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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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Retter rechtzeitig eintreffen oder man hat Glück und ein anderer Skiläufer sieht, wo man verschüttet ist.
    Der Mönch packte Max vorne an seiner Schneejacke und zog. Max strampelte und wand sich, um endlich ans Tageslicht zu kommen. Kalte Luft stach ihm ins Gesicht. Der Mönch wischte ihm mit seiner schwieligen Hand den klumpigen Schnee von den Augen. Max kletterte aus dem Loch. Die Landschafthatte sich verändert, aber er war auch bestimmt ein paar Hundert Meter weit den Hang hinabgestürzt, gefährlich nah an den Steilhang heran, der ungefähr auf halber Höhe des Berges lag. Die schneenasse Kutte schien den Mönch zu behindern. Der alte Mann ließ sich erschöpft zu Boden sinken. Hinter ihm schlängelte sich ein rötlicher Streifen gut zwanzig bis dreißig Meter über den Schnee. Das war die Strecke, die er gekrochen war, und Max war sofort klar, dass der Mann viel Blut verloren hatte. Zum Glück hatte der Mönch gesehen, wo Max in der Lawine untergegangen war.
    Max brauchte ein bisschen Zeit, bis sein Atem sich beruhigt hatte. Auf die Knie gesunken, tastete er vorsichtig seine Arme und Beine ab. Nichts gebrochen. Der alte Mann murmelte etwas. Max zog einen Handschuh aus und versuchte, den eisigen Matsch aus den Ohren herauszubekommen.
    »Ich helfe Ihnen«, schrie er. Aber er konnte sich selbst nicht hören. Die Kälte musste seine Trommelfelle beschädigt haben.
    Schwerfällig taumelte er die wenigen Schritte durch den lockeren Schnee zu dem alten Mönch. Jetzt konnte er sehen, wie groß dieser Mann war. Ein Riese. Und barfuß. Anscheinend hatte die Lawine ihm die Skier samt Stiefeln von den Füßen gerissen. Die langen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, sein Bart – verdrehte weiße und graue Strähnen – war völlig verfilzt. Auf seiner groben Kutte breitete sich ein Blutfleck aus.
    Der Boden unter Max’ Füßen bebte. Weiter oberhalb rumpelte es wieder. Sie waren immer noch nicht in Sicherheit. Der Mönch schüttelte murmelnd den Kopf, schob sich die Haare aus Mund und Augen und sah Max mit einem Gesichtsausdruck an, in dem sich Panik und Wahnsinn mischten. Er versuchte aufzustehen, fiel aber wieder hin. Er würde unmöglich durch den tiefen Schnee gehen können. Max taumelte zu ihm hin,bekam es aber plötzlich mit der Angst zu tun. Der Mönch war einen Meter tiefer gerutscht. Der Schnee bewegte sich wie Sand auf einer abschüssigen Düne. Der Mönch riss die Augen auf. Er wusste, was geschah, und warf sich bäuchlings auf den Boden, um nicht noch weiter in die Tiefe gerissen zu werden.
    Plötzlich stoppte die Abwärtsbewegung. Auch Max hatte sich flach auf den Boden gelegt und robbte auf den Mönch zu wie jemand, der sich über dünnes Eis bewegt, um einen Ertrinkenden zu retten.
    »Nicht bewegen! Ich komme. Ich bringe Sie von hier weg.« Er konnte seine eigene Stimme wieder hören, wenn auch nur dumpf. Und er hatte keine Ahnung, wie er sich selbst von dem Berg retten sollte, geschweige denn den Verletzten.
    Der Mönch ächzte vor Anstrengung, als er auf Max zukroch; blutiger Speichel hing in seinen Barthaaren. Er streckte einen Arm aus und sah Max in die Augen. Max packte ihn am Handgelenk und bemerkte erst jetzt, dass der andere Arm verletzt war, entweder von der Lawine oder von der Gewehrkugel. Der Mann musste enorme Schmerzen überwunden haben, um Max aus dem Schnee zu graben.
    Und wieder geriet der Hang in Bewegung. Eine riesige Schneefläche löste sich, und sie rutschten wie auf einer Eisscholle bergab. Max ließ den stöhnenden Mönch nicht los. Als er seine Füße in den Schnee stemmte, spürte er einen harten Druck auf der Brust, offenbar von einem Felsen unmittelbar unter der Oberfläche. Das gab immerhin etwas Halt.
    »Ez ihure ere fida – eheke hari ere«, schrie der Mönch in einer Sprache, die Max noch nie gehört hatte.
    »Ich verstehe nicht! Je ne comprends pas! « , brüllte Max zurück und konnte nur hoffen, dass der Mönch Französisch verstand.
    Als der Griff des Mönchs sich lockerte, packte Max noch fester zu. Die bloßen Arme unter der Kutte waren muskulös und sehnig, aber glitschig von Blut und Schweiß, sodass er ihn nicht richtig halten konnte.
    Und dann sah Max etwas, das ihm den Atem stocken ließ.
    Zweihundert Meter entfernt verschwand still und ohne Vorwarnung eine riesige Schneefläche. Sackte einfach weg ins Nichts. Andere folgten. Der Hang war nicht so stabil, wie er ausgesehen hatte. Der Schnee war über einer tiefen Schlucht aufgestaut gewesen und das letzte Beben

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