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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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bedeuten: Sie kamen, um zu töten.
    Aladfar war bereits auf den Beinen, als Fauvre eilig seinen Käfig öffnete. Er griff nach der an einem Haken hängenden Kette und murmelte beruhigend auf den Tiger ein. Dann hakte er die Kette an Aladfars Halsband ein, wendete den Rollstuhl und zog das Tier mit sich mit.
    Mit seinen feinen Sinnen witterte der Tiger, dass sein Herr es eilig hatte. Es war, wie Fauvre gehofft hatte – der losspringende Tiger brachte ihn schneller voran, als er es aus eigener Muskelkraft geschafft hätte.
    »Weiter, Aladfar, weiter! Du kannst uns alle retten. Très bien, mon ami. Gut gemacht. Genau, noch schneller.«
    Die fernen Gestalten gingen jetzt auseinander, schwärmten aus, um die Stadt zu durchsuchen. Sie waren bewaffnet, sah Fauvre, einige mit Gewehren, andere mit Kalaschnikows. Sie blieben stehen, knieten im Sand nieder und zogen etwas hinter ihrem Rücken hervor, das wie kurze Stäbe aussah. Kurz darauf leckten kleine Flammen an den Enden dieser Stöcke – mit Teer getränkte Lumpen, die nun schon hell loderten. Fauvre war klar, warum sie keine normalen Fackeln nahmen; diese Flammen boten einen gewissen Schutz vor seinen wilden Tieren.
    Inzwischen waren Fauvre und Aladfar an der Mauer des Gebäudes angekommen, in dem er Max behandelt hatte. Er tastetenach dem Lichtschalter an der Wand, doch Aladfar riss ihn mit seiner Kraft aus dem Rollstuhl und zog ihn vom Alarmknopf weg.
    Fauvre ließ die Lederschlaufe am Ende der Kette los, sah Aladfar in die Nacht davonspringen und kroch zur Wand. Mit ausgestreckten Armen konnte er den Fenstersims erreichen, seine Rücken- und Armmuskeln leisteten Schwerstarbeit und schoben seinen Körper nach oben. Mit verzweifelter Anstrengung erreichte er schließlich den Schalter.
    Er schlug mit der Faust auf den roten Knopf. Ein leises Jaulen begann die Nachtluft zu erfüllen, und binnen Sekunden heulte die alte Luftangriffssirene mit voller Lautstärke.
     
    Max saß im Nu kerzengerade im Bett.
    Zeltbahnen flatterten im Wind, Sand fegte scharrend über das Dach, und irgendwo in der Nacht brüllte ein Tiger. Instinktiv hob Max die Hand an den Hals. Sein Anhänger war nicht mehr da. Jetzt bemerkte er auch die zerschlissenen Seile an seinen Handgelenken – er war angebunden gewesen, aber jemand hatte ihn befreit und die Schnur mit dem Anhänger durchgeschnitten.
    Die Sirene jaulte noch, da war Max schon aus seinem Zelt hinaus. Ein Sandschleier wehte über den Sternenhimmel; der wirbelnde Staub zog so schnell wieder fort, wie er gekommen war. Feuer züngelte in der Dunkelheit – Max zählte drei, vier Männer mit brennenden Fackeln. Männer, die sich blaue Turbane um die Gesichter gewickelt hatten. Ein orangefarbener Schimmer, die perfekte Tarnung, strich durch die Schatten. Aladfar! War das der Grund für das ohrenbetäubende Geheul der Sirenen – der frei herumlaufende Tiger? Nein! Diese Araber waren bewaffnet. Das war ein Überfall.
    Max rannte quer durch das Gelände auf Fauvres Wohnung zu. Die Eindringlinge durchsuchten die Gebäude schnell und gründlich, einer von ihnen war schon zu den Zelten unterwegs. Er kam direkt auf Max zu. Dass der Mann kräftig war, war nicht zu übersehen, und Max hätte große Mühe gehabt, einem solchem Kämpfer Paroli zu bieten. Er wich zur Seite aus und rannte über einen Wall; im Schatten der Senke jagte eine Meute äthiopischer Wölfe herum wie Piranhas in einem dunklen Fluss. Der Mann folgte ihm dicht auf den Fersen. Um die Wölfe in Panik zu versetzen, warf er die brennende Fackel zu ihnen hinunter, vielleicht in der Hoffnung, der nur wenige Meter vor ihm rennende Junge würde die Nerven verlieren. Der Mann sprang auf ein zwei Meter hohes, betonverkleidetes Bewässerungsrohr, rannte bis ans Ende und sprang von dort auf einen Stahlträger, der auf verrosteten Altautos lag. Die körperlichen Strapazen des Lebens in der Wüste machten ihm die Jagd leicht. Ein halbes Dutzend Schritte noch, dann hatte er den Jungen eingeholt. Seine Hand war feucht von Schweiß, der Griff seines Schwerts glitschig. Er konnte sein Gewehr abschnallen und den Jungen mit einer Salve niederstrecken, doch ein Wüstenkämpfer tötete lieber mit dem Schwert. Er fasste fester zu.
    Max hörte den kräftigen Mann hinter sich durch den Staub stampfen. Er hatte sein Tempo absichtlich verlangsamt, so als sei er ins Taumeln geraten, denn er wollte seinen Feind mit dessen eigenen Waffen schlagen. Der Krieger stieß einen Siegesschrei aus, als er direkt hinter

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