Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
Vom Netzwerk:
viel Macht verfügte, aber nicht, an wen.«
    Er faltete einen Brief auf und reichte ihn Max. Die Schrift war hektisch und chaotisch. »Zabala war überzeugt, sie würden ihm jemanden auf den Hals hetzen, der noch viel gefährlicher war als der vermeintliche Freund. Und noch ehe er mir seine Informationen zukommen lassen konnte, hat dieser Killer zugeschlagen.«
    Fauvre schob die Schriftstücke hin und her und legte dieselben Zeichnungen vor Max auf den Tisch, die dieser schon in dem Château gesehen hatte: den Kreis, die eingezeichneten Winkel und die Zahlen.
    »Das ist ein Geburtshoroskop«, sagte Max.
    »Ja, richtig. Siehst du den französischen Namen dort auf der Zeichnung?«, fragte Fauvre.
    Max kniff die Augen zusammen, um Zabalas kleine Schrift zu entziffern. »Betel irgendwas … Betelnuss?«
    Fauvre lächelte. »Beteigeuze. Das ist ein roter Riesenstern.Sehr groß. Fünfhundertmal größer als unsere Sonne. In der geschichtlichen Überlieferung wird er manchmal auch als Ankündiger bezeichnet.«
    Er bemerkte einen Ausdruck von Unsicherheit – oder war es Unglauben? – auf Max’ Gesicht.
    »Doch, wirklich, Max. Die Astronomen glauben, dass dieser Riesenstern innerhalb der nächsten tausend Jahre explodieren und alles zerstören wird. Die Astrologen wiederum registrieren seinen Einfluss seit Jahrhunderten. Er war am 11. September zu sehen, beim Tsunami in Indonesien, ja sogar, und das ist nun wirklich schon lange her, bei dem großen Brand in London. Wenn Beteigeuze an einem bestimmten Punkt am Himmel steht, kündigt das immer eine Katastrophe an.«
    Max war nur mäßig beeindruckt. Sternenkarten, Vorhersagen und Planetenkonstellationen. Wenn das mal nicht wieder bloß Hokuspokus war. Quatsch eben. Botschaften von den Sternen, kosmische Einflüsse – so etwas konnte Max nicht ernst nehmen, das waren keine harten, nüchternen Fakten. Eins war allerdings nicht zu bestreiten. Es glaubten genug Leute an dieses Zeug, dass jemand Zabala ermordet und Max Verfolger auf den Hals gehetzt haben konnte. Das waren Tatsachen. Und die nahm er durchaus ernst.
    »Und jemand hat Zabala getötet, um an diese Information zu kommen, und hat Leute auf dich gehetzt, weil du jetzt sein Geheimnis kennst.«
    »Vielleicht suchen die das hier. Ich habe nämlich ein Geburtshoroskop, das genauso aussieht«, sagte Max und zog die Zeichnung hervor, die er im Château d’Abbadie gefunden hatte.
    Er legte die beiden Blätter nebeneinander. Die Zeichnungen kamen ihm identisch vor, von derselben Hand gefertigt. Erhatte von Astrologie zwar keine Ahnung, war aber überzeugt, dass er mit ein wenig Übung schon herauskriegen würde, was es damit auf sich hatte. Landkarten, Seekarten, Sternenkarten. Sie waren alle nach einem logischen System aufgebaut.
    Max zeichnete mit dem Finger die Symbole nach, die er nicht verstand.
    »Hier ist etwas anders«, sagte er. »Auf Zabalas Originalzeichnung von mir ist ein zusätzliches Dreieck in den Kreis des Geburtshoroskops eingezeichnet. Das fehlt auf Ihrer Zeichnung. Ganz identisch sind sie also nicht.«
    »Deshalb hat er mir also diese Karte geschickt. Du musst noch etwas haben, irgendetwas, das den Unterschied zwischen diesen beiden Vorhersagen zeigt. Die erste war nicht korrekt, aber die zweite …«
    Fauvre sah Max konsterniert an. Ihm fiel auf, dass Zabalas Anhänger nicht mehr da war.
    »Wo ist der Stein? Hast du den während des Angriffs verloren?«, fragte er.
    »Nein, den hat Sophie genommen. Deswegen ist sie fortgelaufen. Ich muss unbedingt ihr Zimmer sehen.«
     
    Das Zimmer war früher einmal Teil einer Gruppe von eingeschossigen Häusern gewesen. Die Ruinen zu beiden Seiten verhinderten bis auf eine Tür jeden Zugang. Wie andere Teenager auch schloss Sophie Fauvre ihr Zimmer stets ab. Es war ihr Heiligtum. Aber einer von Fauvres Männern brachte einen Bolzenschneider mit und kniff damit den dicken Bügel des Vorhängeschlosses auf.
    Zwei der Innenwände waren mit ockergelbem Lehm bestrichen. Kleine Fenster, davor Musselinvorhänge, ließen schwaches Licht herein. Max probierte den Lichtschalter aus; nichtsgeschah. In dem kühlen, schattigen Raum stand ein Bett, mit einer bunten, glänzend bestickten Decke bedeckt. Bücher füllten die Regale an einer Wand, Musik-CDs die an der anderen. Kerzen, von übergelaufenem Wachs gehalten, waren überall im Zimmer verteilt, manche nur noch bunte Pfützen, so tief waren sie heruntergebrannt. Ein schwacher Duft hing in dem stickigen Raum – Sophies Parfum,

Weitere Kostenlose Bücher