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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Selbstverständlichkeit selbst einbezog.
    „Nicht schlecht, Amanda!“ lobte Bettina. „Was machen wir da wirklich?“
    „Gar nichts!“ meinte Ingrid leichthin. „Der Hund ist uns eben zugelaufen. Genauso wie er denen zugelaufen ist. Er kann ja nicht sagen: Fräulein Doktor Horn, Ihre Mädchen haben mich geklaut. Ich gehöre auf Burg Schreckenstein. Bringen Sie mich zurück, und bestrafen Sie die Mädchen!“
    Einige lachten, die meisten überlegten. „Ob wir ihn ihr zeigen oder verstecken, überlegen wir noch“, schlug Beatrix vor. „Um aber auf die Hauptsache zurückzukommen: Wie locken wir die Idiotenritter raus und wohin?“
     
    Auf der Burg herrschte an diesem Abend Ruhe nach dem Sturm. Man hatte den Waldfrevlern einen Denkzettel verpaßt, dabei aus reinem Zufall einen Streich der Mädchen verhindert. Daraus war ein Gemeinschaftsstreich entstanden mit einer sehr schönen Überraschung. Nachteilige Folgen für die Mädchen hatte man verhindern können, man besaß zur allgemeinen Freude einen Hund, und das erste Training nach den Ferien steckte allen in den Knochen.
    Müde, aber zufrieden legten sich die Ritter aufs Ohr. Die Großen trafen sich nicht zum Ritterrat in der Folterkammer — es gab nichts zu besprechen, was nicht Zeit gehabt hätte — , Dampfwalze und Andi wirkten merkwürdig mundfaul; die Minis schwärmten. Sie waren in wichtiger Eigenschaft dabeigewesen. Schließlich Bonzo: Von Martin kurz vor dem Schlafengehen noch einmal Gassi geführt — zur Sicherheit an einem Sprungseil — , bezog er nach dem ereignisreichen Tag seinen Platz am Fußende des Klappbetts und schlief auf der Stelle ein. Bald hörte man durch die Stille der Nacht nur hie und da schweres Atmen wie aus einem Pferdestall.
    Das große Tor an der Zugbrücke war geschlossen, die kleine Tür im Tor jedoch nicht abgesperrt, der Durchgang zum Sportplatz stand offen. Unverschlossen war auch das Portal zum Nordflügel, oben an der Freitreppe. Der Himmel gab sich wildromantisch. Nach der Hitze des Tages zogen schwere Gewitterwolken auf, nur gelegentlich warf das Mondlicht lange, gespenstische Schatten. Wind kam auf, rauschte durch die Bäume, fauchte im Durchgang, pflügte den See, verebbte, hielt den Atem an, um sich alsbald unter fernem Blitzen und Donnergrollen um so unheimlicher bemerkbar zu machen: ein Naturschauspiel, das Gänsehaut erzeugt, weil man sich von Geistern beobachtet fühlt und jeden Schatten für ein böses Fabelwesen hält. Einige der Schatten erwiesen sich als Trugbilder, sie lösten sich wieder auf. Andere wirkten um so echter, sie jagten, schwebten und huschten aus schwarzer Nacht zu den dicken Mauern der Burg und waren beim nächsten Wetterleuchten verschwunden, als hätte die Finsternis sie durchdrungen. Erste Tropfen fielen. Dicke, gutmütige Tropfen, warm und schwer. Vorboten, die warnen: Noch ist es Zeit! Bringt euch in Sicherheit. Gleich wird der Sturm losbrechen.
    Drei oder vier Schatten waren es, die der schwarze Schlund des Durchgangs schluckte. Im Zucken eines Blitzes sah man für Bruchteile einer Sekunde, wie dunkle Gestalten auf dem Sportplatz auseinanderstoben. Einige mit langen Stangen oder Leitern. Weitere Blitze erhellten Bewegung vor der Zugbrücke, auf dem abfallenden Hang an der Südseite, im Norden auf der Zufahrt zu Mauersäges Burgteil und im Prinzengarten. Bei allen diese merkwürdigen Stangen oder Leitern.
    Plötzlich ein Paukenschlag, daß selbst der Burgfried erzitterte. Wolken barsten, und Sturzfluten ergossen sich, als sei Schreckenstein eine Spielzeugburg, die ein Witzbold unter die Niagarafälle gestellt hatte. Blitze flammten auf, umgehend grollte Donner. Das Zentrum des Unwetters lag über dem Kappellsee.
    In Zimmern der Burg gingen Lichter an und gleich wieder aus.
    „ Kairo? “brüllte eine Stimme nach einem wahren Trommelwirbel von Donner.
    „ Kairo? “kam es wie Echo von überall zurück.
    Windböen griffen in den Burghof, warfen Stühle um, rissen die Tür des Radstalls auf, daß sie krachend gegen die Mauer schlug.
    „Die armen Schweine!“ klagte eine Stimme drinnen.
    Da! Unerträgliche Helligkeit, ein Zischen, Fauchen, Krachen, Splittern, gefolgt von Donnergetöse, daß auf mancher Nase die Brille zu zerbrechen drohte.
    „Alarm! Alarm!“ hallte es durch die Burg, „das Bootshaus brennt.“
    Und der Sturm peitschte neue Wassermassen über die Burg. Hinter Fenstern purzelten Lichter durcheinander, am Portal drängten sich Gestalten, rannten über die Freitreppe
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