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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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hinunter. Glanz nasser, nackter Haut, nur von einer Badehose unterbrochen. Immer mehr folgten, zu Rudeln geballt wie fliehende Mäuse, erhellt vom Zucken immer neuer Blitze.
    Am Westflügel lehnten Stangen oder Leitern, deren Spitzen bis in die Fenster reichten. Drunten am Ufer brannten Bootshaus und Steg, als regne es nicht Wasser, sondern Benzin.

    „Jetzt dürften sie alle raus sein!“ sagte eine Stimme im Radstall. Geduckt wateten vier Gestalten durch den Hof die Freitreppe hinauf und verschwanden in der Burg.
    Das Inferno dauerte an.
    Das Tor zum Sternenhof auf Mauersäges Burghälfte wurde aufgerissen. Mit blitzenden Handlampen drängten Gestalten in den überbauten Durchgang. Vor ihnen flohen andere in das Wassergeprassel des Hofs. Ein weiteres Tor wurde aufgerissen, Lampen leuchteten hinein, vereinte Kräfte zogen eine uralte Feuerwehrpumpe heraus, deren eisenbereifte Räder mit dem Prasseln des Regens gleichsam um die Wette ratterten. Eine Kette von Blitzen beleuchtete eine Gestalt auf der kleinen Treppe vor dem gräflichen Burgeingang, eine hagere Gestalt in Ölzeug und mit riesiger Sichelnase unter dem Südwester. Reglos wie eine Seemannsstatue stand sie da: Mauersäge im Sturmgebraus der Elemente.
    „Hau endlich ab, alter Dampfer!“ zischte eine Stimme aus dem hintersten Winkel des Sternenhofs.
    Blitze erhellten das Geschehen hinter der Katastrophe. Auch am Südflügel lehnten zwei dieser merkwürdigen Stangen oder Leitern. Sie waren später auch im Feuerschein des Bootshauses zu erkennen.
    „Stellt euch vor, wir wären über den See gekommen!“ sagte eine Stimme.
    Der Kampf des Elements Wasser gegen Feuer stand unentschieden. Regen und Löschversuche mit Pumpenwagen und Handeimern beeindruckten die Flammen überhaupt nicht, sosehr sich jeweils vier Mann — sie wechselten alle fünf Minuten — in kräfteraubendem Auf und Ab an den beiden Holmen auch um soliden Wasserdruck bemühten.
    Immerhin waren die Boote gerettet. Beherzte hatten sie schwimmend aus dem brennenden Holzbau ins freie Wasser gezogen. Die passive Mehrheit versuchte sich am Ufer wenigstens durch Zurufe nützlich zu machen. Das laute Durcheinander hatte System.
    Die Pausen zwischen Blitz und Donner wurden größer. Langsam zog das Sturmtief weiter, der Wasserfall ging in Platzregen über.
    Drinnen in der Burg war es jetzt still. Nur zwei schmale Lichtkegel tasteten durch die dunklen Korridore, tasteten sich einem Wimmern entgegen, das deutlicher wurde und den vier Gestalten half, die richtige Tür auf Anhieb zu finden. Ein kurzes Knurren, als sie geöffnet wurde, dann leckte die geängstigte Wollwurst eine ihr nicht unbekannte Hand und kuschelte sich in den Arm, der sie davontrug.
    „Ich hab euch ja gesagt, bei mir bellt er nicht!“ flüsterte eine Stimme. Sie hätte ruhig lauter tönen können. Weit und breit war niemand.
    Am Brandherd gewann das Wasser merkwürdigerweise mit nachlassendem Regen die Oberhand über das Feuer, in dessen Schein sich das Ausmaß des Schadens abzuzeichnen begann. Die Wände des Bootshauses standen noch, der Steg war bis auf das Geländer und einige Bretter heil geblieben.
    „Da… ks… haben wir noch mal Glück gehabt!“ näselte eine Stimme. „Die Feuerwehr hat ihre… ks… Feuerprobe bestanden. Ich werde dem Bootshaus einen… ks… ks… neuen Dachstuhl stiften!“
    Triefend machten sich Helfer und Anfeurer auf den Rückweg unters schützende Burgdach. Taschenlampen tasteten durch die Dunstschleier über dem nassen Gras, streuten beim Gehen weit aus. So glitt ein Lichtstrahl über den Südflügel und wurde auf einen Punkt versammelt, auf eine Stange, die da an der Mauer lehnte. Bis zu einem Fenster reichte sie hinauf. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, woher sie stammte.
    „Das ist eine von unseren Stabhochsprung-Stangen!“ sagte jemand.
    „ Kairo! “rief eine andere Stimme um die Ecke. Am Westflügel lehnte eine weitere Stange.
    „Die Hühner waren da!“ stellte jemand in Ruhe fest. „Aber diesmal hat das Wetter ihnen einen Streich gespielt.“
    Da kam von drinnen der Aufschrei: „Bonzo ist weg!“
    „Ach, der kommt schon wieder!“ rief einer. „Wenn ich vier Beine hätte, war ich bei dem Donner auch abgehauen!“
    „Ich weiß genau, daß ich die Tür zugemacht hab!“ entgegnete ein anderer.
    „Also doch die Hühner!“ folgerte ein dritter. „Wie haben die ihn bloß gefunden bei dem Krach?“
    Eine vierte Stimme erklärte: „Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder
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