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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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sich jetzt auch noch Angst – er wusste ja nicht, ob die Männer noch im Gebäude waren –, trotzdem hämmerte er so laut gegen die Tür, dass man Tote damit hätte wecken können. Zum Glück beklagte sich niemand.
    Mach schon! Geh AUF!
    Noch ein Tritt, noch ein Ruck und der Riegel krachte zurSeite. Die Tür flog auf, gleichzeitig schoss die Bahre nach vorn und als sie Sayid rammte, warf Max sich nach hinten.
    Sayid schlug verschlafen die Augen auf und gähnte, während er sich auf den Fußboden gleiten ließ.
    »Max?«
    Dann kam die Erinnerung zurück.
    »Wo ist dieser Kerl?«
    »Weg«, sagte Max und zog sich den anderen Stiefel an. »Und wir verschwinden jetzt auch von hier.«
    »Toll. Und warum hast du bloß einen Stiefel an?«
     
    Bobby blendete kurz die Scheinwerfer auf, als er die beiden aus demselben dunklen Bereich wie vorhin die zwei Männer kommen sah.
    »Hab mir schon Sorgen gemacht«, sagte er, als Max Sayid im Rollstuhl vor die Schiebetür des Kleinbusses schob.
    Einer von Bobbys Freunden half Sayid auf die Matratze hinten im Bus und sicherte ihn links und rechts mit zusammengerollten Schlafsäcken.
    »Bestimmt nicht so viel wie ich«, sagte Max und klappte den Rollstuhl zusammen.
    »Hast du die beiden Knochenbrecher gesehen?«
    »Allerdings. Die waren hinter uns her. Wenn ich nur wüsste, wer das ist. Wahrscheinlich denken sie, ich hätte was mit Sophies Tierschützern zu tun.«
    Er saß jetzt vorne bei Bobby, und Sayid hatte sich mit einem Schlafsack zugedeckt.
    »Sophie? Was für eine Sophie?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Max und faltete die schmuddelige Landkarte auf, die auf dem Armaturenbrett gelegen hatte. »Auf jeden Fall muss ich nach …« Er fuhr mit einemFinger die Landstraße von den Bergen zur Küste ab. »Ungefähr hier. La Vallée de la Montagne Noire.«
    »Wir wär’s mit Biarritz? Du musst dich mal was ausruhen, Mann«, sagte Bobby, während er langsam auf die leere Straße einbog.
    »Setz mich da ab und sag mir, wo du hinfährst. Morgen Abend komme ich nach.« Max rieb sich die Müdigkeit aus den Augen. »Jetzt muss ich erst einmal nachdenken, ich darf auf keinen Fall einnicken. Kannst du Musik anmachen?«
    »Klar. Und was ist mit ihm?«, fragte Bobby und zeigte auf Sayid, der schon wieder eingeschlafen war und jeden Moment zu schnarchen anfangen würde.
    »Der hat genug geschlafen, das reicht für eine Ewigkeit. Lass krachen.«
    Bobby machte das Radio an. Laute Rockmusik dröhnte aus dem Kleinbus, als sie auf die Bergstraße zusteuerten.
    In wenigen Stunden waren Bobby und die anderen am wilden Atlantik.
    Und Max hatte ein Rendezvous mit einem Toten.

6
    D ie imposanten Berge ragten wie schwarze Wächter in den Nachthimmel.
    Auf dieser Seite der Montagne Noire lag erst oberhalb von achthundert Metern Schnee. Aber das mit kurzem Gras und Geröll bedeckte Gelände machte das Gehen mühsam, und so hielt sich Max bei seinem Weg bergauf an die verschlungenen Vieh- und Ziegenpfade, bis er endlich eine Zuflucht vor dem immer kälter werdenden Wind gefunden hatte.
    Früher wurden diese aus Steinen errichteten Berghütten von Schäfern benutzt, wenn sie die Ziegen und Schafe zum Markt ins Tal brachten. Das Einsammeln der verstreut umherlaufenden Tiere konnte Tage dauern.
    Seit drei Stunden war Max nun unterwegs, immer bergauf, nachdem Bobby den unteren Pass des Bergs überquert und ihn dann abgesetzt hatte. Max hatte in den vergangenen vierundzwanzig Stunden kaum geschlafen und war ungeheuer müde. Er hatte es so weit geschafft, und das alles wäre sinnlos gewesen, wenn er jetzt einen Fehler machte. Wenn er auf diesen steilen Hängen den Halt verlor und über die Felsen nach unten stürzte, würde er sich ernsthaft verletzen.
    Max aß ein paar Brote aus seinem Rucksack. In der Hütte gab es auch Brennholz und einen kleinen Ofen, aber er hatte nicht vor, seine Anwesenheit durch Anzünden eines Feuers kundzutun. Er verzichtete auch darauf, in seinen Schlafsack zusteigen. Er wollte sich schnell aus dem Staub machen können, falls es plötzlich brenzlig werden würde.
    Er zog den Ärmel hoch, um auf die Uhr zu sehen, aber die war ja nicht mehr da, die hatte ihm der sterbende Mönch vom Handgelenk gerissen. Es tut mir so leid, Dad. Ich konnte nichts machen. Ich hab’s versucht. Aber ich konnte ihm einfach nicht helfen. Einsamkeit überkam ihn wie ein Frösteln, als er an seinen Vater dachte. Sein Dad im Sanatorium, nicht mehr Herr seiner Sinne – in einem Zustand zwischen Wachen

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