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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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überleben können, wenn das Wetter nicht besser wird.«
    Er hatte ein paar beschwichtigt, aber Selik war bei weitem noch nicht fertig. »Ihr seid der Frage ausgewichen. Ein einfaches Ja oder Nein reicht aus. War der Wind, der den Lebensunterhalt dieses Dorfes zerstört hat, natürlich oder nicht?« Selik dämpfte seine Stimme. »Kommt schon, Evansor, Ihr seid hier unter Freunden, das habt Ihr selbst gesagt. Beantwortet die Frage.«
    Evansor betrachtete die Zuschauer. Selik konnte sehen, wie er sich innerlich wand. Das Netz zog sich zusammen. Das Schweigen wurde drückend, und mit jedem Herzschlag wurden die Leute misstrauischer.
    »Ich … ich habe Magie im Wind gespürt«, sagte er. »Aber … aber …«
    »Aber Ihr habt es nicht für nötig gehalten, diese Leute zu unterrichten, dass der Unrat, den Ihr Magier erzeugt,
dieses Dorf zerstört hat?« Er wandte sich an die Zuschauer. Die Bandbreite der Mienen reichte von Verwirrung bis zu rotgesichtiger Wut. Er konnte sehen, wie seine Männer einigen Zuschauern etwas zuflüsterten. »Was sagt ihr nun dazu?«
    »Ich verstehe es nicht«, antwortete einer. Andere stimmten ein.
    »Was versteht ihr denn nicht?«, sagte Selik. »Der Wind, der eure Ernte vernichtet hat, ist durch magische Kräfte entstanden, es war nicht der Wille der Götter. Und dieser ›Freund‹ hier wollte nicht, dass ihr es erfahrt. Glaubt ihr denn, die Überschwemmung in Orytte war eine Naturkatastrophe? Oder die Ereignisse in Denebre? Oder an einem Dutzend anderen Orten, die ich nennen könnte? Die Magie zerfetzt euer Land, und ihr sitzt hier und fragt ihn, was ihr tun sollt. Ihr werdet verhungern, und er und seine Leute sind die Ursache.« Er hörte, wie die Zuschauer mit den Füßen scharrten und murmelten. Nahe, er war ganz nahe daran. »Würdet ihr etwa den Teufel nach dem Ausweg aus der Hölle fragen?«
    Selik hörte jemanden »Nein« sagen, das Gemurmel wurde lauter, sogar einige wütende Stimmen waren zu hören, die Antworten forderten. Einer der älteren Bauern zu seiner Linken brachte die Leute zum Schweigen.
    »Er geht zu weit damit«, sagte der Mann halb flehend. »Er marschiert hier herein und versprüht sein Gift. Evansor ist unser Freund.«
    »Euer Freund?« Selik breitete theatralisch die Arme aus. »Wer braucht denn einen Freund, der einem die Wahrheit verschweigt, wenn es ihm passt? Der Geld nimmt, wenn er die Ratten aus den Scheunen und die wunden Stellen von euren Händen vertreibt, während ihm sein verfluchtes Kolleg wichtiger ist als ihr? Glaubt
mir, er ist euch nicht treu ergeben. Keinem von euch. Fallt nicht darauf herein wie ich. Passt auf, dass euer Gesicht nicht eines Tages so aussieht wie meines.« Selik sprach jetzt lauter. Er hatte sie gepackt, das wusste er. »Diese Karikatur von einem Mann ist das Problem, nicht die Antwort. Und das Problem muss ausgerottet werden!«
    Er knallte seine Faust in die Handfläche und starrte Evansor an. Das Murren der Menge wurde wieder lauter. Der Magier hatte schreckliche Angst, und Selik wusste, dass er sprechen und sich selbst dem Untergang weihen würde.
    »Bitte, meine Freunde«, sagte er. Er musste schreien, um sich verständlich zu machen. »Ich bin doch nicht euer Feind, ich kann euch helfen.«
    »Ja, indem du verschwindest.« Ein Mitglied der Schwarzen Schwingen hatte es gerufen, aber das war den Leuten egal. Die Menge brüllte jetzt.
    »Raus! Raus! Raus!«
    »Bitte!« Evansor flehte die Leute an, seine Blicke irrten durch den Raum.
    Selik packte ihn am Kragen.
    »Rührt mich nicht an, Schwarze Schwinge, sonst …«
    »Was denn?« Seliks Stimme brachte ihn zum Schweigen. »Sonst legst du mich um, wie deine Magie das Getreide dieser braven Leute umgelegt hat? Welcher Spruch soll es denn sein? Feuer oder Eis?«
    Selik zog ihn enger an sich und stieß ihn zur Menge hinüber. Aus dem Nichts kam eine Faust von einer Schwarzen Schwinge und traf den Magier am Kinn. Sein Kopf flog zurück, und er taumelte. Die Menge brüllte jetzt, aber niemand wollte den Anfang machen. Evansor gingen allmählich die Nerven durch, und Selik lächelte, als er sah, wie sich die Augen des Magiers wütend verengten
und dann ins Leere blickten, als er einen Spruch vorbereitete.
    »Er will einen Spruch wirken!«, rief jemand, abermals eine Schwarze Schwinge.
    Selik deutete auf zwei seiner Männer. Sie stürmten vor. Evansor wirkte den Spruch. Es war ein Kraftkegel, der heftig genug war, um die Männer zurückzuwerfen. Sie prallten gegen die Zuschauer, die

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