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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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hastig zurückkam, sich nicht setzte, sondern stehend sein Glas zur Hand nahm. Er streckte es ihr entgegen.
    „Prost, Liebes! Trinke aus; wir fahren zu Mike.“
    „Sag mal, James – bist du noch normal? Unser Abend …“
    „Es tut mir leid, Anne; aber du wirst das doch sicher verstehen, wenn ich jetzt nach Conney Castle will. Mike hat soeben zum zweiten Male heute abend eine Formation Ufos, also Untertassen, gesichtet. Er meint, sie könnten noch einmal wiederkommen. Liebling, wir müssen …“
    „Ich habe ja allerhand Verständnis für deinen Spleen; aber daß du nun auch noch auf so einen faulen Witz von Mike Conney hereinfallen mußt, der ja nur deinen Fanatismus ausnützen will, um mich und besonders dich zu ärgern …“
    „Er gab mir sein Ehrenwort, daß er sie fotografierte.“
    Anne sah zu ihm hoch und stand langsam auf.
    „Fotografierte? Ehrenwort? Na – dann prost!“
    Die Gläser wurden geleert. Während James schnell den Mantel anzog und den Wagen aus der Garage holte, streifte sich Anne die Pelzjacke über; denn draußen war eine klare und kalte Nacht.
    Es war auch eine Oktobernacht gewesen, vielmehr ein Oktoberabend, an dem sie James kennengelernt hatte – damals, in Deutschland. Seit acht Jahren lebte sie nun schon in England und fühlte sich ganz wohl dabei. Vielleicht lag das nur an James, mit dem sie in demselben Werk beschäftigt war. Er als Physiker und Atomforscher, sie als Laborantin in der Chemischen Abteilung. Ihre Heirat mit James war nur noch eine Frage von Wochen, nachdem einige schwerwiegende Hindernisse aus dem Weg geräumt worden waren.
    Draußen summte der Motor des Packards. Anne löschte das Licht, schloß die Haustür ab und lief zum Wagen.
    Über ihr funkelten gleißend die Sterne.
    „Glaubst du nicht, daß sich Mike getäuscht haben kann?“ fragte sie, als der Wagen durch die Nacht eilte.
    „Kaum; dazu ist er zu skeptisch. Er glaubt zwar – genau wie ich – an das Vorhandensein der unbekannten Flugobjekte, ist aber der festen Überzeugung, sie seien eine amerikanische oder gar russische Geheimwaffe.“
    „Warum sollen sie das eigentlich nicht sein?“
    James kaute an der Unterlippe und starrte in die Nacht.
    „Es gibt allerhand Beweise dagegen. Die Amerikaner hielten mit einer solchen Erfindung nicht lange hinter dem Berg, und ganz bestimmt wäre etwas davon schon an die Öffentlichkeit gesickert. Außerdem würden sie kaum noch Wert auf eine Geheimhaltung legen, da eine Bekanntgabe das Prestige der USA erheblich zu steigern imstande wäre; man könnte – und würde ganz anders auftreten. Und die Russen? Sicher, sie sind zurückhaltender, wären aber auch zu vorsichtig, solche Flugmaschinen, die ja auch einmal abstürzen könnten, über ‚feindlichem’ Gebiet operieren zu lassen. Erinnere dich nur an den Koreakrieg. Die vorzügliche MIG durfte nie nach Südkorea, weil die Gefahr bestand, daß sie in die Hände des Feindes fallen könnte.“
    „An sich sehr lahme Gegenargumente“, bemerkte sie weise und zündete ihm eine Zigarette an.
    „Was heißt schon ‚lahm’? Es gibt genausowenig Argumente gegen wie für die Untertassen.“
    Die Straße machte eine Kurve, und es ging bergan.
    Als die Zigarette aufgeraucht war, hielt der Wagen vor der Villa des reichen Fabrikdirektors Conney, eines Amerikaners, dem es in Europa gut gefiel. Sein Sohn Mike war zwar sein Sorgenkind, dabei aber auch sein einziges, seit seine Frau bei der Geburt einer Tochter zusammen mit dieser gestorben war. Für die Marotten des Sechsundzwanzigjährigen hatte er ein einzigartiges Verständnis, das nur durch sein Vermögen zu erklären war. Bereitwillig hatte er den Turm des alten Landsitzes in eine regelrechte Sternwarte umwandeln lassen, mit dem beruhigenden Gefühl, es sei Mike sicher zuträglicher, die Nächte in diesem Turm, als in den Bars des nahen London zu verbringen. Auf die Dauer würde das auch billiger sein.
    Der alte Conney öffnete selbst, seine englische Umerziehung völlig vergessend. Es fiel ihm auch gar nicht ein, sich für das Fehlen eines Dieners zu entschuldigen.
    „Mike erwartet Sie bereits“, sagte er, Anne galant die Hand küssend. „Er scheint plötzlich verrückt geworden zu sein, obwohl er heute nachmittag noch völlig normal war. Er bat mich nämlich um 1000 Dollar – äh, Pfund! Neue Geräte, behauptete er. Aber Sie mitten in der Nacht noch herzuholen …! Hat Glühwürmer gesehen und behauptet, es seien Tassen. – Ah, ja, entschuldigen Sie mich, mein

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