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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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jetzt stand, war er ungeschützt. Und Fauvre war hilflos.
    Max machte einen Sprung, zielte auf den Arm des Mannes. Der Angreifer wich nach links aus, aber eine Zinke der Heugabel hatte sich in den Lauf seiner Waffe gebohrt. Der Mann konnte jetzt nicht schießen, ohne dass es ihm den Arm weggefetzt hätte. Max zerrte und schob wie wild, spürte, wie er dem Tuareg die Waffe entwand, aber damit hatte er auch sein eigenes Verteidigungsinstrument verloren. Der Angreifer stöhnte auf vor Verblüffung und Wut, zog das gebogene Messer, das an seiner Taille hing, aus dem Futteral und hieb wild nach allen Seiten. Max zuckte zurück, wich dem kalten Stahl aus, der im Schein der brennenden Fackel blutrot schimmerte.
    Max stolperte und fiel hin – so jedenfalls sah es für seinen Angreifer aus. Max wusste, wie schwer es war, jemanden anzugreifen, der sich auf dem Boden herumrollt. Da seinem Gegner ein scharfer Hieb nun nicht vergönnt war, musste er sich bücken, wenn er Max aufspießen wollte. Und das tat er auch. Max beschrieb einen kraftvollen Bogen mit dem rechten Arm undließ den Stein los, den er am Boden aufgelesen hatte. Der Treffer verblüffte seinen Angreifer, warf ihn in die Hocke zurück, wo er das Gleichgewicht verlor und rücklings umkippte. Die brennende Fackel segelte davon, das Messer fiel in den Staub. Als Max aufsprang, war Fauvre mit dem Rollstuhl schon herangefahren und packte den benommenen Mann von hinten, drückte ihm mit seinem muskulösen Arm den Hals zu und presste ihm den Atem aus der Lunge. Der Krieger sackte zusammen.
    »Ich fessele ihn, Max. Du musst verschwinden, dich verstecken. Ich hab noch drei andere gesehen. Die sind deinetwegen hier!«
    Fauvre fesselte dem Tuareg mit der langen Stoffbahn seines Turbans die Arme, doch kaum hatte er Max gewarnt, als ein Luftzug durch das Heulager fegte und einen Feuerball aus brennendem Stroh auflodern ließ. Die Fackel des Angreifers hatte die wie Zunder brennenden trockenen Ballen in Brand gesetzt.
    Max rannte zwischen Fauvre und das Feuer, brachte den alten Mann in Sicherheit, als eine zweite Flammenzunge in die Nacht hinausleckte. Sie klopften sich Funken aus den Haaren und von der Kleidung. Max hatte Rußstreifen im Gesicht – er sah aus wie nach einem Luftangriff.
    »Ich kann mich nicht verstecken, Laurent. Wir schlagen sie, das schaffen wir! Die rechnen doch nicht mit Gegenwehr. Und Abdullah und seine Männer sind auch noch da. Wir sind mehr als die.«
    Fauvre sah über seine Schulter und stieß einen Schrei aus – eine kehlige Mischung aus Französisch und Arabisch. Blitzschnell drehte sich Max um. Aladfar knurrte, der Tiger duckte sich ängstlich vor dem brennenden Heulager. Das Durcheinanderaus Angst einflößenden Schussgeräuschen und dem Geruch, den Menschen ausströmen, wenn sie jagen, hatte die große Katze verwirrt, und nun war sie zu dem einzigen Menschen zurückgekommen, von dem sie je Anweisungen empfangen hatte.
    Fauvres ausgestreckte Hand und seine Worte vermochten Aladfar zu beruhigen. Wie ein abgerichteter Hund trabte der Tiger in den Schutz der Steinmauer.
    »Wo ist Sophie? Haben die sie mitgenommen?«, rief Max über das Feuer hinweg.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist sie vor ihnen weggelaufen.« Die Sorge des Vaters brach sich Bahn. »Finde sie, Max! «
    Max wollte schon loslaufen, doch Fauvre hatte ihn mit eisernem Griff am Arm gepackt. Wieder sagte er rasch etwas zu Aladfar. Redete ihm gut zu, schmeichelte ihm in einer Sprache, die die Furcht des Tigers besänftigte.
    Schüsse, konfuse Schreie und laute Drohungen schallten durch die alte Festungsstadt. Jagdhunde fauchten, Großkatzen brüllten, Affen schrien, während die ohrenbetäubende Sirene immer noch ihr Jaulen durch die Wüste schickte.
    Aladfar spähte gebannt und mit offenem Maul ins Dunkel, er keuchte vor Aufregung. Fauvre langte nach unten und hob die Kette auf.
    »Nimm ihn mit und such meine Tochter«, sagte er zu Max und drückte ihm die Lederschlaufe in die Hand.
    Max nahm sie, als sei es das Normalste von der Welt, bei einem nächtlichen Überfall wilder Tuareg einen dreihundert Pfund schweren Tiger an der Leine zu haben.
    Das Heulager war mittlerweile ein Inferno. Funken stoben himmelwärts, den Sternen entgegen. Die beißende Luft verursachte Hustenreiz. Bevor Max etwas sagen konnte, wendeteFauvre den Rollstuhl, beugte sich nach unten und hob das Messer des Tuareg auf.
    »Ich hole Hilfe!« Dann war er fort.
    Eine fünf Meter lange Kette verband sie nun. Max

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