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Der Coach

Titel: Der Coach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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durchlebten sie noch einmal ihre glorreichen Leistungen während der Großen Serie.
    »Ein paar Jahre nach Rakes Entlassung war ein Bericht über ihn in der Zeitung«, sagte Paul leise. »Natürlich mit den üblichen Zahlen, aber außerdem hieß es, dass er in vierunddreißig Jahren siebenhundertvierzehn Spieler trainiert hätte. Darauf bezog sich auch der Titel des Artikels: ›Eddie Rake und die siebenhundert Spartaner‹.«
    »Den hab ich auch gelesen«, sagte Randy.
    »Wie viele wohl zur Beerdigung kommen?«, fragte Paul. »Sicher die meisten.«
    Bierholen hieß für Silo, mit zwei Kästen Bier und zwei weiteren Jungs zum Mittrinken zurückzukommen. Die drei stiegen aus seinem Lieferwagen. Silo ging voraus, mit einem Kasten Budweiser auf der Schulter und einer Flasche in der Hand.
    »Lieber Himmel«, stöhnte Paul.
    »Wer ist der magere Typ?«, fragte Neely.
    »Hubcap, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Wie, der ist nicht im Gefängnis?«
    »Nur von Zeit zu Zeit.«
    »Und der andere ist Amos Kelso«, sagte Randy. »Der hat mit mir gespielt.«
    Amos trug den zweiten Bierkasten. Während die drei die Tribüne hinaufstiefelten, lud Silo Orley Short und dessen Kumpel ein, sich auf ein Bier zu ihnen zu gesellen. Beide waren sofort dabei. Dann rief Silo Teague und Couch das Gleiche zu, und sie kamen ebenfalls hinauf in die dreißigste Reihe, wo Neely, Paul und Randy Jaeger saßen. Nachdem sich alle vorgestellt hatten und die Flaschen geöffnet waren, fragte Orley in die Runde: »Was gehört von Rake?«
    »Sie warten«, erwiderte Paul.
    »Ich war heute Nachmittag kurz dort«, sagte Couch ernst. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit.« Er strahlte einen gewissen Anwaltsdünkel aus, der Neely auf Anhieb unsympathisch war. Der Optiker Teague steuerte einen langen Bericht über die letzten Entwicklungen der Rake’schen Krebserkrankung bei.
    Inzwischen war es fast dunkel geworden. Die Jogger hatten die Tartanbahn verlassen. In der Dämmerung trat ein großer, schlaksiger Mann aus dem Mannschaftsgebäude und ging langsam zu den Metallpfeilern hinüber, die die Anzeigetafel stützten.
    »Das ist doch nicht etwa Rabbit, oder?«, fragte Neely. »Natürlich ist er das«, erwiderte Paul. »Der wird nie weggehen.«
    »Was ist er jetzt?«
    »Seit wann braucht er eine Berufsbezeichnung?«
    »Ich hatte ihn in Geschichte«, sagte Teague.
    »Und ich in Mathe«, fügte Couch hinzu.
    Rabbit hatte elf Jahre lang unterrichtet, als schließlich herauskam, dass er keinen Schulabschluss hatte. Im Zuge des darauf folgenden Skandals entließ man ihn, doch dann griff Rake ein und setzte durch, dass Rabbit als Sportassistent wieder eingestellt wurde. An der Highschool von Messina hieß dies, dass es seine einzige Aufgabe sein würde, Rakes Befehle entgegenzunehmen.
    Er fuhr den Teambus, wusch die Trikots, hielt die Ausrüstung instand und – die allerwichtigste Aufgabe – versorgte Rake mit dem neuesten Klatsch.
    Die Flutlichtlampen befanden sich an vier Masten, zwei auf jeder Seite des Feldes. Rabbit legte einen Schalter um.
    Die Lichter im südlichen Teil, an der gegnerischen Seitenlinie, leuchteten auf, zehn Reihen mit jeweils zehn Lampen. Lange Schatten fielen über das Feld.
    »Das macht er schon seit einer Woche«, erklärte Paul. »Er lässt sie die ganze Nacht brennen. So hält er auf seine Weise Wache. Wenn Rake stirbt, gehen die Lichter aus.«
    Rabbit kehrte mit schwankendem, unsicherem Schritt zum Mannschaftshaus zurück, um sich für die Nacht zurückzuziehen. »Wohnt er immer noch da?«, fragte Neely.
    »Ja. Er hat ein Bett im Speicher, über dem Kraftraum. Bezeichnet sich als Nachtwächter. Er ist total übergeschnappt.«
    »Als Mathelehrer war er richtig gut«, sagte Couch. »Er hat Glück, dass er überhaupt noch laufen kann«, bemerkte Paul, und alle lachten. 1981 war Rabbit bei einem Spiel schwer verletzt worden, als er – warum, das wusste weder er selbst noch sonst jemand – plötzlich über die Seitenlinie auf das Spielfeld gerannt war. Er hatte sich einem gewissen Lightning Loyd in den Weg geworfen, einem schnellen und rücksichtslosen Runningback, der später für Auburn, an diesem Abend jedoch noch für Greene County spielte, und zwar ganz großartig. Gegen Ende des dritten Viertels – es stand unentschieden – konnte Loyd sich losreißen und setzte zu einem langen Touchdown-Lauf an. Beide Teams waren ungeschlagen.
    Es war unsagbar spannend, und offenbar konnte Rabbit den Druck nicht mehr ertragen. So warf er sich,

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