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Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels

Titel: Der Clan der Otori – Die Weite des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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Landkarte verzeichnet oder als Steuerquelle einer Domäne bekannt. Es gab viele solcher Orte in den Drei Ländern, der Stamm bewohnte selbst einige. Zweierlei verursachte Kotaro Unbehagen: die ständige Furcht, dass Isamu ein Kind hinterlassen haben könnte, und die allmähliche Erkenntnis, dass es etwas gab, von dem er bisher wenig gewusst hatte: eine geheime Sekte, die unerkannt unter den Ärmsten existierte – Landarbeitern, Ausgestoßenen, Prostituierten –, Menschen also, die zu sehr mit eigenen Kämpfen beschäftigt waren, um sich viel mit ihren Nachbarn zu beschäftigen; aus diesem Grund waren die Sektenangehörigen als die Verborgenen bekannt.
    Kotaro begann jede noch so kleine Information über sie zu sammeln und gab sie mit Bedacht an seine Kontaktleute unter den Kriegern Iidas weiter, vor allem an einen Mann namens Ando, dessen Abstammung obskur war, der aber wegen seiner Grausamkeit und seines brutalen Umgangs mit dem Schwert einer der Gefolgsleute geworden war, denen Sadayoshi am meisten vertraute.Die beiden wichtigsten Tatsachen, die über die Verborgenen bekannt wurden – dass sie niemandem das Leben nahmen, auch sich selbst nicht, und dass sie einem nie gesehenen Gott Treue schworen, der größer war als jeder Lord –, kamen Beleidigungen der Kriegerklasse gleich. Es fiel nicht schwer, durch Andos Berichte Sadayoshis Sohn Sadamu Hass auf die Sekte einzuflößen und die Bereitschaft zu ihrer Vernichtung hervorzurufen.
    Kotaro selbst fand das Dorf nie, aber er vertraute darauf, dass früher oder später Iida Sadamu und seine Krieger es finden und Kinder, die Isamu hinterlassen haben mochte, töten würden.

KAPITEL 6 

    Die Fohlen wuchsen heran und wurden mit drei Jahren von Lord Mori mit Kiyoshiges Hilfe zugeritten. Die Routine aus Unterricht und Training dauerte an. Zu Shigeru und Kiyoshige gesellten sich die beiden Söhne von Kitano Tadakazu, Tadao und Masaji. Tadakazu war der Herr von Tsuwano, einer kleinen Schlossstadt, die eine Drei-Tage-Reise südlich von Hagi entfernt im Schatten der großen Gebirgskette lag, die das Mittlere Land teilte. Tsuwano war ein wichtiger Haltepunkt auf der Hauptstraße nach Yamagata, der zweitgrößten Stadt des Otoriclans, und entsprechend gab es dort viele Gasthöfe und Lokale. Die Familie Kitano hatte außerdem einen Wohnsitz in Hagi, wo die Jungen lebten, während sie mit den anderen ihrer Generation ihre Erziehung fortsetzten. Sie entwickelten eine enge Gemeinschaft, von ihren Lehrern dazu ermuntert, nicht miteinander zu wetteifern, sondern starke Bande der Treue und Freundschaft zu knüpfen, als Basis für die künftige Stabilität des Clans. Ihre unterschiedlichen Fähigkeiten wurden anerkannt und gefördert: Shigerus Umgang mit dem Schwert, Tadaos Geschick mit dem Bogen, Kiyoshiges Reitkunst und Masajis Gewandtheit mit dem Speer.
    Während sie zu Männern wurden, erlebten sie gemeinsam die ersten Bedrängungen der Begierde. Shigeru träumte häufig von dem Mädchen im Fluss, obwohl er sie nicht wiedersah, und ertappte sich dabei, wie er sehnsüchtig die Gestalt einer am Eingang knienden Dienerin betrachtete, den Schwung ihres Nackens, die Kurven ihres Körpers unter dem leichten Gewand. Kiyoshige war zwar ein Jahr jünger, aber frühreif in seiner Entwicklung und ebenso aufgewühlt. Als nahe Freunde wandten sie sich einander zu, entdeckten die Freuden des Körpers und besiegelten ihren Bund mit Leidenschaft. Eines Tages kam eine Dienerin, ein oder zwei Jahre älter als Shigeru, in ihr Zimmer und überraschte sie – das Mädchen bat sehr um Verzeihung, doch sie atmete rascher und Röte stieg ihr in die Wangen; sie löste ihr Gewand und leistete ihnen sehr bereitwillig Gesellschaft. Shigeru war zwei Wochen lang von ihr gefesselt – bezaubert von ihrer zarten, seidigen Haut, dem Duft, der von ihrem Körper ausging, und der Art, wie sie sich gegenseitig ohne Scham begehrten –, bis sie plötzlich verschwand und sein Vater ihn zu sich rief.
    Zu seiner Überraschung waren sie allein im Raum – soweit er sich erinnerte, zum ersten Mal ohne die Anwesenheit der älteren Gefolgsleute oder seiner Onkel. Lord Otori winkte ihn näher, und als sie Knie an Knie saßen, betrachtete sein Vater prüfend sein Gesicht.
    Â»Du bist anscheinend beinah ein Mann und musst lernen, wie du dich gegenüber

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