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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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frage ich mich wirklich, was du im Kopf hast.«

    »Können wir nicht woanders reden?«, schlug Ilkar vor.
    Denser nickte knapp und marschierte über den Platz zu den improvisierten Stallungen.
    »Es tut mir Leid«, sagte Hirad achselzuckend. »Ich dachte doch nicht …«
    »Nein, das hast du wirklich nicht getan«, entgegnete der Unbekannte. »Kommt schon, es ist Zeit für eine kleine Änderung unserer Pläne.« Er sah Darrick tief in die Augen, und der General nickte fast unmerklich. »Danke.«
    Er drehte sich um und ging mit Denser hinaus ins schwache Sonnenlicht. Ilkar und Hirad folgten ihm.
     
    Tendjorn richtete sich auf und sah dem Raben hinterher, der sich rasch entfernte. Rechts von ihm stand Darrick äußerlich unbewegt, aber mit blitzenden Augen. Der dordovanische Magier konnte die Verärgerung des Generals spüren und fand sie sogar beruhigend. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen.
    »Behaltet es für Euch«, warnte Darrick ihn. »Ihr werdet sie tun lassen, was sie tun müssen.«
    Tendjorn schnaubte empört. »Gefühlsduselei könnt Ihr Euch nicht erlauben«, sagte er. »Sie haben getan, was wir von ihnen erwartet haben. Sie haben Erienne gefunden. Jetzt kommen wir auch ohne sie zurecht.«
    »Was genau soll das heißen? Wenn Ihr den Raben benutzt habt, dann werdet Ihr dafür büßen. Nicht durch meine Hand, sondern durch ihre. Ihr solltet meine Worte nicht vergessen.«
    »Als sie vor fünf Jahren auf den Drachen geritten kamen und uns vor den Wesmen gerettet haben, hätte man ihnen zutrauen können, dass ihnen nichts unmöglich ist. Aber jetzt? Schaut sie Euch an, General. Sie sehen aus wie das, was sie sind. Über die Blütezeit hinaus. Ihr seid
doch ihr Freund. Vielleicht solltet Ihr Euch daher auch wie ihr Freund benehmen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich werde gleich mit Gorstan in Arlen Verbindung aufnehmen«, sagte Tendjorn ohne Rücksicht auf Darricks zunehmende Wut. »Wir werden Erienne schnappen, sobald das Schiff anlegt. Ich erwarte von Euch, dass Ihr bereit seid, mit einer Truppe, die Ihr für ausreichend haltet, dorthin zu reiten, sobald Ihr Eure Lageeinschätzung in Greythorne vorgenommen habt.«
    »Und der Rabe?«
    »Man wird dafür sorgen, dass er keinen Ärger macht. Das könnt Ihr selbst tun, oder es wird von den Kräften erledigt, die schon in Arlen sind. Wie auch immer, sie dürfen nicht mit Erienne Verbindung aufnehmen.«
    Darrick sah ihn an und biss die Zähne zusammen. Sein Gesicht verriet, was er empfand, doch er entfernte sich schweigend, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Tendjorn weidete sich an seinem Unbehagen.
    »Ach ja, General?« Darrick blieb mit dem Rücken zum Magier stehen. »Wir wollen in Arlen kein Blutvergießen, oder? Wie ich schon sagte, die Rabenkrieger sind Eure Freunde. Ich will doch hoffen, dass Ihr richtig entscheidet, damit – wie soll ich es ausdrücken? Damit das Wohlbefinden Eurer Freunde nicht beeinträchtigt wird.«
    Der General ging weiter.
     
    Thraun hatte die Fährte der Männer, an die er eine unscharfe, aber starke Erinnerung hatte, verfolgt. Er war mit dem Rudel nach Greythorne getrabt, und nun bedrängten ihn weitere beunruhigende Erinnerungen und lenkten ihn ab. Das Rudel blieb vorsichtig ein ganzes Stück hinter ihm.

    Wie ein Wachtraum war es, wenn ihn die Bilder blitzartig durchzuckten. Auf zwei Beinen stehen. Ein Freund, den er als Rudelbruder gekannt hatte. Große Wesen mit Flügeln und eine unbeschreibliche Angst, die vom Himmel ausging. Aber so bekam er wenigstens die Gewissheit, dass er die Menschen, denen er folgte, früher einmal gekannt haben musste.
    Außerdem waren sie stark und gut, dachte er.
    Das Rudel blieb abseits des Weges, den die Menschen mit ihren Tieren benutzten, wenn sie am Dornenwald vorbeiliefen. Hinter dem Wald verlief der Weg durch offenes Gelände, bis er schließlich nach Süden abbog und die Stadt erreichte.
    Es war eine aus Erfahrung geborene Vorsichtsmaßnahme, doch er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Niemand war auf dem Weg unterwegs, und da der Mond nur trüb am wolkenverhangenen Himmel schien, würde auch niemand kommen. Nur die Geister des Windes, die in ihm die Furcht wachhielten.
    Das Rudel rastete kurz vor Greythorne auf einer kleinen, im Schatten liegenden Anhöhe. Der Anblick war mehr oder weniger der Gleiche wie in der vergangenen Nacht. Lichter brannten, Stimmen riefen, Stein und Holz klirrten und knackten oder stürzten ein.
    Lange vor der Morgendämmerung waren Berittene von Westen her

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