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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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kaum zu spüren, aber für ihn reichte es. Er sprang zu den Müttern hinüber, packte einen Welpen im Nacken, knurrte durch zusammengebissene Zähne, dass die anderen warten sollten, und raste zum Überhang.
    Der Weg war so schwierig, wie er es sich vorgestellt hatte. Die Fährten, die er kannte, und alle natürlichen Wegmarken waren verschwunden. Der ganze Wald hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Wo er den Himmel sehen konnte, sah er brodelnde schwarze Wolken, die sich bewegten wie ein aufgewühlter Fluss.
    Die Wipfel der Bäume waren zerfetzt, abgebrochen oder ganz verschwunden. Äste lagen aufgetürmt auf dem Waldboden und warteten nur darauf, von der nächsten Bö hochgewirbelt zu werden. Nichts war, wie es sein sollte, und nur Thrauns angeborener Richtungssinn und sein starker Überlebenstrieb ermöglichten es ihm, sein Ziel auf einem Umweg doch noch zu erreichen.
    Die relative Ruhe im Windschatten der Klippe kam ihm vor, als sei er von der Nacht in den Tag gewechselt. Der Wind pfiff um die Ecken und spielte ein trauriges Klagelied, das ihm das Herz schwer machte. Doch in der Mitte war es ruhig, und die Klippe würde ihnen das Leben retten. Er setzte den Welpen ab, stupste den zitternden kleinen Körper an und leckte der kleinen Hündin übers Gesicht. Sein Knurren war freundlich und beruhigend.
    Bleibe hier, ich komme zurück.

    Und das tat er auch. Fünf weitere Male kam er, jedes Mal mit einem Welpen und dann noch einmal mit den Überlebenden des Rudels.
    Endlich konnte er ausruhen, während der Wind die Überreste des Dornenwaldes zerfetzte. Er sah seine Gefährten an – vier erwachsene Rüden, zwei erwachsene Hündinnen und fünf Welpen. Alle weniger als zwei Jahreszeiten alt. Die traurigen Überreste eines Rudels, das mehr als vierzig Köpfe gezählt hatte. Doch er würde retten, was er noch hatte, und sein Rudel wieder aufbauen. Jetzt aber war es Zeit zu trauern.
    Er hob den Kopf und heulte den Himmel an.
     
    Erienne hatte Lyanna erst beruhigen können, als sie in einem Raum des außergewöhnlichen Gebäudes, das die Al-Drechar bewohnten, allein waren. Das Haus lag zwischen einem plätschernden Bach und einem dichten Palmenhain. Von vorne gesehen war es eine erstaunliche Ansammlung von Balken und Schieferplatten. Es wirkte desorganisiert, was vermutlich sogar beabsichtigt war. Drinnen dagegen war es von einer atemberaubenden Eleganz.
    Nicht, dass Erienne Zeit gehabt hätte, mehr als nur einen ersten, flüchtigen Eindruck zu gewinnen. Die Einzelheiten mussten warten. Im Augenblick wiegte sie ihr schluchzendes Kind in den Armen und fragte sich, ob sie Lyanna, wenn das Weinen erst einmal aufgehört hatte und sie sich umschaute, jemals wieder aus dem wundervollen Zimmer locken konnte, das gerade so eingerichtet war, wie Lyanna es liebte.
    Die Wahrheit war, dass auch Erienne es mit der Angst bekommen hatte, als sie die hageren, großen Gestalten gesehen hatte, unter deren fließenden Gewändern sich
jeder Knochen abzeichnete. Ren’erei hatte schnell eingegriffen und Lyanna geschnappt, die wie angewurzelt stand und starrte, und war mit ihr nach drinnen gelaufen. Erienne war der Elfenfrau sofort gefolgt, hatte die Puppe aufgehoben und sich gerade noch Zeit für ein entschuldigendes Achselzucken an die Adresse der enttäuschten Al-Drechar genommen, bevor sie Ren’erei in das Zimmer gefolgt war, in dem sie jetzt allein mit Lyanna saß.
    Auf die in sanftem Gelb gehaltenen Wände waren winkende, lächelnde Bären und Gruppen von spielenden Kaninchen gezeichnet. Das Licht spendeten drei abgeblendete Laternen, außerdem gab es ein weiches Bett und einen niedrigen Holztisch, einen Sessel in Kindergröße und ein Sofa. Alles stand auf dicken Teppichen, die ihre kleinen Füße vor den kalten Holzbalken schützten. Duftkerzen entließen frische Waldgerüche in den Raum.
    Doch Lyanna sah dies alles nicht, und es dauerte lange, bis ihr Schluchzen nachließ. Sie zitterte und bebte am ganzen Körper.
    »Sch-scht, Liebes, deine Mami ist doch hier. Niemand wird dir wehtun«, flüsterte Erienne und drückte dem Mädchen die Lippen auf den Kopf. »Nur ruhig, beruhige dich. Ganz ruhig.«
    »Sind die Gespenster weg, Mami?«, murmelte sie, an Eriennes Brust gepresst.
    »Oh, Liebes, das waren keine Gespenster. Sie sind deine Freunde.«
    »Nein!«, heulte Lyanna, und ihre Augen wurden wieder feucht. »Das sind nicht die alten Frauen. Das sind Gespenster.«
    Erienne verstand, was sie meinte. Sie wusste, dass die

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