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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Labyrinths. Die Sonne fiel gerade in diesem Moment auf die typischen schrägen Felsnadeln und die wie böse Omen wirkenden Felsformationen, die den Eingang markierten.
    Er suchte den Rand des Canyons ab, bis er den kaum erkennbaren, steilen Pfad fand, der hinunterführte. Der Abstieg war tückisch, denn der Pfad war an mehreren Stellen von Erdrutschen verschüttet, und dort musste man mehr als dreihundert Meter über dem Boden schmale Felsvorsprünge passieren. Dies war die einzig mögliche Route vom Chama River zum Hochland der Tafelberge im Osten, und nur ausgesprochen mutige Menschen nahmen diesen Pfad.
    Dafür war Weathers sehr dankbar.
    Er suchte sich seinen Weg hinunter, vorsichtig auf seine eigene und die Sicherheit des Esels bedacht, und war erleichtert, als sie dem trockenen Flussbett am Grund immer näher kamen. Der Joaquin Wash würde ihn zum Eingang des Labyrinths und von dort zum Chama River bringen. An einer engen Flussbiegung, der Chama Bend, gab es eine Stelle, die sich als natürlicher Lagerplatz anbot, mit einer Sandbank, hinter der man gut schwimmen konnte. Schwimmen … das war mal ein schöner Gedanke. Morgen Nachmittag würde er in Abiquiú sein. Als Erstes würde er Harry Dearborn anrufen (der Akku seines Satellitentelefons hatte schon vor Tagen den Geist aufgegeben), nur um ihm Bescheid zu sagen … Allein der Gedanke daran, diese Neuigkeit zu überbringen, machte Weathers kribbelig.
    Endlich erreichten sie den Grund der Schlucht. Weathers blickte den Steilhang hinauf. Er war dunkel, doch der obere Rand wurde von der tief stehenden Sonne flammend rot erleuchtet. Er erstarrte. Einige hundert Meter über sich am Rand des Canyons entdeckte er die Silhouette eines Mannes, der offenbar zu ihm hinabstarrte.
    Weathers fluchte leise. Das war derselbe Mann, der ihm schon vor zwei Wochen von Santa Fé aus in diese Wildnis gefolgt war. Solche Typen wussten von Weathers' einzigartiger Fähigkeit; diese Leute waren zu faul oder zu dumm, um selbst nach Schätzen zu suchen, und wollten sich seine Funde unter den Nagel reißen. Er erinnerte sich an den Mann: ein magerer Kerl auf einer Harley, ein Möchtegern-Biker. Der Mann war ihm durch Espanola gefolgt, vorbei an Abiquiú und der Ghost Ranch, immer im Abstand von knapp zweihundert Metern; er hatte gar nicht erst versucht, unbemerkt zu bleiben. Denselben Kerl hatte er auch am Anfang seiner Tour in die Wildnis gesehen. Er hatte immer noch so ein Biker-Kopftuch aufgehabt und war ihm zu Fuß vom Chama River aus den Joaquin Wash entlang gefolgt. Weathers hatte seinen Verfolger im Labyrinth abgehängt und das Plateau der Mesa de los Viejos erreicht, bevor der Biker den Weg hinausgefunden hatte.
    Nun war er wieder da, zwei Wochen später – ein hartnäckiger Bastard.
    Stem Weathers betrachtete die gemächlichen Kurven des Joaquin Wash, dann die Felsnadeln, die den Eingang des Labyrinths markierten. Er würde ihn eben wieder im Labyrinth abhängen. Und vielleicht würde der Mistkerl diesmal da drin verrecken.
    Er kletterte vorsichtig weiter den Canyon hinab und drehte sich ab und zu um. Doch statt ihm zu folgen, war der Mann verschwunden. Vielleicht glaubte sein Verfolger, einen schnelleren Abstieg zu kennen.
    Weathers lächelte, denn es gab keinen anderen Weg.
    Nachdem er eine Stunde lang dem Joaquin Wash gefolgt war, ließen seine Wut und seine Sorge nach. Der Typ war ein Amateur. Er war nicht der Erste, der Weathers hinaus in die Wüste folgte, um sich dort völlig zu verirren. Alle wollten sie sein wie Stem, aber das waren sie eben nicht. Er hatte das schon sein ganzes Leben lang gemacht, und er besaß einen sechsten Sinn – es war unerklärlich. Er hatte das weder aus einem Buch gelernt noch an einer Universität studiert, doch diese ganzen Wissenschaftler mit ihren geologischen Karten und ihrer hochmodernen SAR-Vermessungstechnik konnten das nicht. Ihm gelang, was sie nicht schafften, mit Hilfe eines Esels, eines selbst gebastelten Bodenradars und eines alten 286er IBM. Kein Wunder, dass sie ihn nicht ausstehen konnten.
    Weathers' prächtige Laune kehrte zurück. Der Mistkerl würde ihm nicht die beste Woche seines Lebens versauen. Der Esel wurde störrisch, und Weathers blieb stehen, goss ein wenig Wasser in seinen Hut, ließ das Tier trinken und trieb es dann fluchend weiter. Das Labyrinth lag unmittelbar vor ihm, und da wollte er hinein. Tief drinnen, in der Nähe der Two Rocks, befand sich eine der wenigen Wasserquellen in dieser Gegend – ein

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