Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
er seine Freu und seinen eigenen Sohn nicht wiedersah. Und er würde das Versprechen brechen, das er Diera gegeben hatte – dass der Rabe nie wieder mit ihm an der Spitze reiten würde.
Der Unbekannte seufzte und las noch einmal den Brief, den Denser ihm gegeben hatte, suchte noch einmal nach den Stellen, die ihn so beunruhigt hatten.
Mein lieber Gatte,
ich weiß, dass du diesen Brief ungeöffnet finden wirst, weil die Augen des dordovanischen Rates blind für alles sind, was offensichtlich ist. Ich habe schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass die Meister Lyanna hier im Stich lassen. Ihre Gesundheit ist durch das Mana, das sie anzieht, aber noch nicht richtig kontrollieren kann, gefährdet.
Sie vermisst dich manchmal sehr, aber sie scheint einzusehen, dass du nicht hier sein kannst, auch wenn sie die Gründe nicht richtig versteht. Ich hoffe, dass wir es ihr eines Tages zusammen erklären können, aber vielleicht ist das auch zu viel erwartet.
Wahrscheinlich fragst du dich jetzt, wohin wir gegangen sind und warum ich nicht mittels Kommunion Verbindung mit dir aufgenommen und dir von meinen zunehmenden Sorgen erzählt habe, aber es ist schwierig, wenn du nicht am Alltagsleben unseres wunderschönen Kindes teilnimmst. Außerdem müssen wir es allein tun. Ohne den Rat, der uns möglicherweise von unserem Weg abbringen könnte. Lyanna weiß es, ich weiß es auch.
Im Augenblick kann ich mir vorstellen, dass du zornig bist. Mir ist klar, dass der dordovanische Rat dich vorläufig nicht über mein Verschwinden unterrichten wird. Ich bedaure nur, dass ich nicht dabei bin und zusehen kann, wie du Vuldaroq zur Schnecke machst. Bitte verstehe, dass nur ich Lyanna begleiten darf. Wenn ich dich einbezogen hätte, dann hätten wir uns alle in Gefahr gebracht.
du sollst aber wissen, dass wir beschützt werden, und dass wir an einen Ort gehen, an dem Lyanna sicher ist
und die Kunst erlernen kann, zu der sie geboren wurde, wo sie aber dennoch als das entzückende kleine Mädchen leben kann, zu dem sie sich Tag für Tag entwickelt. Es gibt Menschen, die ihre Begabungen verstehen und zu fördern wünschen. Ich habe sie gespürt, es sind wohlwollende Geister, und Lyanna freut sich sehr darauf, sie kennen zu lernen. Ich glaube, wir können auch ihnen helfen. Sie scheinen trotz ihrer Macht alt und hinfällig zu sein.
Ich kann meine Aufregung jetzt kaum noch verbergen, denn ich glaube, wir haben die gefunden, von denen wir inbrünstig gehofft haben, sie seien noch am Leben. Oder vielmehr haben sie uns gefunden. Es wird eine lange Reise, die nicht frei von Gefahren ist, aber mach dir bitte unseretwegen keine Sorgen.
Ich werde dir eine Nachricht schicken, sobald ich kann, und wenn Lyanna sich eingerichtet hat, können wir uns vielleicht wiedersehen. Für den Augenblick muss ich Lebewohl sagen. Wir haben beide geweint, weil wir wussten, dass wir dich lange Zeit nicht werden sehen können, aber so ist es am besten für uns alle.
Ich weiß jetzt, dass Lyanna die erste wahre Magierin sein wird. Und das bedeutet, dass wir für uns alle eine bessere Welt aufbauen können.
Wünsche mir Glück und alles Gute. Eine Magie, ein Magier.
In Liebe, deine Erienne.
Irgendetwas in diesem Text hatte Denser beunruhigt. Seine Sorgen gingen allerdings weit über die unmittelbaren Gefahren während der Reise hinaus, die Erienne mit ihrer Tochter unternommen hatte. Es hatte eher mit dem anscheinend dringenden Bedürfnis der Dordovaner zu
tun, sie zu finden und zum Kolleg zurückzubringen. Denser wollte sich unbedingt mit Ilkar treffen, oder vielmehr mit dem ganzen Raben, aber vor allem mit Ilkar. Der Unbekannte hatte ihn jedoch zunächst einmal mit sanfter Gewalt ins Bett verfrachtet.
Jetzt war der neue Tag angebrochen, und in Korina wimmelte das Leben. Es gab viel zu tun, und auch wenn der Unbekannte den Kitzel angesichts dieser Neuigkeiten nicht verleugnen konnte, musste er sich eingestehen, dass er keinen Schimmer hatte, wie man in dieser riesigen Welt eine Magierin mit ihrem Kind finden sollte. Sie hatten nichts in der Hand außer einem Brief, einem Ausgangspunkt und einem vagen Hinweis auf eine alte Magie, von der er noch nie gehört hatte und von der er auch nichts verstand. Wenn Denser es allerdings für wichtig hielt, dann wollte der Unbekannte es nicht hinterfragen. Bei den Göttern, jetzt hätten sie Thraun brauchen können, aber Thraun war für sie alle verloren.
Er stand an der Wiege seines Sohnes und wischte ihm eine Strähne
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