sha-Kaan sich in die Luft.
     
    Die Barone Blackthorne und Gresse standen nebeneinander am vordersten Wachfeuer, als die Dämmerung über den Himmel zu kriechen begann. Die Wolken verzögerten die Morgendämmerung, doch sie konnten gerade eben erkennen, wie die Wesmen sich vor ihnen bewegten. Nachdem die Verletzten in ein Versteck tief in den Felsen im Nordwesten begleitet oder getragen worden waren, teilten Darricks
Kavalleristen sich noch einmal auf, sattelten ihre Pferde und erweckten den Eindruck, viel stärker zu sein, als sie es tatsächlich waren.
    »Hattet Ihr schon einmal das Gefühl, nicht mitspielen zu dürfen, Blackthorne?«, fragte Gresse. Er trank einen Schluck Kaffee, der den nasskalten Morgen erträglich machen sollte.
    »Ich habe schon aufregendere Befehle bekommen«, stimmte Blackthorne zu, »aber ich denke, er hat Recht. Ich bin zu alt, um die ganze Nacht durchzumarschieren.«
    »Was, glaubt Ihr, werden sie tun?«
    »Die Wesmen?«
    »Ja. Werden sie bleiben, wo sie sind, oder angreifen?«
    Blackthorne kratzte sich am makellos getrimmten Bart. »Tja, es ist für sie zu spät, sich noch an der Schlacht bei Septerns Haus zu beteiligen. Ich an ihrer Stelle würde dafür sorgen, dass wir ein für alle Mal erledigt sind, bevor ich zu meinen Kollegen stoße. Erst danach würde ich aufbrechen.«
    »Dann ist es also eine gute Idee, wenn wir jetzt schon die Pferde satteln«, sagte Gresse.
    Blackthorne nickte. »Ich glaube allerdings nicht, dass sie uns lange jagen werden. Wir müssen gut sichtbar bleiben, damit sie uns immer vor Augen haben, aber außerhalb der Reichweite ihrer Pfeile.«
    Die Wesmen hatten sich etwa hundertfünfzig Schritt entfernt zwischen den Felsen und dem Wald aufgestellt. Nicht mehr als dreihundert waren offen sichtbar, aber Blackthorne hatte keinen Zweifel, dass ihre Haupttruppe dicht hinter den anderen wartete. Hatte Darrick es geschafft? Er musste es annehmen. Bei den Wesmen hatte es bislang keinen Alarm gegeben, und keiner ihrer eigenen Leute war mit schrecklichen Neuigkeiten zurückgekehrt.
    Als das Tageslicht stärker wurde, konnten sie die Illusion
nicht mehr lange aufrechterhalten. Er war erleichtert, als er hörte, dass die Pferde gesattelt bereitstanden. Sein Herz schlug schneller. Dieser Morgen würde aufregend werden.
    Baron Gresse hatte neben ihm mit seinen Handschuhen den Tau von einem Stein gewischt und sich mit einem frischen Kaffee darauf gesetzt. Die Packtaschen waren an den Sätteln verzurrt, die Schwerter waren gesäubert und steckten in den Scheiden. Die Schmiedeöfen, viele Waffen und hunderte Ellen Segeltuch mussten sie zurücklassen, aber das spielte

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