Der Coach
angeworben. Und ich wäre richtig gut gewesen. Wahrscheinlich hätte ich als erster Nosetackle die Heisman Trophy gewonnen.«
»Ganz bestimmt«, meinte Paul.
»Am Tech’s kannte dich jeder«, sagte Neely. »Die anderen Spieler haben mich die ganze Zeit gefragt: ›Wo ist denn der tolle Silo Mooney? Warum haben wir den nicht hier bei uns?‹«
»Was für eine Verschwendung«, fügte Paul hinzu. »Du wärst bestimmt immer noch in der NFL.«
»Bei den Packers wahrscheinlich«, sinnierte Silo. »Ich würde richtig Kohle machen, und die Mädels würden Schlange stehen. Was für ein Leben.«
»Wollte Rake nicht, dass du auf ein Junior-College gehst?«, fragte Neely.
»Ja, das war der Plan, aber man wollte mich hier ja nicht die Schule beenden lassen.«
»Wie bist du dann eigentlich zur Army gekommen?«
»Ich hab gelogen.«
Es gab keinen Zweifel daran, dass Silo tatsächlich gelogen hatte, um in die Army zu kommen, und dann sicher noch einmal, um wieder wegzukommen. »Ich könnte ein Bier vertragen«, sagte er, »Wollt ihr auch eins?«
»Ich nicht«, erwiderte Paul. »Ich muss mich bald auf den Heimweg machen.«
»Und was ist mit dir?«
»Ein Bier wäre nicht schlecht«, sagte Neely.
»Wollt ihr noch ein bisschen hier bleiben?«, fragte Silo.
»Warum nicht?«
»Ich auch. Ist irgendwie gerade der passende Ort.«
Der Spartan-Marathon war eine jährliche Tortur, die Rake ersonnen hatte, um die jeweilige Saison einzuläuten. Er fand am ersten Trainingstag im August statt, immer mittags, wenn es am heißesten war. Alle, die in die Mannschaft wollten, traten in Trainingsshorts und Laufschuhen auf der Tartanbahn an, und sobald Rake seine Trillerpfeife ertönen ließ, begannen die Runden.
Das Prozedere war einfach: Man lief, bis man zusammenbrach. Zwölf Runden waren das absolute Minimum. Wenn ein Spieler diese zwölf Runden nicht schaffte, konnte er den Marathon am nächsten Tag wiederholen. Versagte er auch dann, eignete er sich nicht dazu, ein Messina Spartan zu werden. Ein HighschoolFootball-Spieler, der nicht mindestens fünf Kilometer laufen konnte, verwirkte das Recht, die Schutzpolster anzulegen.
Die Assistenztrainer saßen in der klimatisierten Pressekabine und zählten die Runden. Rake wanderte von einer Endzone zur anderen, beobachtete die Läufer, brüllte sie an, wenn es nötig schien, und disqualifizierte diejenigen, die zu langsam waren. Es ging nicht um Schnelligkeit, es sei denn, einer der Spieler begann zu gehen statt zu laufen. In diesem Fall zerrte Rake ihn von der Bahn. Wer aufgab, das Bewusstsein verlor oder disqualifiziert wurde, musste auf der Mittellinie in der prallen Sonne sitzen, bis keiner der anderen mehr aufrecht stand. Es gab nur wenige Regeln. Eine besagte, dass ein Läufer automatisch disqualifiziert wurde, wenn er sich auf der Tartanbahn übergab. Es war erlaubt, sich zu übergeben, und das geschah auch sehr häufig, doch es hatte irgendwo abseits der Bahn zu geschehen, und sobald es vorbei war, musste der angeschlagene Spieler weiterlaufen.
Der Marathon war die bei weitem gefürchtetste Methode in Rakes umfassendem Repertoire gnadenloser Konditionsübungen. Über die Jahre hinweg hatte er viele junge Männer in Messina dazu veranlasst, sich einer anderen Sportart zuzuwenden oder ganz mit dem Sport aufzuhören. Im Juli brauchte man den Marathon einem Spieler gegenüber nur zu erwähnen, schon krampfte sich ihm der Magen zusammen, und er bekam einen trockenen Mund. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein kräftiger LineSpieler im Lauf des Sommers zwischen zehn und fünfzehn Kilo abnahm, doch nicht seiner Freundin oder seinem Aussehen zuliebe. Er tat es, um den Spartan-Marathon zu überstehen. Sobald der vorbei war, war auch die Diät zu Ende. Es war allerdings nicht leicht zuzunehmen, wenn man täglich drei Stunden auf dem Trainingsplatz verbrachte.
Aber Coach Rake mochte ohnehin keine kräftigen LineSpieler. Ihm waren wilde Kerle wie Silo Mooney lieber.
Neely brachte es in seinem letzten Schuljahr auf einunddreißig Runden, fast dreizehn Kilometer, und als er schließlich auf den Rasen fiel und nur noch trocken würgen konnte, hörte er, wie Rake von der anderen Seite des Spielfelds her auf ihn einschimpfte. Paul lief in diesem Jahr knapp über fünfzehn Kilometer, achtunddreißig Runden, und gewann damit das Rennen. Jeder Spartan hatte zwei Zahlen im Kopf: die auf seinem Trikot und die Anzahl der Runden, die er beim Spartan-Marathon gelaufen war.
Nachdem die Knieverletzung ihn
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