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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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aufzunehmen, dann gibt es eine normalerweise kurze Phase der Dunkelheit für den Magier. Die Sinne sind noch nicht koordiniert, und das Bewusstsein wendet sich nach innen, während das Mana auf den Kopf einstürmt. Es ist, als stündest du mitten in dunkelster
Nacht in einem Sturm. Deshalb spricht man von der ›Nacht‹ eines Magiers. Die Magier, die ihre Ausbildung in den Kollegien bekommen, können sich ins Mana-Bad zurückziehen, wo sie den normalerweise überwältigenden Fluss des Mana lenken und beherrschen können. Lyanna hat nur die Al-Drechar, die offenbar nicht fähig sind, sie gegen die Erweckung oder uns vor Lyannas Ausbrüchen abzuschirmen. Ihre Nacht könnte lange dauern. Ich muss einräumen, dass auch dies meine persönliche Überzeugung ist, aber ich bin sicherlich von uns am besten fähig, darüber zu urteilen.«
    »Und du glaubst, es wäre besser, wenn sie stirbt?«
    »Verdammt, Unbekannter, nein!« Ilkar stand auf. »Es kann dazu kommen, aber ich will ganz sicher nichts damit zu tun haben.«
    »Denser wird nichts hiervon erfahren«, warnte der Unbekannte.
    Ilkar schüttelte den Kopf. »Es würde mich sehr wundern, wenn er nicht schon längst darüber nachgedacht hätte. Er ist ein Magier, und er ist kein Dummkopf. Ihm ist bewusst, was er und Erienne erschaffen wollten, und wenn ihr mich fragt, dann hatte er leider großen Erfolg.«
    »Dann sollten wir besser zu ihm gehen, nicht wahr? Es klingt, als brauchte er unsere Hilfe.«
    Die drei alten Freunde saßen auf und ritten nach Greythorne. Ihr Schweigen war so griesgrämig und düster wie der Himmel über ihnen.
     
    Selik lauschte einige Momente lang den wütenden Stimmen im Gasthof, ehe er die Türen aufstieß und hineinmarschierte. Seine Gefolgsleute blieben dicht hinter ihm, einer passte draußen auf die Pferde auf. Drei Männer standen an der gegenüberliegenden Theke und hatten
sich der Menge von etwa fünfzig Leuten zugewandt, die auf Stühlen und Tischen saßen oder an Wänden und Balken lehnten. Der Gasthof war mit Laternen beleuchtet und hatte eine niedrige Decke, Pfeifenrauch hing schwer über den Köpfen der Gäste im schlecht gelüfteten Raum. Der süße Tabakduft überdeckte den Geruch von Dünnbier und Wein.
    Sein lauter Auftritt zeitigte die gewünschte Wirkung. Die Leute verstummten und drehten sich zu ihm um. Selik ging ruhig zur Bar und drängte sich zwischen die drei Männer. Der Mann, den er für Evansor hielt, war nun rechts von ihm, die beiden älteren Bauern auf der linken Seite. Der Magier war jung und schlank, er war offenbar nicht an körperliche Arbeit gewöhnt, und seine Kleidung war aus feinem Tuch, das nicht für die Feldarbeit taugte.
    Selik betrachtete gelassen die Versammlung. Einige Teilnehmer hatten Angst, andere waren viel zu wütend, um sich groß über das zu sorgen, was er repräsentierte. Die meisten sahen ihn einfach nur an und warteten, was er zu sagen hätte. Wunderbar. Mit erhobenem linken Zeigefinger brachte er einen der älteren Farmer zum Schweigen und ergriff das Wort.
    »Ich bin Selik. Einige von euch haben sicher schon von mir gehört und wissen, welche Aufgabe ich mit meinen Gefährten für euch übernommen habe.« Er deutete auf seine Männer, die sich im Gasthof verteilt hatten. »Ich habe die Zerstörung eurer Felder gesehen, und ich habe gehört, dass Ihr jetzt sogar noch weitere hungrige Mäuler füttern müsst. Ich habe Mitgefühl mit euch allen.«
    Der Magier neben ihm gab ein leises, missbilligendes Schnauben von sich. Selik ignorierte ihn vorerst. Er warf die Kapuze zurück und wartete auf die Laute von Abscheu und Mitgefühl.

    »Ihr könnt sehen, was die Magie mir angetan hat, und jetzt habt ihr selbst üble Erfahrungen gemacht.« Er hob eine Hand, als die ersten Stimmen laut wurden. »Ich weiß, ihr versteht es nicht, aber euer Magier versteht es. Nicht wahr, Evansor?« Der Magier zuckte zusammen, als sein Name fiel. »Denn dies war kein natürlicher Wind, nicht wahr? Die Magie hat euer Dorf zerstört.« Selik tat so, als sei er überrascht. »Ach, hat er euch das etwa nicht erzählt? Nun, vielleicht will er es jetzt nachholen?«
    Selik wandte sich an Evansor. Die Zuschauer folgten ihm. Es ging leichter als erwartet. Evansor verzog das blasse Gesicht zu einem schiefen Lächeln. Er hob beschwörend die Hände.
    »Meine Freunde, die Schwarzen Schwingen hassen die Magie. Lasst euch nicht beirren. Wir haben wichtigere Dinge zu besprechen. Beispielsweise die Frage, wie wir den Winter

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