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Der Club der Gerechten

Der Club der Gerechten

Titel: Der Club der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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der Punkt auf dem Ziel liegt...
    Dann drück ab.«
    Der Punkt kam näher, und Heathers Hände schlossen sich fester um das Gewehr, das sie hielt.
    Ein Gewehr, wie auch ihr Vater eines hatte ...
    Dann wichen Übelkeit – und Entsetzen – einer eiskalten Wut.
    Schnell fanden ihre Finger den Sicherungshebel und den Schieber, der die Waffe auf Dauerfeuer einstellte.
    Sie hob das Gewehr und schaute durch das Zielfernrohr. Weit weg hob sich im Licht einer der Deckenlampen ganz schwach die Silhouette einer Gestalt ab, die nur schwer auszumachen war.
    Heather drückte auf den Abzug und bewegte dann den Gewehrlauf schnell hin und her.
    Genau wie ihr Vater es sie gelehrt hatte ...
    Der rote Punkt auf dem Boden verschwand, als die Stille des Tunnels vom zornigen Knattern des Schnellfeuergewehrs zerrissen wurde. Den Finger fest am Abzug, leerte Heather das ganze Magazin in die Dunkelheit und streute die Geschosse über die ganze Breite des Tunnels. Nachdem die letzte Patrone abgefeuert war, hörte man noch Querschläger jaulen.
    Als es still wurde, stand Keith auf.
    »Jesus«, flüsterte er.
    »Er wollte uns töten«, sagte Heather tonlos. Ihre Hände wurden schlaff, und das Gewehr fiel klappernd zu Boden. »Er wollte uns so töten, wie er es mir beigebracht hat.«
    Keith sah sie ruhig an. »Wer?«, fragte er, wollte, dass die Antwort von ihr kam.
    Endlich verlor Heather die Beherrschung. »Mein Vater!«, schrie sie auf, und die Worte widerhallten im Tunnel. »Verstehst du nicht? Es war mein Vater!« Als das Echo ihrer qualvollen Worte verklang, ging sie langsam durch die Dunkelheit dahin, wo er lag. Wo ihr Vater auf dem Rücken lag, einen immer größer werdenden Blutfleck auf der Hemdbrust. Seine Augen waren offen, und als sie ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete, schien er mit einem Ausdruck der Überraschung zu ihr aufzublicken. Sie kniete nieder und schaute in die gebrochenen Augen, dann legte sie ihm die Hand auf die Wange. »Es tut mir Leid«, flüsterte sie. »Es tut mir so Leid.« Aber noch während sie es sagte, wusste sie, dass sie keine andere Wahl gehabt hatte. Ihr Vater hatte die Regeln bestimmt, nicht sie, und einen Moment später wäre sie es gewesen, die von seiner Hand gestorben wäre.
    »Was hast du getan?«, fragte sie leise. »O Daddy!«
    Sie ließ ihren Vater im Dunkeln liegen und ging zurück zu Keith.
     
    Das Knattern des Schnellfeuergewehrs verstummte endlich, aber weder Jeff noch Jinx rührten sich; sie pressten sich fest an die Seitenwand des Ganges, in den sie eingebogen waren.
    Dann hörten sie ein anderes Geräusch – etwas Schweres fiel klappernd auf den Betonboden.
    Jeffs Gedanken rasten, er versuchte zu entscheiden, was tun. Wer auch da vorne war, er hatte nicht auf sie geschossen – sie hätten gehört, wie die Kugeln von Wänden und Rohren abgeprallt wären, wenn der Schütze in ihre Richtung gezielt hätte.
    Also hatte, wer immer es war, in die andere Richtung geschossen.
    Aber warum?
    Auf was?
    Doch war das nicht egal? Schon in ein paar Sekunden würde der Jäger seinen Irrtum erkennen, nachladen und dann ...
    Wenn ich nicht zuerst schieße.
    So stand es also.
    Er hatte sich das Gewehr, das sie Monsignore McGuire abgenommen hatten, über die Schulter gehängt. Jetzt nahm er es in die Hände. Es fühlte sich merkwürdig an – schwer, kalt, gefährlich.
    Die Waffe hatte nichts an sich, das auf irgendeinen echten Sport schließen ließ. Jagdgewehre hatte Jeff schon gesehen – Dutzende sogar. Einige hatte er wegen der hohen Handwerkskunst, mit der sie gefertigt waren, sogar bewundert. Manche schienen fast Wärme auszustrahlen, wenn man sie anfasste, so perfekt poliert war das Holz ihrer Schaftung. Viele hatten Intarsien aus Gold, Silber oder Perlmutt und sahen wie Kunstwerke aus.
    Das waren die Gewehre, die man zum Sportschießen oder zur Jagd benutzte.
    Das Gewehr in seiner Hand war rein funktionell, bestand aus kaltem Metall und Hartgummi, jeder Teil konstruiert, um perfekt zu funktionieren.
    Fast war es so, als habe derjenige, der das Gewehr gebaut hatte, gewusst, dass es nur einem einzigen Zweck dienen konnte; vielleicht hatte er sich deshalb geweigert, das durch irgendeine Verzierung zu bemänteln.
    Jeff umfasste das Gewehr fester, entsicherte es.
    War das alles, was er zu tun hatte? Blieb ihm nur noch eins – in den Tunnel hinauszutreten, das Ding dahin zu richten, woher das Gewehrfeuer gekommen war, und abzudrücken?
    Er sah sich um, suchte in der Dunkelheit ein letztes

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