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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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zur Hütte zurück und die Ahnung von Gefahr schrillte in seinem Kopf wie ein Feueralarm.
    Und sein Instinkt trog ihn nicht.
    Der Mörder des Mönchs verfolgte aus über einem Kilometer Entfernung durch ein Präzisionsfernrohr jede einzelne seiner Bewegungen.
     
    Max hatte sich das Innere der Hütte ganz anders vorgestellt. Zunächst einmal war sie größer, als sie von außen aussah. Dicke Mauern trotzten Kälte und Wind, und mochte Zabala auch Einsiedler gewesen sein, hatte er sich das Leben in dem kargen Gebäude doch so angenehm wie möglich gemacht.
    Ein Polstersessel, Bücherregale, ein Kofferradio, Öllampen und ein Ofen – was konnte ein Einsiedler mehr verlangen? Ein stabiles Bett mit einer dicken Matratze, Daunendecke und rotem Überwurf nahm eine Ecke des Raums ein und plötzlich empfand Max so etwas wie Neid. Das musste ein behaglicher, warmer, sicherer Ort gewesen sein. Jedenfalls bevor hier jemand alles verwüstet hatte. Nur das Bett stand noch an seinem Platz; alles andere war umgeworfen. Die Regale lagen zertrümmert am Boden, Bücher waren zerfetzt, sogar der alte Teppich auf dem Steinboden war umgeschlagen. Max legte automatisch den Handrücken an den Ofen. Eiskalt, natürlich. Ein kalter Kamin ist so einladend wie ein Grab. Woher er diesen Spruch kannte, wusste er nicht mehr, aber die Aussage war nicht zu bestreiten. Er legte den Rucksack ab und begann sich in dem Chaos umzusehen. Er hob ein paar Bücher auf, aber jeder Versuch, hier aufzuräumen, war sinnlos.
    Es sah aus, als sei ein Sturm durch die Hütte gefegt. Ein Minitornado, der alles von den Wänden geschleudert hatte. Der Sessel war aufgeschlitzt, die Füllung herausgerissen. Die Matratze war an einer Längsseite aufgeschnitten, Bücher aus ihren Einbänden gerupft. Spitze Glasscherben ragten aus zerschmetterten Bilderrahmen.
    Blinder Vandalismus. War das der Mörder des Mönchs gewesen oder konnte es sein, dass hier ein Bär gewütet hatte? Es gab hier oben ja Bären. Der Klimawandel hatte zur Folge, dass sie nicht mehr wie früher Winterschlaf hielten. Ein hungriger Bär könnte das durchaus angerichtet haben.
    Max entdeckte kleine dunkle Flecken an der weiß getünchten Wand, besonders viele am Rand der Matratze und einige dickere Tropfen am Boden. Als er mit den Fingern darüberstrich, war gleich klar, worum es sich handelte: Blut.
    Überall waren Kampfspuren zu sehen. Zabala, ein großer, starker Mann, musste seinen Gegner mit einem Schlag außer Gefecht gesetzt haben. Das hatte ihm Zeit gegeben, sich die Skier anzuschnallen und zu fliehen. Nach der Lawine war der Mörder hierher zurückgekommen und hatte hektisch nach etwas gesucht – aber was? Max befühlte den Anhänger. Das musste es gewesen sein.
    Er bückte sich und wühlte in den Trümmern. Da war kaum noch etwas zu retten und nichts dabei, das irgendeinen Wert zu haben schien. Auch nichts, das Max einen Hinweis auf Zabalas Geheimnis gab. Die Bücher waren aus allen möglichen Wissensgebieten. Er sah sie sich genauer an. Quantenphysik, Astronomie, Astrologie, Religion, Mythen und Legenden, Umweltschutz, Tierpsychologie. Der Mönch war ein sehr belesener Mann gewesen.
    Einzelne Blätter eines Sammelalbums lagen umher, auf die verblichene Zeitungsausschnitte geklebt waren. Sie handelten von Zabala. Er sammelte alle auf, die nicht zerrissen waren, faltete sie zusammen und steckte sie ein, um sie später zu lesen – jetzt aber hatte er erst einmal etwas Interessanteres entdeckt.
    Max hob einen der zerbrochenen Fotorahmen auf. Vorsichtig entfernte er die Glassplitter und fluchte, als er sich dabei inden Finger schnitt. Verdammt! Kleine Schnittwunden schienen immer heftiger zu bluten als große. Er zog sein Halstuch über den Kopf, bekam aber mit einer Hand den Knoten nicht auf. Der Finger blutete stark; Max wischte die Hand an dem alten Sessel ab. Ein Stück Tuch lag zwischen den Papieren, er nahm es und wickelte es hastig um den tropfenden Finger. Er hatte eine kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung im Rucksack – aber der Finger konnte noch warten. Zuerst musste er sich das Foto etwas genauer ansehen.
    Behutsam entfernte er die restlichen Glasscherben und trat mit dem Foto ans Fenster. Der alte Schwarz-Weiß-Abzug sah aus, als sei er vor mindestens zwanzig Jahren gemacht worden. Die zwei Männer auf dem Bild standen nebeneinander und blickten lächelnd in die Kamera. Sie trugen lange Hosen und langärmelige Hemden. Die Sonne schien; sie hatten die Augen in dem grellen Licht halb

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