Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Verteidigung. Mit jedem Flügelschlag werden wir schwächer.
Es tut mir Leid, Großer Kaan.
Der Himmel möge mich retten, Hirad Coldheart. Dein Land hat uns so zugesetzt, nicht du. Die Luft ist schlecht, das Essen nährt uns nicht, und wir können uns nicht erneuern. Mögen wir Glück haben mit dem, was vor uns liegt.
Danke, Großer Kaan. Du hast uns geholfen, diesen Kampf zu gewinnen.
Doch Sha-Kaans Geist hatte sich ihm bereits verschlossen. Hirad wusste, warum sie in den oberen Luftschichten glitten. Sie ruhten sich im Wind aus, bis sie bei Einbruch der Dunkelheit landen mussten.
Hirad blickte wieder übers Meer. Die Kaan hatten ganze Arbeit geleistet. Ob es genug war, würde die Zeit zeigen. Kleine Segel waren gehisst worden, und Beiboote kämpften mit den Wellen, während die Mannschaften die zerstörten Schiffe verließen. Einige hielten auf die Schwesterschiffe zu. Andere, die sich in der Dünung weiter entfernt hatten, mochten es mit ihren Soldaten und Magiern vielleicht bis ans Ufer schaffen. Der Rabe hatte die Protektoren, von denen jeder so viel wert war wie fünf normale Krieger. Wenn sie eine Schlacht in engem Gelände erzwingen konnten, dann würden sie siegen.
Doch der Rabe hatte zu wenig Magier. Auf der Seite von Dordover waren dagegen noch mindestens sechzig am Leben. Vielleicht sogar mehr. Der Rabe hatte nur drei und dazu das, was die Al-Drechar aufbieten konnten. Das war nicht viel, wenn Eriennes Einschätzung des sich verschlechternden Zustandes der Al-Drechar zutraf. Doch bevor sie in den Kampf zogen, mussten sie einschätzen, was sie überhaupt verteidigen sollten. Und sie mussten mit genügend Vorsprung eintreffen, um sich vorzubereiten.
Es gab viel zu tun. Hirad wandte sich von der Reling im Bug ab und ging nach hinten. Er winkte Darrick zu sich, der in der Nähe der vorderen Luken stand.
»Hole den Raben zusammen. Wir müssen reden. Sorge dafür, dass der Unbekannte da ist, und ich will auch dich und Ren’erei dabei haben. In der Kapitänskajüte. Ich komme gleich nach.«
»Kein Problem«, sagte Darrick.
Hirad ging weiter zum Ruderdeck und stieg die Leiter hinauf. Jevin begrüßte ihn mit einem Nicken.
»Ein außerordentliches Schauspiel. Es sind majestätische Geschöpfe«, sagte Jevin. »Wir sind im Vorteil.«
»Aber nur ein wenig, und wir könnten den Vorteil verlieren, wenn wir uns nicht beeilen«, entgegnete Hirad. »Dies ist der Moment, um alles zu riskieren, wenn Ihr an das glaubt, was wir tun. Könnt Ihr mit diesem Ding hier schneller fahren?«
Der Kapitän der Meerulme bemerkte die Fahrt der Calaianische Sonne mit Freude und stellte fest, dass sich an deren Masten mehr Segel blähten, als es eigentlich ratsam gewesen wäre. Alle Gesichter waren nach achtern gewandt gewesen, als die Drachen die dordovanische Flotte angegriffen hatten. Alle Herzen hatten angesichts der Ehrfurcht erweckenden, fremdartigen Geschöpfe und ihrer Kampfrufe doppelt so schnell geschlagen. Alle Augen waren weit aufgerissen, und kaum ein Atemzug war zu hören gewesen.
Der Kapitän hatte zwar gewusst, dass sich Drachen in Balaia aufhielten, die nach dem Krieg gegen die Wesmen gestrandet waren. Auch war ihm bekannt, dass sie in irgendeiner Verbindung zum Raben standen. Seiner Ansicht nach drohte seinem Schiff keine Gefahr, und er
hatte dies seine Mannschaft wissen lassen. Allerdings hatte er es nicht für nötig gehalten, diese Einsicht auch den Schwarzen Schwingen und Dordovanern mitzuteilen, die sich noch an Bord befanden. Mit einer gewissen Befriedigung hatte er ihre panischen und hastigen magischen Vorbereitungen gesehen, als sie sich mit angespannten Gesichtern an der Reling aufstellten. Wieder waren einige Mana-Reserven verschwendet, wieder lagen einige Nerven mehr blank. Schaden konnte es nicht.
Er hätte nie gedacht, jemals einen Drachen zu Gesicht zu bekommen. Diese riesigen, majestätischen Geschöpfe waren atemberaubend. Der Tod eines Drachen und die offensichtlichen, möglicherweise tödlichen Verletzungen der anderen beiden waren bedauerlich, doch ihr Eingreifen hatte das Blatt gewendet. Jetzt konnte er dafür sorgen, dass Ren, falls sie tatsächlich wie vermutet auf der Calaianische Sonne war, Herendeneth zuerst erreichte.
Sie kannte die Kanäle gut und wusste, welchen Weg sie einschlagen musste. Sie wusste allerdings nicht, wo der Tiefgang der Calaianische Sonne die weitere Durchfahrt unmöglich machte. Der Kapitän wollte es ihr auf die einzige Art und Weise zeigen, die
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