Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
eine konvexe Fläche und ließ sie mit der geöffneten Seite über der Faust schweben, die mit erschreckender Kraft nach außen schlug.
    »Bei den Göttern«, flüsterte Cleress, als die Mana-Energie gegen Ephemeres Abschirmung brandete und an der Fläche auslief, die von einem erfahrenen Bewusstsein unverrückbar gehalten wurde. Die Mana-Stränge zuckten blitzend davon und erreichten den Schild, den Aviana und Cleress hielten. Die beiden Al-Drechar passten die Abschirmung eilig an, um den Aufprall abzufangen. Ein Teil brach jedoch durch und richtete neue Verwüstungen in Balaia an.
    Der Aufprall der Energie auf den Schirm war hart wie ein Hammerschlag. Lyannas Ausbruch lief an der Abschirmung entlang und suchte einen Ausweg, und dieser Ausweg war das Bewusstsein von Aviana und Cleress. Natürlich hätten die Al-Drechar ein geschlossenes System aufbauen und eine Kugel konstruieren können, doch dann wäre die Energie auf Lyannas Bewusstsein zurückgeworfen worden, das diese gewaltigen Kräfte gerade eben erst freigesetzt hatte, und Lyanna wäre irreparabel geschädigt worden.
    Das durfte nicht passieren, und so mussten die alten, aber starken Al-Drechar die Kräfte mit ihrem Bewusstsein abfangen. Sie ließen nur durch, was ihre Konzentration und damit den Schild zerstört hätte, riskierten damit
aber auch katastrophale Ausbrüche von Mana-Energie in ganz Balaia. Es war ein hinnehmbarer Zustand, wenngleich nicht für lange.
    Lyannas Widerstand war heftig, aber kurz. Cleress erkannte, dass Ephemere genau dies auch erwartet hatte. Rasch ließ der Mana-Strom nach, die Spirale entspannte sich, und der hektische Atem des Mädchens beruhigte sich und ging wieder gleichmäßig.
    »Kommt zu mir«, sagte Ephy. »Sie ist erschöpft.«
    »Wir sollten den Schild halten«, widersprach Aviana.
    »Er hat seinen Zweck erfüllt«, erwiderte Ephy. »Vertrau mir.«
    Zusammen bildeten die drei Al-Drechar ein Netz aus Mana-Fäden, mit dem sie die wütende, müde Spirale, die sich heftig gewehrt hatte, beruhigten. Sie glätteten die aufgewühlten dordovanischen Stränge und beruhigten sie, bis sie wieder braun waren. Dabei spürte Cleress, wie Lyannas Kraft ebenso erlahmte wie ihre eigene. Sie reagierte in der physischen Welt gerade noch rechtzeitig, um das Kind, das in sich zusammensackte, aufzufangen. Das kleine Mädchen war jetzt ruhig und schlief tief und traumlos.
    »Wir sollten Myra wecken«, sagte Ephemere. »Sie kann den Rest der Nacht übernehmen.«
    »Nein«, meinte Aviana entschieden. »Ich schaffe das schon. Betet nur, dass sie tagsüber ruhig bleibt.«
    Cleress verstand sie nur zu gut. Ohne sich auszuruhen, wären sie einem weiteren Ausbruch wie diesem nicht gewachsen. Myriell sollte eigentlich nicht vor Mittag geweckt werden, und Aviana musste den folgenden Tag und die Nacht durchschlafen. Cleress und Ephy waren etwas besser in Form, aber sie hatten noch den Rest der Nacht, bis sie wieder an der Reihe waren, Lyanna vor ihrem eigenen
Bewusstsein zu beschützen. Lyannas Nacht war jedoch noch lange nicht vorbei.
    Cleress und Ephemere kehrten langsam und unter Schmerzen in ihre Zimmer zurück und verzichteten zugunsten eines tieferen Schlafs aufs Lemiir. In Wirklichkeit hätten sie ohnehin nicht mehr die Kraft gehabt, aufrecht zu sitzen und zu rauchen.
    Als Cleress die Tür hinter sich schloss, hauchte sie ein stilles Gebet, dass Erienne bald zurückkehrte.

14
    Der Rabe marschierte zielstrebig ins Zentrum von Greythorne zurück. Über die Richtung konnte es keinen Zweifel geben. Die Ideen, Ahnungen und Vermutungen der Rabenkrieger hatten sich bestätigt. Erienne war nach Süden gereist, hatte Hilfe gefunden und die Al-Drechar getroffen. Allerdings nicht in Balaia.
    Denser war nachdenklich, aber entschlossen aus der Kommunion erwacht. Der Zorn des vergangenen Abend war verraucht, und er gab ihnen nur eine sehr knappe Zusammenfassung des Austauschs, weil er möglichst schnell aufbrechen wollte. Der Unbekannte wollte allerdings zuvor noch die Lage einschätzen – einmal im Hinblick auf die Unterstützung für die Not leidenden Überlebenden in der Stadt, andererseits aber auch in Bezug auf die mögliche Bedrohung durch die eingetroffene Kavallerie.
    Sie wollten die Stadt nach der Mittagsstunde verlassen, wenn alles gut verlief. Da Erienne je nach Wind und Gezeiten in der Flussmündung vermutlich am nächsten Morgen in Arlen eintreffen würde, wollte Denser auf keinen Fall länger warten. Auch so musste Erienne noch
zwei Tage

Weitere Kostenlose Bücher